Hochwasserschutz in Schutzgebieten an der Reuss?

Der Kanton Aargau plant beim Hochwasserschutz in der Reussebene auch Massnahmen für sehr seltene Ereignisse. In die Variantenstudie mit einbezogen werden unter anderem die Maschwander Allmend und der «Rüssspitz» – zwei besonders heikle Schutzgebiete.

In die Variantenstudie einbezogen wird auch eine Dammverlängerung gegen den «Rüssspitz», wo die Lorze in die Reuss fliesst – eine heikle Angelegenheit in einem Schutzgebiet. Dazu müsste ein Waldstreifen weichen. (Bild Werner Schneiter)
In die Variantenstudie einbezogen wird auch eine Dammverlängerung gegen den «Rüssspitz», wo die Lorze in die Reuss fliesst – eine heikle Angelegenheit in einem Schutzgebiet. Dazu müsste ein Waldstreifen weichen. (Bild Werner Schneiter)

An der Reuss wurde für Hochwasserschutz schon viel investiert. Gleichwohl sind Defizite vorhanden, insbesondere bei grossen Hochwassern wie jenen in den Jahren 2005 und 2007. Laut Silvio Moser, Projektleiter Wasserbau des Kantons Aargau, stellt sich die Frage, wo im oberen Reusstal bei allfälligen Überströmungen im oberen und unteren Reusstal gezielt entlastet werden kann – auch bei seltenen Ereignissen. «Wir haben im Rahmen einer Konzeptstudie diverse Gebiete untersucht, Lösungsmöglichkeiten analysiert, diskutiert und in einem Bericht festgehalten», sagt Moser. Dabei sind auch die Nachbarkantone Zug und Zürich einbezogen worden.

Waldstreifen opfern?

Zum Beispiel wegen der auf Zuger Gebiet liegenden Maschwander Allmend, wo ebenfalls Hochwasserschutzmassnahmen geprüft werden und eine Variante zur Diskussion steht: unter anderem eine Dammverlängerung entlang der Reuss beim «Rüssspitz», dem ein Waldstreifen geopfert werden müsste. Dort fliesst die Lorze in die Reuss – ein sehr heikles Schutzgebiet mit Flachmooren von nationaler Bedeutung wie die gesamte Maschwander Allmend, die mit einer Ausdehnung von über 100 Hektaren als «schweizweit einzigartig» bezeichnet wird. ­Silvio Moser räumt ein, dass die diversen Interessen von Naturschutz und Landwirtschaft bei den Überlegungen hinsichtlich Hochwasserschutz eine zentrale Rolle spielen, jede Variante Vor- und Nachteile aufweise.

Man sei derzeit auf der Suche nach einer Bestvariante, aber das spiele sich derzeit noch auf hoher Flughöhe und auf der reinen Fachschiene ab. «Möglicherweise können wir uns im dritten Quartal dieses Jahres auf eine Variante festlegen. Aber dazu braucht es weitergehende Abklärungen, damit wir ein schärferes Bild erhalten», hält Silvio Moser fest.

Ziel sei es, dem Aargauer Regierungsrat nach der Evaluierung einer weiteren Variante ein Konzept vorzulegen, das er verabschieden könne, ergänzt er. Beim Variantenstudium wurden auch Kostenvergleiche gemacht. Moser spricht von Gesamtkosten in der Höhe «von mehreren zehn Millionen Franken».

Zu grosser Eingriff

«Dieses Geld könnte man bei Jahrhundert-Hochwassern für Entschädigungen einsetzen», sagt Markus Bühlmann von der Holzkorporation Maschwanden, zuständig für die Maschwander Allmend. Diese erachtet die vom Kanton Aargau ins Auge gefassten Hochwasserschutzmassnahmen als ­einen zu grossen Eingriff in ein Schutzgebiet von nationaler Bedeutung. «Wegen ­eines Damms gegen den ‹Rüssspitz› müsste mehr als eine Hektare Auenwald weichen», schätzt Bühlmann.

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