Wohin nur mit all dem Holz?

Zu Tausenden türmen sich derzeit Fichtenstämme in der Nähe des Bahnhofs Bonstetten. Sie alle sind vom Borkenkäfer befallen. Eingerichtet werden musste das Zwischenlager, weil das Holz schwer absetzbar ist.

Unmengen von Holz türmen sich in Bonstetten auf.<em> (Bilder Stefan Schneiter)</em>

Unmengen von Holz türmen sich in Bonstetten auf.<em> (Bilder Stefan Schneiter)</em>

Förster Ueli Müller zeigt die Löcher, welche die Borkenkäfer in die Rinde der Bäume bohren.

Förster Ueli Müller zeigt die Löcher, welche die Borkenkäfer in die Rinde der Bäume bohren.

Ein imposantes Bild: 3000 Stämme gefällter Fichten – oder rund 1200 Kubikmeter Holz – türmen sich zurzeit mehrere Meter hoch unweit des Bahnhofs Bonstetten-Wettswil, gleich neben der Stationsstrasse und der Bahnlinie. Das Holz stammt aus den Wäldern von Bonstetten, Affoltern und Hedingen und musste wegen Befalls durch Borkenkäfer gefällt werden. Seit Juli fällt sehr viel mehr Holz an, als abgesetzt werden kann. Und der Abtransport der gefällten Bäume aus dem Wald muss schnell erfolgen, damit die Borkenkäfer nicht auf andere, noch gesunde Bäume ausschwärmen können. Rund 500 Meter vom Wald entfernt sollte Schadholz gelagert werden. Das Zwischenlager auf der Heumoos-Parzelle, das von der Gemeinde Bonstetten zur Verfügung gestellt wird, liegt über 600 Meter weit vom nächsten Waldgebiet entfernt und ist damit ein idealer Platz.

«2019 ist das zweite katastrophale Borkenkäferjahr in Folge», sagt Ueli Müller, Förster im Revier Affoltern, Bonstetten und Hedingen. Schon vor einem Jahr, nach dem Sturm Burglind im Januar 2018, der viele Fichten knickte, und dem darauffolgenden aussergewöhnlich trockenen Sommer, der die Fichte mit ihren flachen Wurzeln zusätzlich schwächte, breitete sich der Borkenkäfer explosionsartig aus. Schon damals konnte nicht alles Holz gleich weiterverwertet werden. Bis im Mai in diesem Jahr waren die Holzstapel aber wieder abgebaut. Nun türmen sie sich in neuer Höhe wieder auf.

Fichte besonders anfällig

Die Fichte ist besonders anfällig auf den Befall durch Borkenkäfer. Der Buchdrucker – eine Käferart aus der Unterfamilie der Borkenkäfer – bohrt Gänge in die Rinde, um im Kambium, der dünnen Wachstumszone des Baums zwischen der Rinde und dem Stamm, die Eier abzulegen. Dort, in den saftführenden Schichten des Baumes, ernähren sich die Larven. In Zeiten mit genügend Niederschlägen schafft es der Baum, diese Larven im Harz zu «ersäufen». Bei grosser Trockenheit wie in den Sommern der letzten Jahre und auch in diesem Frühling, gelingt dies dem Baum nicht, sodass sich der Buchdrucker ungehindert ausbreiten kann.

Im Sommer 2019 fielen mehr Niederschläge als im Vorjahr. Das nütze kurzfristig zwar noch nicht viel, sagt Müller, aber mittelfristig sollte damit das Schlimmste überstanden sein. «Ich gehe davon aus, dass der Borkenkäfer den Zenit überschritten hat.» Dank wieder kühlerer Temperaturen und wenn es im Herbst und Winter genügend regnet, sollte eine weitere Ausbreitung der Borkenkäferpopulation verhindert werden können.

Preise im Keller

Wohin aber mit all dem Holz? Es ist auch so, dass das gelagerte Holz schnell an Wert verliert. Denn fast alle Stämme zeigen unter der Rinde zentimeterdicke bläuliche Verfärbungen. Diese rühren vom «Bläuepilz» her, der gefällte Holzstämme innert 14 Tagen befallen kann und so das Holz entwertet. Vor allem aber sind derzeit die Preise für Fichtenholz im Keller. Nicht nur in der Schweiz, auch in Europa. So sind auch in den umliegenden Ländern, in Deutschland, Österreich oder auch in Tschechien derzeit Unmengen von gefälltem Holz an Lager.

Müller geht, aufgrund der Erfahrung der letzten Jahre, davon aus, dass alles Holz in der Schweiz abgesetzt werden kann. Das mit dem «Bläuepilz» befallene Holz – Holz der niedersten Qualität – ist nur noch für die Spanplattenindustrie verwertbar. Ein weiterer Teil des Holzes wird in der Bauindustrie verwendet werden können, für die Verschalung von Beton etwa. Und schliesslich besteht noch die Möglichkeit, das Holz bei der Holzenergie AG HEA in Affoltern für die Holzenergiefeuerung verwerten zu können. Immerhin, trotz tiefster Holzpreise, sind laut Ueli Müller die Holzerntekosten für die Waldbesitzer derzeit noch gedeckt. Nicht zuletzt auch, da der Kanton Zürich Beiträge an die Zusatzkosten leistet, die durch den Transport des geschädigten Holzes an temporäre Lagerorte entstehen.

Wann sich die Situation wieder entspannen wird, ist momentan nicht absehbar. Die riesigen Holzstapel in Bonstetten sollten aber nicht mehr weiter anwachsen. «Im Gegensatz zum Juli kommen wir nun wieder nach mit dem Fällen von geschädigten Bäumen», sagt Ueli Müller.

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