Die Panaschierstimmen helfen den kleinen Listen am meisten
Woher kamen die Stimmen bei den Nationalratswahlen im Bezirk – und wohin gingen sie? 966 Kandidierende auf 32 Listen standen für 35 Zürcher Sitze im Nationalrat zur Wahl. Die Möglichkeit, einzelne doppelt zu wählen sowie Kandidatinnen und Kandidaten zwischen den Listen auszutauschen, wurde rege genutzt: 7594 der 17035 Stimmzettel wurden im Bezirk Affoltern verändert eingelegt.

Den Stimmenzählerinnen und Stimmenzählern hat es viel Mehrarbeit bereitet: Im Bezirk Affoltern änderten 45% der Wählerinnen und Wähler ihre Nationalratsliste, etwas mehr als im ganzen Kanton, wo 43% sich fürs Kumulieren oder Panaschieren von Kandidierenden entschieden.
Juso als Hauptgewinner
Wenn man die Gewinne und Verluste dank Panaschierstimmen im Bezirk Affoltern beachtet, waren die Juso Hauptgewinner mit einem positiven Saldo von über 31%, gefolgt von den jungen Grünliberalen und den jungen Grünen: Die Jungparteien erhielten mehr Stimmen von der Hauptliste als umgekehrt, was allerdings ohne Einfluss auf das Resultat blieb, da alle Jungparteien die Liste mit der Mutterpartei verbunden hatten. Dies gilt auch für die junge SVP mit einem positiven Saldo von 25%, die in der Tabelle fehlt, da hier aus Gründen der Übersicht nur die zwölf Listen mit mehr als 5000 Listenstimmen aufgeführt sind, was 2,75% der Stimmen entspricht.
Während die Juso im Bezirk Affoltern in absoluten Zahlen ein positives Stimmensaldo von 1211 aufweisen, gefolgt von einem Plus der Grünen von 1022 und der EVP von exakt 1000, weisen die drei grössten Parteien einen negativen Saldo aus: SVP minus 740 Stimmen, SP minus 455, FDP minus 201.
Das grösste Minus erlitten die Grünliberalen – der negative Saldo beträgt minus 2,9% oder 2363 Stimmen, während sich die kleineren Mittelparteien EVP, CVP und BDP deutlich im Plus befinden. Offenbar wollten viele Wählende mit der grünliberalen Liste ein Zeichen setzen, strichen dann aber ihnen unbekannte Namen, um bekannte anderer Listen zu panaschieren.
SVP mit wenig Stimmenaustausch
Die untenstehende Grafik stellt die Panaschiergewinne der Listen den -verlusten gegenüber. Hier zeigt sich, dass die SVP relativ isoliert von den anderen Parteien dasteht, was wohl unter anderem auf den Wahlkampf mit Angriffen auf sämtliche anderen Parteien zurückzuführen ist. Sowohl die Panaschiergewinne als auch die -verluste der SVP halten sich in bescheidenem Rahmen. Die bezüglich Wähleranteil nachfolgenden Parteien SP, FDP, GLP und Grüne tauschten deutlich mehr Stimmen aus.
In absoluten Zahlen verlor die SVP im Bezirk Affoltern 4587 Stimmen durch Panaschieren, die SP 6643, die FDP 5290 und die GLP 7703. Interessant ist, wohin die Stimmen gingen: Auf SVP-Listen standen 1520 Kandidierende der FDP, davon 299 an den nicht mehr gewählten Affoltemer Hans- Ulrich Bigler. Umgekehrt waren es lediglich 1401, davon 197 an Gregor Rutz und 155 an den Mettmenstetter Martin Haab. Ansonsten gingen am meisten SVP-Stimmen an die Unter- listen SVP55plus und Junge SVP.
Die FDP tauschte viele Stimmen mit den Grünliberalen aus, gegenseitig flossen gut 1000 Stimmen hin und her, aber auch mit der SP und der CVP, wesentlich mehr als mit der eigenen Jungpartei. Die Bonstetter FDP-Kantonsrätin Arianne Moser-Schäfer sticht dabei mit 474 Panaschierstimmen hervor; am meisten, 147 Stimmen, erhielt sie von der GLP, gefolgt von SVP und SP.
Starke Überschneidung SP–Grüne
Der stärkste Austausch überhaupt fand zwischen der SP und den Grünen statt: 2684 Namen der Grünen standen auf SP-Listen, umgekehrt waren es 2027. Auch der Austausch zwischen SP und Grünliberalen war rege, die SP gewann 1405 Stimmen von grünliberalen Listen und verlor umgekehrt 957. Sodann flossen 589 SP-Stimmen zu den Juso, wovon allein 359 auf SP-Kantonsrätin Hannah Pfalzgraf aus Mettmenstetten entfielen.
Blickt man auf die Namen, die im Bezirk am meisten panaschiert wurden, findet man an der Spitze Daniel Sommer aus Affoltern mit 1619 Panaschierstimmen, gefolgt von der Grünliberalen Ständeratskandidatin Tiana Angelina Moser mit 1551 und der Sozialdemokratin Jacqueline Badran mit 1535.
Daniel Sommer erhielt aus einem breiten Spektrum Zusatzstimmen, am meisten von der SP, gefolgt von der GLP, der SVP, den Grünen und der FDP. Tiana Moser punktete vor allem bei SP, FDP und den Grünen, Jacqueline Badran bei den Grünen und den Grünliberalen.