Aus der Not eine Tugend gemacht
Die Sek Hausen nimmt bereits im fünften Jahr Schüler aus dem Kanton Fribourg für ein Fremdsprachenjahr auf. Das Vorbild macht nun buchstäblich Schule. Sprachenlehrerin Luzia Vogel, die zugleich Austauschschüler beherbergt, wirkt in beratender Funktion auch für die Zürcher Bildungsdirektion.

Das Konzept der Sek Hausen, Kontakt mit Schulen aus dem Kanton Fribourg für den immersiven Sprachenerwerb aufzunehmen, findet immer mehr Nachahmer. Initiantin Luzia Vogel betreut im laufenden Schuljahr neben vier Schülerinnen und Schülern in Hausen auch deren zwei in Mettmenstetten. Da Hausen im ganzen Kanton Zürich die einzige Sekundarschule ist, die sowohl Klassen- und Einzelaustausch als auch das Sprachaustauschjahr anbietet, wurde Vogel nun kurzerhand als Sachverständige für die Sekundarstufe I im Teilpensum von der Zürcher Bildungsdirektion engagiert. «Nach Mettmenstetten haben nun auch Weiningen, Bülach und zwei Zürcher Stadtschulhäuser Interesse an unserem Konzept angemeldet», sagt Vogel mit Stolz.
Entstanden ist das Angebot aus der Not heraus: «Wir hatten immer sehr unterschiedliche Klassengrössen. Ausserdem suchte ich nach einer Aufwertung des Fachs Französisch. Im Fach Deutsch als Zweitsprache (DaZ) mischen wir teilweise die Deutsch- und Französischsprachigen, damit sie voneinander profitieren können. Und auch, weil wir in meiner Sekundarschulzeit stets Westschweizer in der Klasse hatten. Von diesen Klassenkameraden hat ich mehr gelernt als vom Lehrer», erinnert sich Vogel mit einem Augenzwinkern, die inzwischen selber Französisch- und Englischlehrerin ist. Die Absicht des Schüleraustausches ist logisch: Französisch als natürliche und nicht als Lehrmittelsprache wahrzunehmen. Dabei helfen die Fribourger Schülerinnen und Schüler als Klassenassistenz und mit ihren freiwilligen Mittagskursen den Zugang zur französischen Sprache und Kultur für die Schüler erlebbar zu machen. Ziel nach einem Jahr Schüleraustausch für die Romands ist es, die Prüfung Goethe B2 auf Maturalevel zu bestehen.
Erfolg, der sich herumspricht
Das Konzept der Sek Hausen hat sich allein durch Mund-zu-Mund-Werbung mittlerweile zum Selbstläufer entwickelt. «Im August starten wiederum vier Jugendliche in Hausen und ein Schüler in Mettmenstetten. Für 2024/25 liegen bereits neun weitere Kandidaturen vor. Alles topmotivierte Kids mit grosser Leistungsbereitschaft», freut sich Vogel. Das Auswahlverfahren ist nicht ganz ohne. Die Jugendlichen machen zuerst eine Schnupperwoche in Hausen, bei der auch die Chemie mit den Gastgeberfamilien getestet wird, plus eine Sprachprüfung zum Ermitteln des Sprachniveaus. «Die Schüler müssen einen gewissen Grundwortschatz mitbringen, denn wir wollen ein einigermassen ausgeglichenes Niveau. Ausser dem Schulischen möchten wir zudem, dass die Jugendlichen in einem Verein mitmachen, damit sie neben der Schule noch weitere Kontakte pflegen.»
Knackpunkt bei der ganzen Sache ist einzig, genügend Gastfamilien für die Teenager zu finden. Luzia Vogel und auch Schulleiterin Astrid Fink gehen mit gutem Beispiel voran und nehmen selber immer wieder Westschweizer Jugendliche als Wochenaufenthalter für ein Jahr bei sich auf. «Wir haben ein interkantonales Abkommen und müssen deshalb auch die Gastfamilien stellen. Das ist für mich aber nicht der Hauptgrund. Ich finde es spannend, Jugendliche in ihrer nicht immer ganz einfachen Lebensphase zu begleiten», sagt Vogel, die in einer Partnerschaft lebt, selber aber keine Kinder hat. Und fügt an: «Es wäre super, wenn wir auf diesem Weg weitere Gastfamilien finden könnten.»
Willkommene Blutauffrischung
Sie hat beobachtet, dass auch die Klasse von der Blutauffrischung aus der Romandie profitiert. «Die Westschweizer sind meist etwas älter, ambitioniert und haben eine gewisse Coolness, die Eindruck bei den hiesigen Kids macht.» Mit einigen der insgesamt 21 Schüler, die das Austauschjahr in Hausen absolviert haben, bestehe bis heute Kontakt.
Im direkten Austausch mit den Jugendlichen fällt auf, wie gut sie die hochdeutsche Sprache beherrschen gelernt haben. Anfangs sei der Wechsel in die Deutschschweiz wie ein Sprung ins kalte Wasser gewesen, berichten Margaux, Maëlle, Romane, Matis und Yoan unisono. Dank der guten Organisation und den netten Gastfamilien hätten sie sich aber gut eingelebt und die Zeit sei vorübergegangen wie im Flug. Regelmässige Videobotschaften und die Wochenenden zuhause in der Westschweiz hätten dafür gesorgt, dass der Kontakt zu Familie und Freunden in der Romandie nicht abbricht. Bald steht der nächste Schritt bevor: Der Eintritt ins Gymnasium. Margaux und Maëlle möchten Lehrerinnen werden, Romane Heilpädagogin oder Journalistin, Matis Sportlehrer und Yoan Primarlehrer oder Kleinkindererzieher. Der Sprachaufenthalt im Säuliamt legt die perfekte Basis dazu.
Gastfamilie werden und dieses Projekt unterstützen? Kontakt: luzia.vogel@sekhausen.ch.