In der gegenwärtigen Notlage soll niemand allein gelassen werden

Ältere Menschen stehen in diesen Zeiten oft vor fast unlösbaren Problemen. Sie gehören zur Hochrisikogruppe und gehen deshalb nur sehr ungern ausser Haus. Vielfach erschweren aber auch Krankheit oder Behinderungen das Einkaufen zusätzlich. Leider beanspruchen viele Senioren aber nur ungern «fremde» Hilfe.

Gesundheitlich belastete Menschen sind gefährdet und benötigen besondere Hilfe. (Bild Martin Mullis)
Gesundheitlich belastete Menschen sind gefährdet und benötigen besondere Hilfe. (Bild Martin Mullis)

Die momentane Situation bezüglich den angeordneten Pandemie-Massnahmen des Bundes, sind ganz besonders für ältere oder gesundheitlich beeinträchtigte Menschen einschneidend. Für viele betagte Personen zeigt sich das Einkaufen ohnehin als eine kleine Herausforderung. Erschwerend kommt nun dazu, dass zusätzlich wichtige Regeln beachtet werden müssen. Der unbedingt nötige Abstand, sowie das Desinfizieren und gründliche Waschen der Hände ist unabdingbar. Eine kleine Umfrage in den Säuliämtler Gemeinden zeigt, dass trotz unsicheren und bedrohenden Zeiten ein grosser Gemeinschaftsgeist herrscht. Nachbarschaftshilfe auf privater Basis wird in jeder Gemeinde und praktisch in jedem Quartier angeboten. Einige Gemeinden versuchten letzte Woche bereits die angebotenen Hilfen zu koordinieren. So erreichte der «Anzeiger» am vergangenen Donnerstagmorgen die Gemeindepräsidentin von Ottenbach, Gaby Noser Fanger, am Telefon auf dem Weg zu ­einer Sitzung genau zu diesem Thema. Auch die Gemeinde Wettswil sieht es als Auftrag, ihren betroffenen Einwohnern Hilfe anzubieten. Gemeindeschreiberin Alexandra Brandenberger hält fest, dass eine koordinierte Unterstützung gegenwärtig diskutiert werde. Die Stadt Affoltern glaubt, dass die familiäre und direkte nachbarliche Hilfe funktioniert und appelliert an die Selbstverantwortung jedes Einzelnen, wie Stadtschreiber Stefan Trottmann am Telefon sagte. Die Gemeinde Obfelden wiederum hat unter dem Titel «Nachbarn helfen Nachbarn» ein Inserat in dieser Zeitung geschaltet. Dort werden Menschen, welche zu einer Risikogruppe gehören und in der gegenwärtigen Situation das Haus nicht mehr verlassen wollen, aufgefordert, Hilfe zu beanspruchen. Gleichzeitig werden Helfende gesucht.

Innert kurzer Zeit boten 70 Personen Hilfe an
Die für die Administration zuständige Nicole Roloff wohnt neben der Gemeinderätin Isabelle Egger und hat zusammen mit ihr und einer Kerngruppe von fünf Personen die Organisation der Nachbarschaftshilfe übernommen. In sehr kurzer Zeit boten rund 50 Frauen und 20 Männer ihre Mithilfe an. Auch in Mettmenstetten bietet die reformierte Kirchgemeinde Unterstützung für betroffene Einwohner an.
Bei der Gemeinde Hausen stellten sich private Personen für Botengänge und Einkäufe zur Verfügung. Die Gemeinde sucht aber noch eine geeignete Plattform, um die diversen Dienstleistungen besser bekannt machen zu können. Auch haben sie bis anhin doch noch keine konkreten Hilfegesuche erhalten.
Der in Stallikon wohnhafte Marc Hunziker gründete spontan die Facebook-Gruppe «Corona-Hilfe Säuliamt». Er beschreibt einige Erlebnisse in der letzten Woche, welche ihn motivierten etwas zu unternehmen. Bei Einkäufen begegneten ihm einige völlig hilflose und überforderte ältere Personen, die sich sehr froh über seinen Beistand zeigten. Sein Aufruf zu einer koordinierten Hilfe im Bezirk fand grosse Beachtung. Innert zwei Tagen boten 200 Personen ihre Hilfe an. Zugleich wurden in der gleichen Zeit aber lediglich zwei Hilfegesuche registriert.
Der Berufsoffizier bei der Flugwaffe sandte daraufhin sämtlichen Gemeinden eine entsprechende Mail und bot auch einen Flyer zum Auflegen in den Verwaltungen an. Sein Ziel ist in erster Linie die Hilfesuchenden und Helfer möglichst unkompliziert zusammenzuführen.

Lockdown auch im Säuliamt
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich auch das Säuliamt im Lockdown befindet. Auch hier sehen gewisse Orte und Plätze leer ziemlich unheimlich aus. Dennoch löst die bedrohliche Situation offensichtlich auch ­einen grossen Gemeinschaftsgeist aus. Sämtliche Bestrebungen für die freiwillige Unterstützung von älteren und oder hilflosen Personen stiessen auf grosses Interesse. Alle Solidaritätsaktionen für ältere Menschen fanden problemlos Helfer, jedoch nur sehr wenige Hilfegesuche. Möglich ist, dass einige Seniorinnen und Senioren den Ernst der Lage noch nicht in vollem Umfang begriffen haben. Denkbar ist natürlich auch, dass vor allem Aufrufe in den modernen digitalen Foren ältere Menschen gar nicht erreichen. Nicole ­Roloff von der Koordinationsstelle Obfelden glaubt, dass vor allem ältere Menschen nur sehr ungern «fremde» Hilfe in Anspruch nehmen. Immerhin zeigt sich Erfreuliches, ein gutes Zusammengehörigkeitsgefühl ist ohne Zweifel vorhanden und vielleicht gelingt es auch die Generationenbeziehungen über die Krise hinaus zu verbessern.

Auf der Facebook-Seite «Pinnwand Säuliamt» können folgende Rubriken abgerufen werden:

- Suche und biete Einkaufsdienst.
- Hilfestellungen aller Art auch für
   Nicht-Risikogruppen.
- Diverse Firmen mit Heimliefer-
   service, Restaurants, Take-Aways,
   usw.
- Sowohl Hilfegesuche als auch
   Hilfsangebote sind kostenlos.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern27.03.2024

Zwei Gebäude für eine «entspannte Lösung»

«Zweimal zwei Zwillinge» – das Siegerprojekt für neue Schulbauten in Affoltern
Bezirk Affoltern27.03.2024

Für den Volg keimt Hoffnung auf

Spenden-Sammelaktion über 250'000 Franken soll den Maschwander Dorfladen retten
Bezirk Affoltern27.03.2024

Jetzt können die Ostertage kommen

Herzlichen Dank für die zahlreichen Einsendungen mit Kinderzeichnungen – Wir präsentieren eine kleine Auswahl – Die Gewinnerinnen und Gewinner der fünf…