Im Kontakt mit dem Nobelpreisträger

Allgegenwärtig und zerstörerisch war sie zuletzt in Äthiopien, die Korruption. Doch Premierminister Abiy Ahmed, der kürzlich den Friedensnobelpreis entgegennehmen durfte, hat die Hoffnung zurückgebracht – und das Vertrauen der Hilfswerke.

Ihm vertraut sie: Sonja Dinner, Präsidentin der «Dear Foundation» mit Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed.

Ihm vertraut sie: Sonja Dinner, Präsidentin der «Dear Foundation» mit Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed.

Noch Neuland in Nordostafrika: Workshop zur Brustkrebs-Früherkennung mit Unterstützung der «Dear Foundation». <em>(Bilder zvg.)</em>

Noch Neuland in Nordostafrika: Workshop zur Brustkrebs-Früherkennung mit Unterstützung der «Dear Foundation». <em>(Bilder zvg.)</em>

Er hat 2018 den jahrzehntelangen Krieg mit dem Nachbarstaat Eritrea beendet und macht sich für Meinungsfreiheit stark. Dafür hat der äthiopische Premierminister Abiy Ahmed nun den Friedensnobelpreis erhalten. Zu Recht, wie Sonja Dinner meint. Die Präsidentin und Gründerin der Stiftung «Dear Foundation» mit Sitz in Affoltern kennt Abiy Ahmed persönlich von ihrem Engagement in Äthiopien und ist voll des Lobs: «Wenn ich irgendeinem Politiker in Afrika glaube, dann ist er es – und das habe ich schon gesagt, bevor er den Friedensnobelpreis erhalten hat.»

Dabei hatte die «Dear Foundation» mit Äthiopien schon abgeschlossen. Vor rund neun Jahren kehrte sie dem Land, in dem sie bis dahin ein Projekt gegen Beschneidungen am Laufen hatte, den Rücken. Zu allgegenwärtig und zerstörerisch war die Korruption. «Äthiopien hat zu viel Geld bekommen», so Sonja Dinner. Nicht zuletzt durch das Engagement des 2014 verstorbenen Schauspielers Karlheinz Böhm. «Angesichts der tausenden von Millionen Franken, die in den letzten Jahren flossen, müsste das Land viel weiter sein», kritisiert Sonja Dinner. Stattdessen herrscht auf dem Land weiterhin dieselbe Armut, während einige wenige immer reicher wurden.

Auch an politischen Brandherden mangelt es nicht im nordostafrikanischen Land mit 110 Mio. Einwohnern und verschiedenen Ethnien, die 80 verschiedene Sprachen sprechen und eigentlich am liebsten unabhängig sein würden. In den letzten Jahren hätten sich zudem Chinesen als Kolonialisierungsmacht installiert, so Dinner. Weshalb engagiert sich die «Dear Foundation» trotzdem seit Sommer 2018 wieder in Äthiopien? «Weil ich dem Mann vertraue», sagt Sonja Dinner, und meint damit den neuen Premierminister. Dreimal hat sie ihn bisher getroffen, im Mai 2018 konnte sie sogar länger mit ihm sprechen. Seither hat Abiy Ahmed schon viel bewegt. So viel, dass sich nicht nur die Ämtlerin Sorgen macht um seine Sicherheit.

Aufklärungsarbeit per App

So liegt es zu einem grossen Teil am Friedensnobelpreisträger, dass Sonja Dinner nun Äthiopien als eines von zwei Pilotländern neben Burkina Faso ausgewählt hat für ihr Projekt «Dear Mamma» zur Bekämpfung von Brustkrebs, dem grössten «Single-Killer» der Welt für Frauen, wie sie sagt. Ein wichtiger Teil ist dabei Aufklärungsarbeit: Dass Krebs keine Strafe Gottes ist, dass er nicht ansteckend ist, dass er nicht von selber heilen kann. Aber auch, wie sich Knoten ertasten lassen.

Wichtigstes Instrument für diese Aufklärung ist eine App. «Selbst ärmste Frauen haben heute ein Smartphone, oder zumindest Zugang zu einem», weiss sie. Die «Dear Mamma App» ist in sechs Sprachen verfügbar, für Nicht-Leser sind alle Infos auch als Audio-Dateien verfügbar. Von den rund 40000 Krankenstationen im Land wurden für den Anfang fünf ausgewählt, in denen die App allen behandelten Frauen abgegeben wird.

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