Landumlegung mit gelungenem Ergebnis

Während 16 Jahren war die Landumlegungs-Genossenschaft N4 am Werk. Der Vorstand versah seine Arbeit mit grosser Umsicht. Keine Einsprache wurde weitergezogen – und heute sind die Landbesitzer zufrieden.

Von hier in Dachlissen bis zum Islisberg reichte das Gebiet der Landumlegungs-Genossenschaft. Von links: Hans Bachmann, Ruedi Werder und Bernhard Jordi. (Bild Marianne Voss)
Von hier in Dachlissen bis zum Islisberg reichte das Gebiet der Landumlegungs-Genossenschaft. Von links: Hans Bachmann, Ruedi Werder und Bernhard Jordi. (Bild Marianne Voss)

Am 21. Oktober 1998 wurde von Gesetzes wegen die Landumlegungs-Genossenschaft N4 gegründet. Gut 100 Eigentümerinnen und Eigentümer, deren Land vom Bau der Autobahn betroffen war, wurden «automatisch» zu Mitgliedern. Für die alte Linienführung der Autobahn durchs Knonauer Amt hatte der Kanton Zürich schon in den 1950er-Jahren genügend Land erworben. Durch die neue Linienführung wurde nun jedoch mehr und anderes Land beansprucht. Somit stellte sich die Frage, wie das Land nun neu und umverteilt werden soll.

Das Ziel der Gründung einer Genossenschaft besteht darin, Land nicht auf dem unschönen Enteignungsweg, sondern durch Umlegungen für eine Autobahn frei zu machen. Natürlich strebt man dabei an, dass sich die Betroffenen mit den vorgeschlagenen Lösungen einverstanden erklären können – und schliesslich auch wirklich zufrieden sind.

Das Gebiet der neu gegründeten Genossenschaft reichte von Dachlissen bis zum Islisbergtunnel. In den Vorstand gewählt wurden damals Hansjörg Schneebeli (Obfelden), Bernhard Jordi (Affoltern), Ernst Meier (Obfelden), Hans Rinderknecht (Hedingen), Adrian Weber (Mettmenstetten) und Josef Wiss (Affoltern). Präsident war Landwirt Hans Staub aus Wädenswil, der als neutraler Auswärtiger bereits Erfahrungen mit Landumlegungen mitbrachte. Als Aktuar konnte das Nicht-Mitglied Werner Zbinden aus Obfelden gewonnen werden. Und für die fachtechnische Ausführung wurde das Büro gpw beauftragt. Ruedi Werder von gpw leitete nicht nur die Bodenuntersuchungen, sondern auch die Gespräche und die Behandlung der Einsprachen.

Menschliche Herausforderung

16 Jahre nach der Gründung sitzen heute drei Männer am Tisch und unterhalten sich mit dem «Anzeiger»: Ruedi Werder, Landwirt Bernhard Jordi und Hans Bachmann, der als eine der zuständigen Amtspersonen vom Kanton (ALN) dem Vorstand beratend zur Seite stand. Gerne berichten sie von der spannenden, anspruchsvollen aber auch befriedigenden Aufgabe von damals. Sie erklären das Vorgehen, nach welchem das Land zuerst qualitativ bewertet wird, denn die Umlegung erfolgt nicht gemäss Quadratmetern, sondern gemäss Qualität.

Durch die neuen Auflagen im Autobahnbau – wie Lärmschutz oder ökologische Ausgleichsflächen – wurde immer mehr Land beansprucht. Der Kanton konnte diese nötigen Flächen rechtzeitig finden und erwerben. Ruedi Werder betont im Rückblick die menschliche, emotionale Herausforderung bei der Planung einer Landumlegung. «Kein Computerprogramm kann auf die Menschen eingehen.» Alle 100 Eigentümer seien persönlich eingeladen worden, und man habe ihre Wünsche angehört. Dann konnten sie gegen die erste Planauflage Einsprache einlegen. Dieses Mittel wurde auch benutzt, von vielen. Doch nach sieben Arbeitstagen waren fast alle Einsprachen vom Tisch. «Durch unzählige Gespräche konnten wir erreichen, dass schliesslich keine Einsprache weitergezogen wurde», stellt Ruedi Werder mit Genugtuung fest. Hier habe auch der umsichtige und erfahrene Präsident, Hans Staub, mitgewirkt und massgeblich zu dem positiven Ergebnis beigetragen. «Es war keine leichte Aufgabe, denn es ging für die Landbesitzer ja eben nicht um Quadratmeter, sondern um menschliche Fragen und emotionale Entscheidungen über ihren Grund und Boden.»

Zufriedene Landbesitzer

2002 begann der Bau des Autobahn-Trassees, 2004 war die Zuteilung des Landes abgeschlossen, und 2009 wurde die A4 eröffnet. Danach folgten noch zahlreiche Nacharbeiten wie die Klärung von Wegrechten, das Bauen von neuen Wegen, das Bestimmen von Grenzen oder das Legen von Drainagen. Am 27. August 2014 konnte sich die Genossenschaft auflösen, bis Ende Jahr sollte der Beschluss endgültig vom Regierungsrat des Kantons Zürich bestätigt sein.

Und was bleibt? «Eine gute Sache!», sind sich alle drei am Tisch einig. Bernhard Jordi erklärt: «Der Bewirtschaftungswert ist hoch. Es wurde darauf geachtet, dass die Parzellen gut liegen. Sie sind praktisch zu bewirtschaften, haben sinnvolle Grössen und liegen nahe beieinander.» Zudem sei das neue Feld- und Waldwegnetz ist für Bewirtschafter und die Bevölkerung ein Gewinn. Ruedi Werder ergänzt: «Es wurde nichts Unnötiges gemacht, aber alles, was nötig war – und niemand musste schlechtes Land übernehmen.» Hans Bachmann weist zum Schluss nochmals darauf hin, wie entscheidend der emotionale Bereich bei dieser Arbeit war, «mindestens so wichtig wie der fachliche.»

Alle drei – und auch die nicht anwesenden Mitglieder des Vorstands – dürfen zu Recht sagen: «Es war ein anspruchsvoller Prozess. Wir haben gute Lösungen gefunden, die noch heute Freude machen, denn alle sind zufrieden.»

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