Neue Gärten werten das Kloster auf

Das Kloster Kappel hat seine Gartenanlagen neu angelegt. Die Garten wurden zurück hinter die Klostermauern geholt und näher an die Konventsgebäude gerückt. Der Gemüse-, Kräuter- und Kreuzgarten ermöglichen eine neue sinnliche Wahrnehmung der gesamten Klosteranlage.

In den Hochbeeten des Gemüsegartens wachsen gefährdete Kulturpflanzen. (<em>Bilder Astrid Romer)</em>

In den Hochbeeten des Gemüsegartens wachsen gefährdete Kulturpflanzen. (<em>Bilder Astrid Romer)</em>

Im Kräutergarten ist eine Vielzahl von Medizin-und Duftpflanzen zu entdecken.

Im Kräutergarten ist eine Vielzahl von Medizin-und Duftpflanzen zu entdecken.

«Dies ist ein wunderbarer Tag angesichts der neuen Klostergärten» konnte Pfarrer Volker Bleil, theologischer Leiter des Klosters Kappel. am Sonntag an der feierlichen Einweihung der neuen Klostergärten verkünden. Diese knüpften stärker an der klösterlichen und zisterziensischen Tradition dieses Ortes an. Für Kirchenrätin Esther Straub gewinnt das Kloster Kappel mit den neuen Gartenanlagen an Ausstrahlung. Die Spiritualität und auch die Gastlichkeit des Klosters komme mit den neuen Gärten noch stärker als bisher zum Ausdruck.

Die Neugestaltung der Klostergärten ist die erste Etappe des Projekts «Intra Muros – extra Muros» aus dem Jahr 2013. Dieses sieht nach den Worten von Landschaftsarchitekt Tino Buchs eine Teilung der Klosteranlage in ein Innen und Aussen vor, um somit wieder eine klare bauliche und atmosphärische Trennung in einen inneren Klosterbezirk für Stille und Kontemplation und einen äusseren, geschäftigeren Bereich mit landwirtschaftlichen Nutzungen herzustellen. Im Lauf der Jahre hat sich diese Aufteilung zunehmend verwässert. So wurden manche Gartenteile nach und nach in den landwirtschaftlichen Aussenbezirk verlagert. Nun kehren sie wieder an ihren ursprünglichen Ort in den Innenbereich des Klosters zurück. «Das stärkt die Anlage und verleiht ihr Kraft», erklärte Tino Buchs.

Das Kloster Kappel hat in seiner Geschichte einige Transformationen erlebt. Nach der Reformation diente es bis zum Ende des Ancien Régime als Amtshaus der Region, danach bis 1970 als Armenasyl und Korrektionsanstalt. Für die Neugestaltung dient als Referenzzustand die barocke Neuordnung der Anlage des 18. Jahrhundert, aus der die meiste heute noch sichtbare Bausubstanz erhalten ist.

Drei Gartentypen

Die Gärten sind nun in drei Typologien eingeteilt. Im Süden der Anlage befindet sich der Zier- und Kräutergarten. Diesen hat man befreit von Efeu-überwucherungen, von wild wachsenden Sträuchern wie auch von über viele Jahre hinweg an die Mauer angebauten kleineren Gebäuden. Neu sind nun elf Beete angelegt, die sich an der barocken Formensprache orientieren. Schon früher war dies ein repräsentativer Garten, eine Art Lustgarten, der zum Flanieren einlud. Und dies tut er auch heute. Zu finden sind hier viele Heil- und Duftpflanzen, die geradezu zum Beschnuppern einladen. Von früheren Zeiten bis heute finden sie Verwendung zur Linderung bei allerlei «Gebresten». Sei dies für Atemwege, für Magen und Darm, für Niere, Blase und Harnweg oder für Muskeln und Gelenke. Auf installierten Schautafeln lässt sich dazu viel Interessantes nachlesen.

Neu gestaltet wurde auch der Kreuzgarten im Kreuzgang, ein Ort der Stille und Kontemplation im Klosterbezirk. Bislang war hier eine Magerwiese, neu wird die durch die Gebäudemauern vorgegebene quadratische Form des Kreuzgangs durch eine Eibenhecke verstärkt. In einem oktogonalen Brunnen, der dem Taufstein nachempfunden ist, steigt Quellwasser bis zum Rand und plätschert sanft auf acht Seiten herunter. In der Wasseroberfläche spiegelt sich der Himmel, Dadurch nimmt, wie an der Einweihungsfeier erklärt wurde, die Bedeutung des Kreuzgangs als Paradies auf Erden auf. Dieser Ort eignet sich ideal als Versammlungsort, auch für Rituale.

Der dritte Garten ist der Gemüsegarten. Den Zisterziensern, die ihre Klöster fernab von Siedlungen gebaut hatten, diente er als Nutzgarten zur Selbstversorgung. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts machten sich hier zunehmend Wiesenflächen breit und die Pflanzgärten wurden aus den Mauern hinaus verlagert. Nun wurde diese Entwicklung gestoppt und wieder ein Gemüsegarten angelegt. Reifes Gemüse wird in diesem Garten allerdings nicht geerntet und zum Essen benutzt. Sondern man lässt es stehen bis zur Samenreife. Denn der Gemüsegarten übernimmt eine zeitgemässe Aufgabe. In Zusammenarbeit mit der Stiftung ProSpecieRara soll er zum Erhalt seltener Arten und des Sortenreichtums beitragen. Mitten in diesem Garten erhebt sich die Aussenterrasse des Restaurants, auf der nicht nur wie bisher Café und Getränke serviert werden, sondern neu – bei schönem Wetter – auch Mittag- und Abendessen.

Neu werden alle 14 Tage Spezialführungen durch die neuen Gärten im Kloster Kappel angeboten: 17. September, 1./15./29. Oktober 13.30-14.30 Uhr. Ohne Anmeldung, kostenlos.

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