Nicht Kultur, sondern Finanzierungsfragen im Vordergrund

Wenn nicht die Kultur, sondern Finanzierungsfragen im Vordergrund stehen, dann ist beim «LaMarotte» in Affoltern Mitgliederversammlung – so auch bei der 18. Auflage am Mittwoch. Zum ersten Mal beschlossen die Mitglieder eine 20-Prozent-Erhöhung des Mitgliederbeitrags.

Der Vorstand des Kulturvereins LaMarotte, von links: Goggo Zweifel, Marcel Landolt, Präsident Daniel Breuss, Geschäftsführerin Isabelle Schaetti, Hansruedi Huber und Hans-Ruedi Widmer. <em>(Bild Werner Schneiter)</em>
Der Vorstand des Kulturvereins LaMarotte, von links: Goggo Zweifel, Marcel Landolt, Präsident Daniel Breuss, Geschäftsführerin Isabelle Schaetti, Hansruedi Huber und Hans-Ruedi Widmer. <em>(Bild Werner Schneiter)</em>

Fast 90 Mitglieder des Kulturvereins LaMarotte versammelten sich im schmucken Kellergewölbe am Centralweg 10 in Affoltern am Mittwoch zur Mitgliederversammlung. Dichtgedrängt lauschten sie den Worten von Präsident Daniel Breuss, der in seinem Jahresbericht das Thema «Kultur und Geld» in den Vordergrund stellte. Kulturelles, wie im «LaMarotte» in den jährlich rund 90 Veranstaltungen dargeboten, lasse sich nicht kopieren, aber eben auch nicht einfach so finanzieren. Doch stelle das einen Wert dar, der geeignet sei, Menschen glücklich zu machen. «Eine Stadt wie Affoltern müsste sich das leisten können. Sie wird dadurch lebendig, nicht wegen der Grossverteiler», sagte Breuss unter Applaus. Er nannte ein paar Höhepunkte aus dem vergangen Jahr und hob auch den Wert der Helferinnen und Helfer hervor, die sich glücklicherweise «fast immer» finden liessen. Sein Dank galt nicht nur ihnen, sondern auch privaten Spendern und Sponsoren, auf die das «LaMarotte» in hohem Mass angewiesen ist, um beispielsweise faire Gagen zahlen zu können. Diese steuerten 2018 zwar knapp 18’000 Franken bei, aber auch das Engagement der öffentlichen Hand ist unabdingbar. Allerdings ist der jährliche Beitrag des «Migros-Kulturprozents» ist mit einem Fragezeichen behaftet. Denn es ist noch nicht sicher, ob sich die Migros über das Jahr 2019 finanziell beteiligen wird. Hier geht es um einen Beitrag von 5000 Franken pro Jahr. Zudem hat der Kanton den Beitrag von jährlich 70’000 auf 60’000 Franken reduziert, weil erstens der Unterschied der finanziellen Beteiligung von Stadt Affoltern und Kanton zu gross und das «LaMarotte»-Defizit aus Kantonssicht zu klein ist. Gemäss der Rechnung 2018 sind es 4300 Franken. «Das ist ein Damoklesschwert über uns», sagte «LaMarotte»-Geschäftsführerin Isabelle Schaetti. Sie fügte bei, dass das Geld von Stiftungen auch nicht mehr einfach so locker fliesse.

Noch unklar ist ausserdem, was mit der Sonderausschüttung der ZKB zu ihrem 150-Jahre-Jubiläum 2020 passieren wird. Die Stadt Affoltern, die hier 390’000 Franken erwarten kann, will ein Reglement ausarbeiten, wie Vereine und andere Institutionen unterstützt werden sollen («Anzeiger» vom 2. April). Klar ist, dass das «LaMarotte» die Ticketpreise nicht erhöhen kann. «Hier bewegen wir uns an der oberen Schmerzgrenze», sagte Daniel Breuss.

Gesamtaufwand von fast 490’000 Franken

Bleibt also eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge um 20 Prozent. Die GV stimmte diesem Antrag einstimmig zu und genehmigte das Budget 2019 – ebenso ohne Gegenstimme. Nachdem die Rechnung zum dritten Mal mit einem Minus abschloss (2018: 4300 Franken), sieht auch der Voranschlag 2019 ein Defizit von 3700 Franken vor. Nun hofft man, dass sich dieses prognostizierte Minus mit höherem finanziellem Engagement der Mitglieder letztlich ausmerzen lässt. Bei rund 400 Mitgliedern wären das jährliche Mehreinnahmen von etwa 5000 Franken. Die Bedeutung des Kulturvereins LaMarotte illustriert ein Blick auf den für 2019 budgetierten Gesamtaufwand, der sich auf knapp 490’000 Franken beläuft.

Die Mitglieder stimmten auch einer Statutenänderung zu. So muss der Termin für die Mitgliederversammlung spätestens vier Wochen im Voraus bekannt gegeben werden. Und Anträge zuhanden der Versammlung müssen dem Vorstand mindestens zwei Wochen vor diesem Termin bekannt sein. Unbestritten auch das letzte Traktandum: Alle Vorstandsmitglieder wurden per Akklamation bestätigt. Nachdem dann bekannt wurde, dass Michael Bommel als neuer Revisor Christian Kägi ablöst, fielen dann Ländlermusik und Schinken die Hauptrollen zu.

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