Schönheitswettbewerb bei strömendem Regen
An der Viehschau in Hausen liessen sich am vergangenen Mittwoch gegen 200 braune Rinder und Kühe von geschulten Expertenaugen beurteilen. Das nasse Wetter störte die Tiere weniger als die Menschen. Zur Miss Oberamt wurde die Kuh Debby von Franz Abächerli gekürt.
Ländlerklänge, Milchkannen mit leuchtenden Sonnenblumen-Sträussen, Glockengebimmel, Kuhgebrüll und der Duft von Bratwürsten – das gehört zur Viehschau. Am vergangenen Mittwoch kam noch etwas dazu: das permanente Rauschen des Regens. Es regnete nicht nur, es goss! Die Wiese beim Albisbrunn in Hausen, wo die Viehzuchtgenossenschaft Oberamt jeweils die Viehschau abhält, verwandelte sich in eine einzige Morastlandschaft, in der Mensch und Tier tief einsanken. Dennoch: Die Stimmung war gut, die Landwirte nahmen das Wetter, wie es halt war. Über dem Platz lag eine zufriedene, ruhige Atmosphäre. Der Präsident der Genossenschaft, Karl Häcki, meinte humorvoll: «Heute ist richtiges Braunviehwetter. Den Kühen macht der Regen nämlich nichts aus.» Den Helferinnen und Helfern schien das Wetter auch nicht viel anzuhaben. In regenfesten Hosen und Jacken waren sie während des ganzen Vormittags im Einsatz und führten die Kühe auf dem Strohring den Experten vor. Es kamen keine Hektik und auch kein Unmut auf. Was fehlte, waren die Zuschauer aus dem Dorf und der Umgebung, die normalerweise das Treiben gerne mitverfolgen und bei den Preisvergabungen auch applaudieren. Die Dorfbevölkerung erschien dieses Mal erst später, nämlich zum Mittagessen. Dann füllte sich die zur Festwirtschaft umfunktionierte Schreinerei mit mehreren Hundert Menschen, die sich auf das währschafte Menü freuten und anschliessend die sensationellen Torten genossen.
Hervorragende Kühe
Am Vormittag nahm das Viehschau-Programm seinen traditionellen Lauf. Von den 30 Mitgliedern der Viehzuchtgenossenschaft nahmen 15 am Anlass teil. Sie stellten knapp 200 Tiere aus, die in zahlreiche verschiedene Kategorien eingeteilt wurden. Die drei Experten – Martin Haab, Martin Gafner und Stefan Knecht – beurteilten die Tiere mit geschulten Augen und erklärten ihre Bewertung. Im Fachjargon sprachen sie zum Beispiel von «einer korrekten Kuh mit Milchcharakter, die auf gutem Fundament steht» oder von «einem gut aufgehängten, starken Euter und einer gleichmässigen Strichverteilung.»
Es war sogar die Rede von «trockenen Füssen», was bei dem Wetter doch etwas erstaunte. Martin Haab erklärte dazu lachend, dass es bei diesem Fachbegriff nicht um die Hufe gehe, sondern um das Sprunggelenk, das sogenannt trocken, also nicht angeschwollen, sei. Die wichtigsten Beurteilungskriterien waren das Format, das Fundament und das Euter. Vier Kühe erhielten an der Schau einen Sonderplatz. Das waren vier Seniorinnen, die schon rund 10 Mal gekalbt und je in ihrem Leben bereits über 100000 Liter Milch (!) gegeben haben. Der Höhepunkt des Morgens war – nebst der Vergabe der Schöneuterpreise und der Bewertung von Zuchtfamilien – natürlich die Wahl der Miss Oberamt.
Zu diesem Wettbewerb traten alle Siegerinnen der verschiedenen Abteilungen im Ring an. Die drei Experten walteten ihres Amtes. Sie überlegten, begutachteten die Kühe, steckten die Köpfe zusammen, diskutierten und fällten schliesslich ihre Wahl. Die fünfjährige Kuh Debby von Franz Abächerli vom Sunehof wurde zur Miss gewählt. Experte Martin Haab lobte die Kuh für ihre gute obere Linie, ihr Becken, ihr tolles Euter und ihre schöne Präsentation. Abschliessend erklärte er anerkennend: «Ich habe an dieser Viehschau sehr hochstehende Klassen angetroffen mit hervorragenden Kühen.»