Auch Ottenbach braucht mehr altersgerechten Wohnraum
Grosse Beteiligung an einem Bevölkerungsanlass im Gemeindesaal
«Wohnen im Alter in Ottenbach» – zu diesem weiteren Bevölkerungsanlass erschienen am Samstag gegen 80 Personen im Gemeindesaal. Die grosse Beteiligung dokumentierte die Wichtigkeit des Themas, dem sich in der Gemeinde inzwischen eine Projektgruppe widmet, nachdem 2021 ein Altersleitbild erstellt wurde.
Der demografische Wandel ist bekannt, die Lebenserwartung steigt und damit auch das Bedürfnis nach altersgerechtem Wohnraum. Laut Gesundheitsvorstand Ronald Alder fehlen in der Schweiz bis 2035 rund 300000 Arbeitskräfte, derweil die Lebenserwartung heute bei 85 Jahren liegt. «Wir benötigen Wohnraum für ältere Menschen, auch für solche mit Unterstützungsbedarf. Das ist auch Prävention gegen die Vereinsamung», so Alder. Eine im Rahmen des räumlichen Entwicklungskonzepts lancierte Bevölkerungsumfrage zeigte ausserdem: Eine grosse Mehrheit empfindet «Alterswohnen in Ottenbach» als «ungenügend».
Laut Alinka Rüdin, Leiterin Beratungsstelle für Alters- und Gesundheitsfragen, und Pro-Senectute-Vertreterin Sandra Remund steigt im Bezirk Affoltern die Zahl der über 65-Jährigen bis 2040 um rund 46 Prozent, was bis dahin auch weitere rund 100 stationäre Plätze erfordert. Der Bedarf an KLV-Leistungen steigt sogar um 74 Prozent. Das erfordert einen Ausbau ambulanter Leistungen (Unterstützung zu Hause), auch der Wohnangebote mit Dienstleistungen und stationärer Angebote.
Drei Projekte und Visionen
In Ottenbach will die Projektgruppe bis Ende 2025 zuhanden des Gemeinderates ein Konzept mit Raumprogramm erarbeiten, dem 2026 eine Machbarkeitsstudie folgen soll. Projektwettbewerb, Gestaltungsplan und eine Realisierung bis 2030 sind denkbar. Derzeit gibt es in Ottenbach drei Alterswohnprojekte: Die LGO hat am Dorfplatz 2 Wohnraum für zwölf Personen «65plus», altersgerecht, aber ohne Dienstleistungen. Dazu plant die LGO an der Affolternstrasse 8 einen Neubau mit 17 Wohnungen «65plus», für eine altersdurchmischte Mieterschaft. Hier haben bereits 15 Personen Interesse angemeldet. Und letztlich im Tobel 1: eine bestehende Wohngemeinschaft «ü50» mit neun Personen, wo offenbar Wachstumspotenzial vorhanden ist.
Sodann ist auf dem gemeindeeigenen Areal beim Restaurant Post und in der Klosterwiese Platz für 20 bis 30 kleine Wohnungen vorhanden, womöglich für «WohnenPlus». Ob diese Vision umgesetzt werden kann, soll mit einer Machbarkeitsstudie geprüft werden. Bevorzugte Variante: Die Gemeinde stellt Land im Baurecht zur Verfügung. Dass sie selbst als Bauherrin auftritt, ist nach den Worten von Finanzvorstand Franz Zeder mit Blick auf die Finanzlage «eher unwahrscheinlich». Mögliche Investoren können eine Genossenschaft, eine Stiftung oder private Investoren sein. «Klar ist aber, dass das Restaurant Post erhalten bleiben soll», bekräftigte Ronald Alder. Am Samstag setzten sich die Teilnehmenden an mehreren Tischen mit dem Thema auseinander und formulierten dabei zahlreiche Wünsche und Ideen. Bei «WohnenPlus» werden zwei Begriffe verwendet.
Die «Hardware» ist das Haus, alles Bauliche: hindernisfrei, altersgerecht, generationendurchmischt mit Gemeinschaftsraum, eventuell mit Wohngemeinschaft. Die «Software» umfasst das organisierte Leben, Dienstleistungen, Unterstützung im Alltag, Sicherheit, Gemeinschaft und Ansprechpersonen vor Ort. Sandra Remund lieferte dazu Beispiele aus den Gemeinden Steinen SZ und Littau LU. Bei der «Hardware» wünschen sich die Teilnehmenden Balkone in Wohnungen, Gemeinschaftsräume und mehrheitlich Zweieinhalb- und Dreieinhalb-Zimmer-Wohnungen, grosse Fenster, Aussenplätze und Unterstützung innerhalb und ausserhalb der Wohnung, die auch zahlbar sein soll.
Bei der «Software» wünscht man sich «eine gute Seele im Haus», eine Ansprechperson, eine Spitex in der Nähe, gemeinsame Anlässe und technische Unterstützung bei diversen Arbeiten. Haustiere sind erwünscht, ein Mahlzeitendienst, ein Notrufknopf und ein Hausrat für gemeinsame Entscheidungen ebenso.
Ein grosses Anliegen
«Ich bin begeistert von dieser Veranstaltung. Sie haben einen wichtigen Beitrag geleistet. Wir nehmen die Anregungen und Wünsche gerne auf. Es ist dem Gemeinderat ein grosses Anliegen, dass zum Thema ‹Wohnen im Alter› etwas passiert», schloss Ronald Alder den Bevölkerungsanlass.