«Als ich Kind war, wurde mein Geburtstag nie gefeiert»

Stefan Gygax ist an einem 29. Februar auf die Welt gekommen

Stefan Gygax, das wievielte Mal findet Ihr Geburtstag am richtigen Datum, dem 29. Februar, statt?

Stefan Gygax: Zum 15. Mal. Ich werde nächste Woche also 15. (Er lacht.) Und bis ich volljährig bin, dauert es nun noch zwölf Jahre.

Im Jahr 2020 kamen in der Schweiz am 29. Februar 197 Kinder zur Welt, im Spital Baar war es ein Junge.

Ich kam in Burgdorf zur Welt und war an dem Tag auch das einzige Baby. Ich erfuhr später, dass im Spital eine Party gefeiert wurde, weil sich alle über die Geburt an diesem seltenen Datum freuten.

Und wie wurde Ihr Geburtstag jeweils gefeiert – gab es alle vier Jahre eine grosse Party?

Als ich Kind war, wurde mein Geburtstag nie gefeiert, es gab ihn ja während dreier Jahre nicht. Und als der 29. Februar dann existierte, vergassen die meisten, dass das nun mein Geburtstag wäre. Nur meine Mutter dachte daran und gab mir etwas Besonderes.

Wurde ihr Geburtstag dann nicht am 28. Februar oder am 1. März gefeiert?

Nein. Ich wuchs in einfachen bäuerlichen Verhältnissen im hintersten Emmental auf. Da gab es Wichtigeres als Kindergeburtstage. Dennoch: Meine Geschwister erhielten an ihren Geburtstagen Geschenke, ich nicht – da es ihn ja eben nicht gab.

Haben Sie damals nicht darunter gelitten?

Klar, es war krass. Als ich klein war, realisierte ich es noch nicht und verstand das mit dem Schaltjahr auch nicht. Doch so ab dem achten Altersjahr realisierte ich, was los ist, und begann, darunter zu leiden. Ich habe oft geweint und verstand nicht, warum ich so ungerecht behandelt wurde und keine Geschenke erhielt.

Wo sind Sie beruflich engagiert?

Ich habe viele Jahre in der Firma Weiss Medien, also dem «Anzeiger», in der Druckerei als Ausrüster gearbeitet. Als die Druckerei aufgegeben wurde, konnte ich zu Käser Druck in Stallikon wechseln, wo ich immer noch tätig bin.

Was planen Sie jetzt für den kommenden Donnerstag?

Letztes Schaltjahr, also 2020, habe ich eine Grillparty in einer Tiefgarage organisiert. Diesen 29. Februar werde ich bis am frühen Nachmittag arbeiten und dann im Tennisclub mit Freunden und Bekannten einen gemütlichen Abend verbringen. Ich habe das sehr spontan beschlossen, da ich lange unsicher war, ob ich wirklich feiern soll. Jetzt freue ich mich auf das kleine Fest.

Ja hoffentlich! Es ist ja ihr 15. Geburtstag, und sie werden 60! Im Säuliamt leben geschätzt 30 Personen, die am 29. Februar Geburtstag haben. Kennen Sie jemanden?

Nein, ich kenne niemanden. Es wäre für mich aber sehr schön, wenn ich ein Kind oder eine Jugendliche oder einen Jugendlichen kennen würde und erfahren könnte, wie bei ihm oder ihr mit dem Geburtstag umgegangen wird. Mit so einem «Geburtstagsgeschwister» würde ich gerne eine Party feiern.

Was erleben Sie, wenn Sie ihr Geburtsdatum nennen?

Wenn ich zum Beispiel einen Ausweis zeigen oder das Geburtsdatum angeben muss, höre ich oft lustige Bemerkungen wie: «Oh, das gibt es selten, das ist sehr speziell.» Oder die Leute witzeln und rechnen mir vor: «Wenn du 60 werden möchtest, musst du 240 Jahre leben.» So lange leben möchte ich definitiv nicht.

Wir wünschen Ihnen am Donnerstag ein fröhliches Fest und einen ganz speziellen schönen Tag!

Stefan Gygax arbeitete viele Jahre in der Druckerei der Weiss Medien. Am 29. Februar findet zum 15. Mal sein Geburtstag am richtigen Datum statt. (Bild Marianne Voss)

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