Ämtler Gymi nimmt nächste Hürde
Am Montag nahm der Kantonsrat den Mittelschulstandort Schwanden in den Richtplan auf
Zuerst ging es mit der Planung einer bezirkseigenen Kantonsschule gemächlich vorwärts. Trotz politischer Vorstösse wurde dem Säuliamt immer wieder beschieden, man sei zu klein für eine eigene Mittelschule. Bereits seit 2012 wandten sich die Stadt Affoltern, aber auch die Planungsgruppe Knonaueramt (ZPK) an die damalige Bildungsdirektorin Regine Aeppli. Es folgten eine überparteiliche Anfrage im Jahr 2015, die der Regierungsrat abschlägig beantwortete und eine Petition mit rund 4000 Unterschriften, die breit abgestützt war und die man im Februar 2017 der Staatskanzlei übergab. Erneut winkte der Regierungsrat ab: Im Bezirk Affoltern gebe es zu wenige Mittelschülerinnen und Mittelschüler für ein eigenes Gymnasium.
Erst im Herbst 2021 folgte die Kehrtwende. Eine Potenzialstudie kam zum Schluss, dass bis 2035 mit 800 Mittelschülerinnen und -schülern im Amt zu rechnen sei. Konkret wurde das Projekt im Mai vergangenen Jahres. An einer Infoveranstaltung im Kasinosaal in Affoltern wurde mit dem Schwanden-Areal ein Standort präsentiert. Zu den Zahlen sagte Niklaus Schatzmann, Leiter des kantonalen Mittelschul- und Berufsbildungsamts damals: «Ich sage es ganz ehrlich: Der Kanton Zürich hat sich verrechnet.» Beim Anlass wurde auch präsentiert, dass die schnellste Realisierungsmöglichkeit ein Betrieb als Filiale der Kantonsschule Limmattal sei. Man gehe in einer ersten Phase von sechs Klassen aus. Die Lehrpersonen könnten je nach Bedarf und Möglichkeit in Urdorf oder Affoltern unterrichten.
Diese Art von Filial-Lösungen ist nicht ungewöhnlich. So wird derzeit etwa in Zürich Aussersihl ein Provisorium als Filiale der Kantonsschule Wiedikon erstellt. Nach den Sommerferien werden dort die ersten Schülerinnen und Schüler ein- und ausgehen. Auch auf dem Empa-Areal in Dübendorf soll ab Schuljahr 2026/2027 eine Filiale der Kantonsschule Stadelhofen geführt werden.
Nachdem die Stimmberechtigten der Stadt Affoltern die Teilrevision der Bau- und Zonenordnung Anfang März mit 71 Prozent angenommen haben, wurde die Gestaltungsplanpflicht für den Bau des Provisoriums auf dem Schwanden-Areal aufgehoben.
Ausserordentlich in den kantonalen Richtplan aufgenommen
Am vergangenen Montag hat der Kantonsrat den kantonalen Richtplan revidiert und dabei den neuen Mittelschulstandort Schwanden in Affoltern aufgenommen. Der Antrag dazu wurde vom Grünen-Kantonsrat Thomas Schweizer aus Hedingen in Absprache mit der Stadt Affoltern und den zuständigen kantonalen Stellen in die Revision eingebracht. Dabei wurde die Priorität auf «kurzfristig» geändert und der Standort angepasst. Thomas Schweizer sagte gegenüber dem «Anzeiger», dass Raumplanungsprozesse lange dauern. «Am Montag wurde die Richtplanvorlage des Regierungsrates aus dem Jahr 2020 genehmigt», erklärt der Kantonsrat. «Um die in der Zwischenzeit revidierte Mittelschulplanung in den Richtplan einbringen zu können, ist ein Antrag aus dem Kantonsrat eine elegante Möglichkeit, auf veränderte Grundlagen zeitnah reagieren zu können. Auch der Neubau einer Reha-Klinik im Spital Wetzikon wurde auf diesem Weg zusätzlich aufgenommen.»
Politische Hürden gibt es für das Vorhaben fast keine mehr. Auf Anfrage des «Anzeigers» sagte die Baudirektion des Kantons Zürich, dass der Kanton nun die notwendigen Kredite beantragen werde und die Planung des Projektes vorantreibe. Weiter führte die Direktion aus: «Nach dem positiven Entscheid des Stimmvolks muss die BZO-Teilrevision nun noch von der Baudirektion genehmigt werden. Mit der Rechtskraft der BZO-Teilrevision wird Anfang September 2024 gerechnet.»
Eine zusätzliche Abstimmung über das Projekt sei nicht nötig. Beim Bau des Provisoriums handle es sich um ein «normales» Bauprojekt, wie jedes andere auch. «Das heisst, der Kanton wird bei der Stadt ein Baugesuch einreichen müssen, welches dann durch die Baubehörde geprüft und (voraussichtlich) bewilligt werden wird», sagt die Behörde zum weiteren Ablauf. Bezahlt wird das Provisorium durch den Kanton. Und auch wenn von einem Provisorium gesprochen wird. Diese dafür eingesetzten Modulbauten haben insgesamt eine Lebensdauer von 30 Jahren. Kantonsrat Thomas Schweizer erklärte dazu, dass solche Modulbauten nacheinander an verschiedenen Orten eingesetzt werden. Pro Ort gehe er von zehn Jahren Betrieb aus. Bis dann müsste ein definitiver Bau der Kantonsschule realisiert werden. Gemäss früherer Aussage des Kantons stehe bereits fest, dass eine Kantonsschule in Affoltern definitiv gebaut werde. Der Zeitpunkt dafür sei unter anderem abhängig von der Entwicklung der Schülerzahlen in der Region.
Die Kantonsschule soll in vier Jahren bereit sein
Kantonsrat Thomas Schweizer schrieb in seiner Stellungnahme, dass der Mittelschulstandort Affoltern den Bezirksort in vieler Hinsicht aufwerte. Auch werde dadurch der öffentliche Verkehr entlastet, da die Schülerinnen und Schüler nicht mehr nach Urdorf oder Zürich pendeln müssen. Einzig brauche es noch Verbesserungen bei den Veloverbindungen. Dies müsse nun prioritär angegangen werden. So solle zum Beispiel eine sichere und attraktive Verbindung von Bonstetten oder Hedingen zum Schwanden-Areal realisiert werden. Netzlücken und Schwachstellen seien zu sanieren.
Geplant ist, den neuen Mittelschulstandort aufs Schuljahr 2028/2029 in Betrieb zu nehmen.