Essbare Insekten zum Frühstück

Vergangenen Freitag reisten aus dem ganzen Kanton Förster und Personen mit forstlicher Ausbildung nach Affoltern zur GV des Berufsverbands. Noch vor dem Frühstück erfuhren die Mitglieder in einem spannenden Vortrag Wissenswertes über essbare Insekten. Beim Waldzmorgä gabs dann nebst Spiegeleiern und Speck auch Larven und Raupen.

Rund 150 Personen aus dem ganzen Kanton Zürich nahmen an der Generalversammlung und dem Rahmenprogramm im Kasinosaal Affoltern teil. <em>(Bilder Marianne Voss)</em>

Rund 150 Personen aus dem ganzen Kanton Zürich nahmen an der Generalversammlung und dem Rahmenprogramm im Kasinosaal Affoltern teil. <em>(Bilder Marianne Voss)</em>

Das OK der Generalversammlung vor dem Wagen von WaldZürich. Hinten von links: Kreisforstmeister Jürg Altwegg, Flurin Farrér, Matthias Luchsinger, Robi Püntener und Damian Wyrsch. Vorne: Ueli Müller und Corsin Riatsch.

Das OK der Generalversammlung vor dem Wagen von WaldZürich. Hinten von links: Kreisforstmeister Jürg Altwegg, Flurin Farrér, Matthias Luchsinger, Robi Püntener und Damian Wyrsch. Vorne: Ueli Müller und Corsin Riatsch.

Waldzmorgä-Büffet: Kantonsforstingenieur Konrad Noetzli mit den geräucherten Raupen.

Waldzmorgä-Büffet: Kantonsforstingenieur Konrad Noetzli mit den geräucherten Raupen.

Schon früh morgens, ab sieben Uhr, trafen die Mitglieder des Verbands Zürcher Forstpersonal in Affoltern ein. Dieses Jahr war der Forstkreis 1 für die Organisation der Generalversammlung verantwortlich. Ein OK mit Förstern aus unserer Region hatten zusammen mit dem zuständigen Kreisforstmeister, Jürg Altwegg, einen ganz besonderen Anlass geplant: Zuerst ein Vortrag über «Food from Wood», danach ein umfangreicher Waldzmorgä und zum Schluss die offizielle Generalversammlung.

Der Kasinosaal zeigte sich in waldhaftem Outfit: Vor dem Eingang stand ein Wagen mit grossen Holzskulpturen. Es handelte sich um den Wagen von WaldZürich, der anlässlich des 100-Jahre-Jubiläums am Sechseläuten mitfahren konnte. Der gedeckte Eingangsbereich war geschmückt mit zahlreichen Bäumen, und die wunderschöne Dekoration im Saal mit viel Grün passte zu den Themen des Verbands.

Nahrungsmittel vom Holz

Das Referat vom Journalisten, Künstler, Pilz- und Insektenspezialisten Daniel Ambühl war so früh am Morgen vor dem Frühstück in mancher Hinsicht etwas gewöhnungsbedürftig. Der Referent vermochte jedoch über das Thema so spannend, anschaulich und humorvoll zu berichten, dass alle Augen und Ohren der rund 150 Anwesenden – darunter knapp zehn Frauen – ganz offen waren. Bei einigen Bildern von bis zu 150 Gramm schweren und handgrossen Käferlarven oder -puppen, die in Ländern wie in der Demokratischen Republik Kongo zum Speisezettel gehören, wurden an den Tischen die Stirnen gerunzelt, aber auch geschmunzelt oder gelacht.

Daniel Ambühl arbeitet mit der ZHAW an einem Forschungsprojekt, wo es darum geht, wie aus Holz Nahrungsmittel produziert werden können. «In einem Holzschneidebrett befindet sich gleich viel Energie wie in einem Kilogramm Brot», erklärte er. «Aber Holz können wir Menschen nicht verwerten.» Seine Grundidee ist der Weg vom Holz über essbare Pilze zu essbaren Insekten bis zu hochwertigem Kompost. Er gab den Anwesenden einen Crashkurs, wie essbare Larven zum Beispiel von Hirschkäfern gezüchtet werden können. Die Grundsteine sind weissfaules Holz und natürlich ein Käferpärchen.

Larven und Raupen auf dem Teller

Daniel Ambühl berichtete von seinen Erfahrungen im Regenwald, wo es für die Menschen zur Kultur gehört, die Larven von Riesenkäfern zu essen. Auch geräucherte Raupen seien dort ein Festmahl. Er sprach von den «Scampi der Zukunft» oder von «neuen landwirtschaftlichen Nutztieren» und löste damit natürlich viel Heiterkeit aus. «2013 lancierte die WHO die Idee, die Ernährung weltweit durch die Produktion von essbaren Insekten zu verbessern», führte der Referent weiter aus. Und er zeigte die Problematik auf, dass heute Regenwälder abgeholzt werden für Futtersoja-Produktion oder zur Gewinnung von Rinderweiden.

Ein anderes Gebiet sei die Drohnenbrut, erklärte er. «Bei der Bienenzucht in der Schweiz werden die Drohnenlarven weggeworfen, da sie nicht als essbare Insekten deklariert sind. 100 Tonnen pro Jahr werden vernichtet.» Wie schmackhaft diese kleinen, weissen Larven sind, wenn sie mit Honig angebraten werden, konnte das bodenständige Publikum beim anschliessenden Waldzmorgä testen. Auch geräucherte Raupen aus dem Kongo waren auf dem Buffet angerichtet. Daneben befanden sich natürlich der gewohnte Schinken, Käse oder auch das Birchermüesli. Die Warteschlange bei den Spiegeleiern und der Rösti war zwar lang, aber fast alle hatten auf dem Teller neben dem Speck auch ein paar Larven oder eine Raupe liegen. Das ausführliche, gemeinsame Frühstück diente dann dem Geschmacksaustausch über die essbaren Insekten aber auch dem Gedankenaustausch über Fachfragen, Herausforderungen oder bevorstehende Veranstaltungen. Und bei einem Glas Weisswein kam die Geselligkeit auch nicht zu kurz.

Anspruchsvolles Waldjahr

Die offizielle Generalversammlung wurde vom Präsidenten des Verbands, Martin Gross vom Forstrevier Freienstein, geleitet. Der Verband zählt 268 Mitglieder, 107 waren an der Versammlung anwesend, zudem zahlreiche Gäste. Stadtpräsident Clemens Grötsch hiess die Gäste in Affoltern willkommen und berichtete über ein paar Besonderheiten des Ortes.

Die üblichen Traktanden wurden zügig behandelt und gaben zu keinen Diskussionen Anlass. Im Jahresbericht hielt der Präsident Rückschau auf ein herausforderndes Waldjahr mit Sturm, Trockenheit, Waldbrandgefahr, Borkenkäfern und Eschentriebsterben. «Um die vielfältigen Aufgaben bewältigen zu können, gab es ein erfreuliches Zusammenrücken in der Waldbranche. So wurden doch etliche Arbeitseinsätze über die Reviergrenzen hinaus durchgeführt.» Sein Blick in die Zukunft: «Wir müssen offen sein für neue Baumarten und übernehmen, was uns die Natur vorzeigt und gibt.»

Informationen zum 100-Jahre-Jubiläum von WaldZürich (Verband der Waldeigentümer), vom Dachverband Schweizer Forstpersonal sowie vom Kantonsforstingenieur Konrad Noetzli rundeten die Versammlung ab. Er sprach über die Bekämpfung des Borkenkäfers – eine Massnahme für den Forstschutz, die unterstützt werde –, über Sturmvorsorge und den Klimawandel. Er erklärte: «Zur Verminderung der Treibhausgase wird Holz als Baustoff und als Energieträger angestrebt.»

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