Ottenbach will keine neue Antenne

Die Swisscom plant im Quartier «Hobacher» in Ottenbach eine 5G-Antenne. Besorgte Anwohner haben sich am Mittwochabend zu einer Info-Veranstaltung getroffen – und einen Verein gegründet, der sich für eine restriktive Bewilligungspraxis von Mobilfunkantennen einsetzt.

Das Baugespann auf dem Dach des Unternehmens Maxolen an der Stüdlerstrasse 14 in Ottenbach. <em>(Bild lhä)</em>
Das Baugespann auf dem Dach des Unternehmens Maxolen an der Stüdlerstrasse 14 in Ottenbach. <em>(Bild lhä)</em>

Mobilfunkantennen sind ein Thema, das bewegt. Das zeigte sich am vergangenen Mittwochabend in Ottenbach. Am 28. Januar wurde das Baugesuch der Swisscom im «Anzeiger» publiziert, ein paar Tage später flatterte in die Ottenbacher Haushalte ein Flugblatt zu einer Informationsveranstaltung über die geplante Mobilfunkantenne. Zum Anlass eingeladen hatte nicht der Gemeinderat, sondern eine Gruppe besorgter Anwohnerinnen und Anwohner. 80 Personen folgten dem Aufruf, sodass die Gruppe kurzerhand vom Neuhofsaal in den grösseren Gemeindesaal wechseln musste.

Zunächst erläuterte Hansruedi Good einige technische Details zum Projekt. Er ist auch Geschäftsführer der Genossenschaft Ortsnetz Ottenbach, betonte jedoch, als Privatperson zu sprechen. Good erklärte, dass das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) die Vergaben von Mobilfunkfrequenzen seit einigen Jahren technologieneutral gestalte. Vergeben würden bloss Frequenzblöcke, in der Gestaltung ihrer Frequenzplanung seien die Netzbetreiber frei. In einem Antennenkörper könnten verschiedene Antennen mit unterschiedlichen Frequenzen platziert werden, sodass anhand der Bauform nicht mehr eindeutig zu erkennen sei, in welcher Frequenz – 2G, 3G, 4G oder 5G – diese arbeite. Das bedeute, so Good, dass es nicht explizit darum gehe, eine 5G-Antenne zu verhindern, sondern Antennen im Allgemeinen. Wobei er auch betonte, dass das OK dieser Informationsveranstaltung sich nicht grundsätzlich gegen Antennen ausspreche. Man wolle jedoch andere Standorte – ausserhalb der Wohnquartiere.

Bereits eine 4G-Antenne in Betrieb

Die geplante Antenne in Ottenbach soll auf dem Dach des Unternehmens Maxolen an der Stüdlerstrasse 14 platziert werden und misst rund 10 Meter. Sie sei mit drei verschiedenen Sektorantennen ausgerüstet, mit denen sowohl höhere als auch tiefere Frequenzen erreicht werden könnten, erklärte Hansruedi Good. Sie wäre nicht die erste Antenne der neueren Generation: Ein Blick auf die Übersichtskarte des Bundes zeigte, dass auch in Ottenbach bereits eine Antenne in Betrieb ist, die momentan auf 4G-Standard sendet.

Im Publikum zeigte sich die Verunsicherung anhand vieler Fragen. Eine Person wollte wissen, ob denn tatsächlich die Strahlen der Antenne gefährdend seien, oder ob nicht eher die Strahlen des Handys viel schädlicher seien. Dazu sagte Good, dass das Handy, wenn es direkt am Körper sei, mehr Strahlen produziere als eine Antenne. Eine andere Person aus dem Publikum wollte wissen, ob es zur Strahlenbelastung der einzelnen Geräte wie Handy, Wlan-Router oder Antenne Zahlen gebe. Hansruedi Good erklärte, diese hänge von diversen Faktoren ab, zum Beispiel vom Baumaterial des Hauses, von der Distanz der Antenne oder vom Standort des Handys. Konkrete Berechnungen seien kaum möglich.

Gemeinderat soll Antennen-Strategie erarbeiten

Weiter kam die Frage auf, ob es innerhalb der Gemeinde eine Strategie zum Umgang mit Mobilfunkantennen gebe. Kurt Schlegel von der Hochbaukommission erklärte, dass derzeit kein derartiges Papier existiere. Aktuell gebe es für die Netzbetreiber vonseiten der Gemeinde Ottenbach keine Einschränkungen. Er erwähnte jedoch auch, dass die Gemeinde der Netzbetreiberin für das Baugesuch der ersten Antenne Auflagen machen wollte: Dazu gehörte, die Sendeleistung jährlich zu rapportieren. Damit sei man allerdings vor dem Baurekursgericht abgeblitzt. Die Gemeinden seien also in ihrem Handlungsspielraum recht eingeschränkt.

Heiner Tschopp, ebenfalls im OK der Info-Veranstaltung, wies darauf hin, dass es bereits Kantone und Gemeinden gebe, die 5G-Moratorien errichtet hätten. Er forderte, dass der Gemeinderat Ottenbach – der an diesem Abend im Publikum durch Ronald Alder vertreten war – eine Standort-Strategie erarbeitet. Weiter wurde gefordert, dass andere Standorte für Mobilfunkantennen geprüft werden. So war im Lauf des Abends auch die Platzierung von Antennen auf Hochspannungsleitungen ein Thema.

Vor Ort einen neuen Verein gegründet

Eine Dame im Publikum meinte, sie fühle sich ohnmächtig und erkundigte sich, was sie gegen den geplanten Bau tun könne. Dazu sagte Christian Brotschi vom Veranstaltungs-OK: «Es ist wichtig, dass möglichst viele Anwohnerinnen und Anwohner Begehren um Zustellung des baurechtlichen Entscheids stellen.» Rekursberechtigt gegen den Bau der Antenne seien zwar nur Personen, die im Einzugsgebiet von 713 Metern zur geplanten Antenne wohnten. «Den baurechtlichen Entscheid können jedoch alle verlangen. Damit merkt die Gemeinde, dass sich im Dorf etwas tut.» Die Frist, erklärte man den Anwesenden, laufe noch bis 17. Februar, vorgedruckte Gesuche lagen bereit. Auch eine Petition gegen den Bau der Antenne konnte vor Ort unterschrieben werden.

Um künftig gegenüber Behörden und Swisscom als einheitliche Stimme aufzutreten, schlug man vor, den Verein «Interessengemeinschaft gegen Mobilfunkantennen im Siedlungsgebiet von Ottenbach» zu gründen. Und weil die Zeit drängte, machte man das sofort. Vor Ort wurden Präsident, Vizepräsident, Beisitzer und Aktuarin bestimmt, im Anschluss an die Veranstaltung fand die Gründungsversammlung statt. Der Verein werde sich künftig für eine restriktive Bewilligungspraxis von Mobilfunkantennen im Siedlungsgebiet von Ottenbach einsetzen, sagte Heiner Tschopp. Und fügte an: Angenehmer Nebeneffekt dieser Gründung sei übrigens, dass man nun die 300 Franken für die Miete des Gemeindesaals spare. Für Vereine sei der Saal nämlich gratis. Das sorgte für Belustigung. Das Lachen vergeht den Ottenbachern nicht so schnell.

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