Als Obfelden zu einem Bahnhof kam

Während beim anstehenden 175-Jahre-Jubiläum der Gemeinde Obfelden die Gewerbeschau Expo im Vordergrund steht, waren es vor 25 Jahren eine Lokomotive, eine Baumpflanzung, eine ­Dorfstafette, Fahnenweihe und Vereinsjubiläum.

74 Tonnen für wenige Stunden unter viel Aufwand nach Obfelden gezügelt: Die Lokomotive Re 450 101-1 zog am 150-Jahre-Jubiläum 1997 viel Volk an. (Archivbild)

74 Tonnen für wenige Stunden unter viel Aufwand nach Obfelden gezügelt: Die Lokomotive Re 450 101-1 zog am 150-Jahre-Jubiläum 1997 viel Volk an. (Archivbild)

Obfelden ist die jüngste Gemeinde des Bezirks Affoltern. Sie hat sich 1847 von Ottenbach losgelöst. Das 100-jährige Bestehen wurde 1947 unter anderem mit einem grossen Festspiel gefeiert. Die damals erschienene Jubiläumschronik, ein dicker Wälzer, zeichnete die wechselvolle und durch anfängliche Geburtswehen gezeichnete Geschichte der ­Abtrennung von der Nachbargemeinde nach.

1997, 50 Jahre später, feierte ­Obfelden das 150-jährige Bestehen über zwei Wochenenden mit mehreren Events. Ins damalige Dorffest eingebettet waren unter anderem das 150-Jahre-Jubiläum des Feldschützenvereins, die Fahnenweihe des Turnvereins und eine Dorfstafette.

74-Tonnen-Spektakel

Das Spektakel der Jubiläumsfeier bot jedoch ein 74 Tonnen schweres ­«Stahlross», die S-Bahn-Loki Re 450 101-1, die mit viel Aufwand nach Obfelden gezügelt wurde – und seither, nach entsprechender Taufe, «Obfelden» heisst und mit Dorfwappen bestückt ist. Die Gemeinde kam also zumindest temporär zu einem Festbahnhof – mit einem ­«Vorstand» namens Rolf Grob, damals Gemeindepräsident. In Erinnerung ­geblieben sind Bilder, wie er – mit Stations­vorstandmütze auf dem Haupt und Kelle bewehrt – eine Ansprache hielt. «So lange ich Stationsvorstand in Obfelden bin, garantiere ich, dass die Züge immer pünktlich fahren», spasste er gemäss dem damaligen «Anzeiger»-Redaktor Andreas Schlegel, selbst ein ­Bahnenthusiast.

«Für mich war das der Höhepunkt des Jubiläumsfestes», erinnert sich der damalige OK-Präsident Werner Schlatter, darauf hinweisend, mit wie viel ­logistischem Aufwand diese Aktion verbunden war. Auch versicherungs­technisch kein Pappenstiel. Seine Erinnerungen an diese beiden Festwochenende sind ohne Abstriche positiv: ­Erinnerungen an die vom ehemaligen ­Sekundarlehrer Willy Almer organisierte Dorfstafette, an die TV-Fahnenweihe und an das Jubiläum der Schützen. «Damals hatten wir in Obfelden mehr Vereine und auch einen guten Zusammenhalt; alle haben sie mitgemacht», erinnert sich Werner Schlatter, der mit seinem OK weitgehend selbstständig agieren konnte.

Zu den Höhepunkten zählte auch die Pflanzung einer Winterlinde beim Mehrzweckgebäude Zendenfrei. In den Festreden wurde sie als Symbol für friedliches Zusammenleben von Ottenbach und Obfelden benannt – Reden, die aber auch garniert waren mit träfen Sprüchen. «Gewiss, die Ottenbacher waren damals härter im Austeilen, aber die Obfelder auch wehleidig», hielt der damalige Ottenbacher Gemeindepräsident Ernst Zingg mit süffisantem Unterton fest.

Mit der Gestaltung der Festschrift das Dorf kennengelernt

Als bleibende Erinnerung an diese 150-Jahre-Feier darf die von der Gemeinde herausgegebene Festschrift genannt werden. Eine Kommission unter der Leitung von Gemeinderätin Heidi ­Hollenweger führte viele Gespräche mit Dorfbewohnerinnen und -bewohnern. Es ist keine eigentliche Chronik, sondern ein kleiner «Geschichtsband» mit Porträts und Erinnerungen von Zeitzeugen. Der Kommission gehörten alt Gemeindepräsident Otto Schneebeli, Ruedi Brauchli, Anneliese Rüegg und der Schreibende an. «Ich habe bei diesen Arbeiten viel über das Dorf und seine Bewohnerinnen und Bewohner erfahren», sagt Heidi Hollenweger, die seit 1980 Obfelden wohnt und von 1990 bis 1998 dem Gemeinderat angehörte – und mit über 1000 Stimmen bis heute das bestgewählte Behördenmitglied ist. Sie zeigt sich heute noch beeindruckt von der Freiwilligenarbeit, die in diesem Rahmen geleistet wurde. Der «Rückblick auf die letzten fünfzig Jahre» umfasst 76 Seiten – eine Chronik wie im Jahr 1947 wäre finanziell zu aufwendig ­gewesen.

Expo im Mittelpunkt

Und nun steht Obfelden vor einem weiteren Festwochenende. Vom 26. bis zum 28. August steht die Expo an, eine Gewerbe­schau. Eingebettet sind aber auch zahlreiche weitere Events: von der Chilbi bis zum Dorfrundgang, vom Jubiläums­brunch bis zu Livemusik.

Infos unter www.expo-obfelden.ch oder unter www.obfelden.ch.

In loser Folge beleuchtet der ­«Anzeiger» Ereignisse, die 10, 20, 25 oder 30 Jahre zurückliegen. Bisher erschienen: Schneckentempo und Spurt – vor 20 Jahren erfolgte die Erneuerung des Bahnhofplatzes in Affoltern («Anzeiger» vom 19. Juli). Als das Säuliamt in Kimme und Korn der Zürcher Schützen lag – das Kantonal­schützenfest 1997 («Anzeiger» vom 29. Juli).

 

 

 

 

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