Spital Affoltern vor dem Splitting

In fünf Wochen soll sich die Langzeitpflege aus dem Spital-Zweckverband absplitten. Für die Gründung der gAG Spital Affoltern muss dann der Jahres- abschluss 2019 abgewartet werden.

Stefan Gyseler, VR-Präsident der gAG Spital. <em>(Archiv)</em>

Stefan Gyseler, VR-Präsident der gAG Spital. <em>(Archiv)</em>

Daniel Eugster, VR-Präsident der IKA Pflegezentrum.

Daniel Eugster, VR-Präsident der IKA Pflegezentrum.

Vor zwei Wochen traf sich der Verwaltungsrat der zukünftigen gemeinnützigen Aktiengesellschaft (gAG) Spital Affoltern zur ersten Sitzung. «Da ging es darum, die neuen Verwaltungsräte zu orientieren, was strategisch bisher gelaufen ist und wo wir stehen im Splitting von Akutspital und Langzeitpflege», so Stefan Gyseler, Präsident der Spital-Betriebskommission und zukünftiger Verwaltungsratspräsident der Spital-gAG. Auf einer Führung durchs Spital erhielten die Neuen Einblick in den Betrieb, die Infrastruktur und die langen Wege.

Von den sieben Sitzen im Spital-Verwaltungsrat sind aktuell nur fünf besetzt. Sechs Kandidierende hatten das absolute Mehr erreicht, einer hauchdünn verpasst und einer musste auf die Wahl verzichten, weil ihm der Arbeitgeber das Mandat untersagte. «Bis im Mai werden wir zu fünft weitermachen», sagt Gyseler. Das sieht er nicht nur als Nachteil: So könne sich zeigen, welche Kompetenzen noch ergänzt werden sollten. «Gut wäre sicher, wenn jemand das Juristische abdecken könnte, aber ich kenne die Stärken der Neuen noch nicht im Detail.»

Neben Gyseler sind aus dem Knonauer Amt Ronald Alder, Kantonsrat und Spitaldelegierter von Ottenbach, sowie Dominique Wegener, Hausärztin in Bonstetten, mit dabei. Weiter Unternehmer Thomas Giudici und der mit seiner Erfahrung als Finanzchef, CEO und Forschungsleiter von Spitälern im Gesundheitswesen gut vernetzte Lukas Rist.

Daniel Eugster präsidiert den Verwaltungsrat Langzeitpflege

Formaljuristisch steht nach wie vor die Betriebskommission (BK) in Recht und Verantwortung. Parallel befasst sich der Liquidationsausschuss unter der Leitung von Eduard Waldesbühl, alt Gemeindepräsident von Hausen und ehemaliger Finanzchef der Weisbrod-Zürrer AG, mit der Auftrennung von Spitalbetrieb und Langzeitpflege. Per 1. Januar 2020 wird sich die IKA Pflegezentrum Sonnenberg vom bestehenden Zweckverband absplitten. In der Zwischenzeit sind die Verwaltungsräte der beiden Folgeorganisationen gefordert, «Service-Agreements» zu treffen, also Vereinbarungen für die Ausführung von Dienstleistungen, die auch künftig durch das Spital für die Langzeitpflege oder umgekehrt erbracht werden sollen.

Vertraglich gebunden ist die IKA ans Energie- und Versorgungszentrum des Spitals, und zwar noch für fünf Jahre. Bei anderen Überschneidungen, etwa dem Finanz- und Personalwesen, der Hotellerie oder in der Reinigung, die bisher gemeinsam betrieben und in der Betriebsbuchhaltung auf die Kostenträger umgebucht wurden, gilt es Zusammenarbeiten zu verhandeln und vertraglich festzuhalten. Die Verwaltungsräte der IKA haben sich vor einem Monat erstmals getroffen. Zu seinem Präsidenten hat der VR Unternehmer und BK-Mitglied Daniel Eugster aus Rifferswil gewählt, seine Vize ist Franziska Marty, Gemeinderätin in Obfelden und Leiterin der Beratungsstelle für Alters- und Gesundheitsfragen Bezirk Affoltern. Fachlich und personell sei die Zusammensetzung sehr gut, so Eugster. Die erste Priorität sei nun, den «Laden» kennenzulernen. Schliesslich ist Eugster im Verwaltungsrat der IKA Pflegezentrum der Einzige aus der heutigen Betriebskommission des Zweckverbands.

Weiterhin Vor- und Nachbetreuung für Geburten

Wenn der Jahresabschluss 2019 vorliegt – diese Zahlen werden relevant sein fürs Splitting – und von der Delegiertenversammlung abgenommen ist, kann dann voraussichtlich im Mai 2020 auch die gAG Spital Affoltern gegründet werden, rückwirkend auf den 1.1.2020. «Man muss sich bewusst sein, dass das Spital in der bisherigen Form nicht überleben kann», spricht Gyseler Klartext. Um etwa eine Geburtenabteilung kostendeckend betreiben zu können, braucht es nach Ansicht der Kantonalen Gesundheitsdirektion 500 bis 600 Geburten. Im Spital Affoltern waren es gerade mal 280. Mit dem Antrag, anstelle des bestehenden Leistungsauftrags ein hebammengeleitetes Geburtshaus zu bekommen, ist man bei der Gesundheitsdirektion allerdings abgeblitzt. Neue Leistungsaufträge werden in der laufenden Planung nur dann vergeben, wenn ein Engpass herrscht.

Allein schon die Anfrage hatte allerdings die Konsequenz, dass die Gynäkologen zum Teil an andere Spitäler abwanderten. So sah man sich gezwungen, den Leistungsauftrag für die Geburtenabteilung bereits per Ende Jahr abzugeben (im «Anzeiger» vom 25. Oktober). In der Zwischenzeit können sich (werdende) Mütter in Affoltern vor- und nachbetreuen lassen. Beim Gebären in einem der Partnerspitäler in Zürich (Triemli) oder Baar (Zuger Kantonsspital) ist die vertraute Hebamme dann nach Möglichkeit dabei. Ein Geburtshaus in Affoltern bleibt aber ein erklärtes Ziel. Das Angebot ist gefragt und es gibt nur zwei Anbieter im Kanton. Zudem zeigen sich politische Bestrebungen, hebammengeleitete Geburten zu fördern. «Ein Geburtshaus würde zu unserem Bezirk und zu unserem Angebot im Spital passen», ist Gyseler überzeugt, «ob im Spital selber oder in einem Nebengebäude, das sei dahingestellt.» Nicht zuletzt ist die Geburtshilfe ein wichtiger Faktor, damit sich die Bevölkerung mit ihrem Spital identifizieren kann.

Dialyse ab Mitte bis Ende 2020

«Der erste Fokus ist: Wo können wir Leistungen kostendeckend anbieten?», betont Gyseler. Das war im Bereich Geburtshilfe eben nicht der Fall. Das jährliche Minus von 500000 Franken fällt damit weg. Allerdings trugen die Geburten auch zur Auslastung der Operationssäle bei. Dort gilt es jetzt, Überkapazitäten zu vermeiden. Ab Dezember startet eine neue Konsiliarärztin in der Rheumatologie. Weiter konnte eine junge Gynäkologin vom Triemli gewonnen werden und Gespräche mit weiteren Wirbelsäulen-Chirurgen sind weit fortgeschritten.

Der zweite Fokus liegt darauf, die zunehmenden ambulanten Leistungen kostendeckend erbringen zu können. Da liegt noch viel Arbeit vor der Spitalleitung. Dieser Herausforderung müssen sich alle Spitäler in der Schweiz stellen, beklagen sich doch alle über die nicht kostendeckenden Tarife im ambulanten System.

Klarere Konturen nimmt dagegen das geplante Dialysezentrum an. Die Räumlichkeiten sind bereits ausgeschieden, Mitte bis Ende 2020 soll das neue Blutwäsche-Angebot für Nierenkranke starten. «Wohnortnahe Grundversorgung mit Spezialisierung in Zentren: Das kann ein Modell sein, das von der Gesundheitsdirektion als interessant wahrgenommen wird», meint Gyseler zuversichtlich.

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