«Z’Schlemmen und Z’Schwelgen»

Unter dem Motto «Z’Schlemmen und Z›Schwelgen» feierte Rifferswil vergangenes Wochenende das Sommerfest, den zweiten Anlass zum 1000-Jahr-Jubiläum. Die Dorfbevölkerung und viele Gäste aus der Umgebung genossen die vielfältigen Attraktionen. Besondere Höhepunkte waren die Einweihung des Dorfbackofens und das Reformationstheater.

Fröhliches Treiben am antiken Handwerksmarkt: im Vordergrund die Schmiede, hinten der Teuchelbohrer. <em>(Bilder Marianne Voss)</em>

Fröhliches Treiben am antiken Handwerksmarkt: im Vordergrund die Schmiede, hinten der Teuchelbohrer. <em>(Bilder Marianne Voss)</em>

Ein Spanferkel am Spiess und die Verantwortlichen für das Sommerfest, Daniel Suter (links) und Christof Hotz.

Ein Spanferkel am Spiess und die Verantwortlichen für das Sommerfest, Daniel Suter (links) und Christof Hotz.

Reformationstheater: Die Bauernfamilie ist fasziniert über das gedruckte Schriftstück aus der Bibel.

Reformationstheater: Die Bauernfamilie ist fasziniert über das gedruckte Schriftstück aus der Bibel.

1000 Jahre Rifferswil! Das ist ein Grund, um mehrmals zu feiern und zu festen. Den Auftakt machte das Frühlingsfest Ende Mai. Am vergangenen Wochenende genoss die Bevölkerung bei angenehmem Wetter nun das vielfältige Sommerfest. Schon am Samstagmittag tummelten sich zahlreiche Besucherinnen und Besucher auf dem Dorfplatz zwischen den Ständen des historischen Handwerkmarktes, wo unter anderem bei den Arbeiten in einer Schmiedewerkstatt oder am Teuchelbohrer zugeschaut werden konnte. An vielen Ständen wurden auch kulinarische Köstlichkeiten mit Gebratenem und Gebackenen aus der Region zum Schlemmen angeboten – dies ganz passend zum Motto des Festes: «Z’Schlemmen und Z›Schwelgen». Nebst Pizza, Würsten oder Kuchen gab es auch Säuliämtler Schwein vom Spanferkel, das sich während einiger Stunden über dem Feuer drehte.

Der Start des Festes war die Eröffnung des Dorfbackofens, der im ehemaligen Feuerwehrhäuschen eingebaut ist. Der Musikverein Harmonie Hausen spielte das eigens für das Jubiläum komponierte Riffi-Lied auf und lockte mit der Musik die Menschen aus den Häusern auf den Dorfplatz. «Wir wollten etwas erschaffen, das über das Jubiläum hinausgeht und das die Menschen zusammenbringt», erklärte Gemeindepräsident Christoph Lüthi. Der Backofen werde von einer Betriebskommission betreut und könne von allen aus der Region benutzt werden. Und er betonte: «Dieses Projekt wurde ausschliesslich von Spenden finanziert. Die Steuergelder werden dadurch mit keinem Rappen tangiert.»

Reformation in Rifferswil

Zu den Höhepunkten am Samstagnachmittag gehörte auch das Reformationstheater mit dem Titel: «Wie s’Elsi de Pfarrer ghürate hät». An dem Freilichttheater der Kirche Rifferswil wirkten 35 Frauen, Männer und Kinder aus dem Dorf und der Umgebung mit. Der Initiant des Theaters war Kirchenpflegepräsident Urs Guldener. Bei der Umsetzung wurde er von Nadine Urmi, Christine Weiss, Thomas Schmied und Thomas Steinmann unterstützt.

Das Interesse an der Aufführung war sehr gross. Einige Hundert Zuschauerinnen und Zuschauer wanderten von Schauplatz zu Schauplatz wo verschiedene Szenen gespielt wurden – Geschichten, wie sie sich im Jahr 1521 in Rifferswil ereignet haben könnten. Schon der Beginn auf dem Dorfplatz, wo die Reisläufer aus den Kriegsdiensten heimkehrten und von den religiösen Neuerungen in Zürich erfuhren, war beeindruckend. Inhaltlich ging es um die Liebesgeschichte von Pfarrer Johann Ammann, der sich in die ehemalige Nonne Elsi verliebt hatte. Und rund um dieses skandalöse Ereignis wurde anschaulich dargestellt, wie verunsichernd die reformatorischen Gedanken für die einfache Bevölkerung waren. Was sollten sie nun glauben? Zu wem beten, wenn die Heiligenbilder im Bach Richtung Aargau davonschwammen?

Gott versteht Züritüütsch

Die Schauspielerinnen und Schauspieler liessen das Publikum in die Geschehnisse jener Zeit eintauchen und zeigten humorvoll und mit viel Überzeugung auf, wie schwierig es vermutlich war, sich an den neuen Glauben und den persönlichen, direkten Zugang zu Gott – ohne Ablass und Beichte – zu gewöhnen. «Mit Gott reden kann man jetzt selber», hiess es. Und der lateinischen Liturgie wurde entgegengehalten: «Gott versteht jetzt auch Züritüütsch.»

In den verschiedenen Szenen traf das Publikum zum Beispiel den Herrn Pfarrer Ammann beim Mittagessen mit seiner geliebten Elsi oder hörte in der Kirche, wo sich die Frauen links und die Männer rechts zu setzen hatten, eine gesalzene Predigt, natürlich auf Deutsch. Auch die Anstellung von Heinrich Bullinger im Chloschter Chappel mit dem Auftrag, der Bevölkerung das Lesen und Schreiben beizubringen, wurde dargestellt. Hinter der Kirche war auf der Wiese eine einfache Bauernfamilie an der harten Arbeit für ihr tägliches Brot. In dieser Szene traten zur allgemeinen Erheiterung sogar zwei Geissen auf. Die Buben hatten sie auf dem Heimweg vom Säulimarkt in Zürich unterwegs gefunden. Die Tiere wurden angebunden, und dann erzählten die Kinder ganz aufgeregt, was sie in Zürich gesehen und gehört hatten über den Zwingli und den neuen Glauben. Sie brachten auch ein gedrucktes Schriftstück mit, das mühsam entziffert wurde – und für die Kinder war klar, dass sie unbedingt leben und schreiben lernen möchten. Zum Abschluss des Theaters verkündete Pfarrer Ammann auf dem Dorfplatz offiziell seine Verlobung und lud alle zum einem Umtrunk ein.

Das Sommerfest dauerte bei gemütlichem Beisammensein und musikalischer Unterhaltung durch verschiedene Gruppen und Bands bis in die Nacht weiter. Die Fortsetzung fand am Sonntag statt mit dem Riffi-Brunch, einem Gottesdienst und weiteren Attraktionen.

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