«Das kirchliche Leben bleibt im Dorf»

Nach der zweiten öffentlichen Grosskonferenz ist klar, dass die künftige Kirchgemeinde Säuliamt den Gemeinden nach wie vor einen hohen Stellenwert gibt. Das «Gärtlidenken» soll vermieden werden, ohne den Mitgliedern der fusionierten Kirchgemeinden die «Heimat» im eigenen Dorf wegzunehmen

Konzentriert an der Arbeit: Die offenen Fragen wurden in acht Gruppen zu je acht Personen intensiv diskutiert.<em> (Bild bs)</em>
Konzentriert an der Arbeit: Die offenen Fragen wurden in acht Gruppen zu je acht Personen intensiv diskutiert.<em> (Bild bs)</em>

Wie gross soll die neue Kirchenpflege sein? Die Antwort kann nicht einfach numerisch gegeben werden, sondern hängt mit inhaltlichen Fragen zusammen. In den Gruppen wurde die Befürchtung geäussert, dass eine Vertretung der einzelnen Gemeinden im Gremium zu «Gärtlidenken» führen könnte. Besser wäre es, die Mitglieder nach ihren Fähigkeiten zu wählen. Doch hier stellt sich die Frage, wie das möglich ist, da das Wahlverfahren nicht vorsieht, dass die einzelnen Chargen im kirchlichen Führungs- gremium gewählt werden.

Das Fazit, das im Plenum unbestritten blieb: Eine siebenköpfige Kirchenpflege soll sich aus engagierten Leuten zusammensetzen, die unabhängig von ihrem Wohnort gewählt werden. Zu überlegen ist, ob analog zur Synode eine Bestimmung ins Wahlreglement aufgenommen wird, dass höchstens drei Personen aus derselben Gemeinde stammen dürfen.

Ortsgremien als Gesicht der Kirche

Unbestritten war in den Diskussionen, dass die Kirchgemeinde Säuliamt kommunale Ansprechpersonen benötigt, um kommunale Aktivitäten und Projekte umzusetzen und diese mit den Nachbargemeinden zu koordinieren. Vorgeschlagen wurde, dass Interessierte für die Ortsgremien in freien Versammlungen gesucht und von der Kirchenpflege bestätigt werden. Dies hätte den Vorteil, dass deren Zahl je nach Situation unterschiedlich sein kann. Möglich wäre etwa, für ein besonderes Projekt zusätzliche Leute miteinzubeziehen. Auf jeden Fall sollten die Pfarrperson des Dorfes und kirchliche Angestellte in den Ortsgremien mitarbeiten, wurde festgehalten.

Die Präsentationen setzte Roland Siegenthaler, Spezialist für «visual thinking», live in Zeichnungen um und ergänzte diese teilweise mit humorvollen Sprüchen. Bei der Aussage, die Ortsgremien sollten auch bei strategischen Fragen miteinbezogen werden, löste er Schmunzeln aus mit der spontanen Notiz: «Nicht nur Gipfeli kaufen!»

Pfarrpersonen als Teamplayer

Die Pfarrerinnen und Pfarrer sind auch in der neuen Organisation für ihre Kirchgemeinde zuständig, doch werden innerhalb der beiden Pfarrkreise «süd» und «nord» der neuen Kirchgemeinde Stellvertretungen sichergestellt und der Konfirmationsunterricht geregelt. Als Hauptaufgaben der Pfarrpersonen wurden in einer Gruppe zuhören, reden und Beziehungen pflegen definiert.

Zu Diskussionen Anlass gaben unter andern folgende Fragen: Wer führt die Abdankungen durch? Kann man zwischen verschiedenen Pfarrpersonen auswählen? Wo wohnen sie? Ist jede Pfarrperson Generalist oder Generalistin im eigenen Dorf – oder gibt es einen Teilbereich mit einer Spezialisierung, etwa in den Bereichen Jugend oder Alterspflege? Wer bestimmt Art und Anzahl der Gottesdienste? Die Detailauswertung dieser Diskussionen wird in die Fusionsvorlage einfliessen.

Im Bereich der Diakonie wurde das Zuger Modell erwähnt; hier gehören die Diakoniestellen zur ganzen Kirchgemeinde und werden gemäss den aktuellen Bedürfnissen jeweils situativ verteilt. Als neue Herausforderung für die Pfarrpersonen wurde in einer Gruppe hervorgehoben, dass sie innerhalb der Pfarrkreise zu Teamplayern werden müssen. Dabei dürften allerdings Sitzungen und Koordinationsaufwand nicht überborden.

Entlastung durch Geschäftsstelle

Die professionelle Geschäftsstelle der Kirchenpflege wurde allgemein begrüsst und als Entlastung betrachtet. Die Detailplanung müsse mit hohem Kostenbewusstsein vorgenommen werden, um die angestrebten 12 Steuerprozente einzuhalten. Bis zum Schluss der Tagungen blieben die Diskussionen in den acht Gruppen intensiv, konzentriert und sachlich. Alle konnten sich einbringen, unabhängig davon, ob sie aufgrund ihrer Funktion oder aus persönlichem Engagement an der Tagung teilnahmen. Dies stellten verschiedene Teilnehmerinnen und Teilnehmer im persönlichen Gespräch anschliessend fest.

Zeichner Roland Siegenthaler bilanzierte am Schluss der Veranstaltung: «Es war faszinierend, mit wie viel Engagement die Diskussionen an diesem freien Samstag geführt wurden. Können wir unsere Kirchen bewahren oder entsteht eine Kathedrale Säuliamt? Fest steht, dass das Leben im Dorf bleibt.»

KG+ baut bereits jetzt die praktische Zusammenarbeit zwischen den Kirchgemeinden aus, beispielsweise mit offenen Sing- und Chorprojekten. Das nächste Singen ist ökumenisch und findet am kommenden Samstag um 14.30 Uhr statt.

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