Aufbruch in den Unruhestand
Zusammengerechnet haben die beiden «Hans» über 80 Jahre mit grossem Engagement und viel Herzblut in Mettmenstetten unterrichtet. Sie freuen sich auf die kommenden Jahre, die sie bestimmt aktiv gestalten werden. Auf ihre Zeit als Lehrer blicken sie mit guten Gefühlen zurück.
Ein Leben lang Schule geben prägt die Persönlichkeit. Hans Walti und Hans Schmutz haben sich neben ihrem Beruf immer auch für andere Themen begeistert und engagiert, dies hielt sie all die Jahre offen für Neues. Sie sind jedoch nicht von allen Neuerungen an den Schweizer Schulen überzeugt und äussern sich auch kritisch.
Ein Leben lang Schule geben prägt aber auch unzählige junge Menschen, die von ihnen unterrichtet und auf das Leben nach der Schule vorbereitet wurden. Sie haben dies mit einer klaren Linie und aufgrund ihrer Werte – und vor allem mit viel Fach- und Sozialkompetenz sowie Verantwortungsbewusstsein und Liebe zu den jungen Menschen getan. Gemeinsam ist beiden Lehrern: Sie sind sportlich, haben beispielsweise beim FC Affoltern als Trainer gewirkt, und sie haben den Schulsport in Mettmenstetten geprägt. Für beide gilt ab diesem Sommer: Es gibt ein Leben nach der Schule. Und auf dieses freuen sie sich.
Hans Walti: Nach einem Vikariat geblieben
Seinen Berufsstart als Seklehrer hatte Hans Walti im Schulhaus Hirschengraben in der Stadt Zürich mit Schülern vom Zürichberg und aus dem Niederdorf. Eine Herausforderung für den jungen Seklehrer Phil II. Nach einem Vikariat in Mettmenstetten liess er sich von Max Huber überzeugen, stieg an der Sekundarschule Mettmenstetten als Klassenlehrer ein und blieb 44 Jahre.
Rund 500 Schülerinnen und Schüler bereitete er auf das Leben nach der Schule vor. Unterrichten bedeutet für ihn, eine gute Beziehung zu möglichst allen Schülerinnen und Schülern aufbauen und erhalten zu können. Daneben vermittelte er gern besondere Abenteuer in Klassenlagern und auf Schulreisen, vom River Rafting über Gletscherwanderungen bis zum Besuch des Bundeshauses.
Hans Walti freut sich, dass sein Sohn Michael in seine Stapfen getreten ist und schon über zehn Jahre mit ihm an der gleichen Schule arbeitet. Hans Walti hat vier Kinder und drei Enkelkinder.
Hans Schmutz: Sportlicher «Hansdampf in allen Gassen»
Nach seiner Ausbildung im «Detailhandel Sport» absolvierte Hans Schmutz eine berufsbegleitende Ausbildung zum Sportfachlehrer in Magglingen. Noch viele Jahre kombinierte er seine Tätigkeit bei Gubler Sport in Affoltern mit dem Unterrichten.
Sportlich ist Schmutz ein «Hansdampf in allen Gassen». Er leitete beispielsweise Jugend+Sport-Kurse in sieben verschiedenen Disziplinen. Er liebt den Schneesport genauso wie Schwimmen oder Fussball. Hans Schmutz unterrichtet als Fachlehrer in verschiedenen Gemeinden. Wöchentlich haben rund 550 Schülerinnen und Schüler bei ihm Schwimmlektionen.
Er betreibt auch seine eigene Schwimmschule Aquarius. Diese wird nun sein Sohn übernehmen. Hans Schmutz hat zwei Söhne und demnächst kommt sein drittes Enkelkind zur Welt.
Ein Stück Schulgeschichte
Hans Walti und Hans Schmutz haben ein Stück Mettmenstetter Schulgeschichte mitgeschrieben, insbesondere im Sportbereich. Sie ermöglichten beispielsweise vielen Jugendlichen, an namhaften Wettkämpfen mitzumachen. Sie haben über viele Jahre Schulentwicklung im Kanton Zürich erlebt, sind auf diesen Wellen mitgeritten – und auch mal dagegen angeschwommen.
Hans Walti äussert Bedenken zum Lehrplan 21, der sich in der Praxis vielerorts gar nicht umsetzen lässt. Er fordert: «Schulreformen sollen an ihrer Praxistauglichkeit und an ihrem pädagogischen Mehrwert gemessen werden.» Er hofft, dass das Pendel, das zurzeit eher in Richtung starke Individualisierung, umfassende Digitalisierung und viele in den Schulalltag involvierte Fachspezialisten schwingt, wieder etwas zugunsten des bewährten Frontalunterrichtes ausschlägt. Eine tragende persönliche Beziehung zu den Schülern ist die unabdingbare Basis für guten Unterricht.
Die Zeit danach
Mettmenstetter Schulgeschichte prägte Hans Walti auch als Mitglied der Baukommission Wygarten II. Vor allem aber war er prägend für den guten Umgang der Lehrpersonen untereinander und mit den Behörden. Dass er sich immer mit seinem Beruf identifizieren konnte, beweist die Tatsache, dass er fünf Jahre über die Pensionsgrenze hinaus unterrichtete.
Wie werden Hans Walti und Hans Schmutz, die ihren Beruf als Berufung lebten, ihre Zukunft ohne Schule gestalten? Das Alter spiegelt das Leben, sagt man. Beide waren sehr aktiv und sportlich – aktiv und sportlich geht es weiter. Hans Schmutz wird zusammen mit seiner Frau ein Ausflugsrestaurant auf dem Hämikerberg betreiben und vor allem die dazugehörende Spiel-Golf-Anlage betreuen. Im Winter trifft man ihn als Skilehrer auf der Klewenalp.
Hans Walti freut sich auf viel Zeit mit seiner Familie. Er wird dreimal wöchentlich hauptamtlich Grossvater sein. Zudem wird er sich um seine Ferienhäuser kümmern, da gibt es immer etwas zu tun. Vorerst will er sich nicht von Organisationen einbinden lassen, weder von Sportklubs noch von Musikvereinen, wie er dies während des Erwerbslebens getan hatte.
Für beide gilt: Alt wird man erst, wenn man nicht mehr begeisterungsfähig, neugierig und offen für Neues ist – und dies bleiben beide bei hoffentlich guter Gesundheit noch lange.