Aus sechs Monaten sollten vierzig Jahre werden
Die Reformierte Kirche Knonauer Amt und insbesondere die Reformierten in Ottenbach haben am Freitag ihre beiden langjährigen Sigristinnen in den Ruhestand verabschiedet.
Paula Gut und Käthi Kurtz sitzen an diesem Abend, ganz ungewohnt, in einer vorderen Kirchenbank. Die letzten 40 Jahre haben sie die Veranstaltungen in der Kirche meist auf den hintersten Plätzen, als Sigristinnen mit wachsamen Augen, miterlebt. Andreas Manz, Leitung Kirchenkommission Ottenbach, rechnet vor, was die letzten 40 Jahre «treues zuverlässiges Wirken» bedeuteten: Es seien 1920 Wochen, zirka 1500 Gottesdienste, davon 40 an Weihnachten und 40 an Ostern gewesen; etwa 400 Taufen und ebenso viele Abdankungen und unzählige weitere Einsätze. Die Zahlen würden aber keine Auskunft darüber geben, mit welchem Herzblut und Engagement die beiden Frauen ihre Tätigkeit ausgeübt haben. «Sie seien Konstante der Kirchgemeinde gewesen, zuverlässig und präsent.»
Als Teamleiterin der 28 Sigristinnen der Reformierten Kirche Knonauer Amt, überbringt auch die Aeugster Sigristin Karin Schaub Blumengrüsse. Sie dankt Käthi Kurtz und Paula Gut für ihren grossen Einsatz und für die gute Betreuung und Einführung von Nachfolgerin Seraina Gerber.
Die Sigristin als Visitenkarte
Pfarrerin Elisabeth Armingeon erzählt rückblickend, sie habe damals, bevor sie ihre Bewerbung einreichte, einen Erkundigungsbesuch der Ottenbacher Kirche gemacht. Sie traf vor der Kirche auf Käthi Kurtz, die gerade nach dem Rechten schaute. Daraus habe sie einen guten Eindruck von einer Kirche gewonnen, um die man sich kümmere und zu der geschaut werde. Zehn gewählte Pfarrerinnen und Pfarrer haben die beiden Sigristinnen erlebt und mit ihnen zusammengearbeitet. «Kirche ist Heimat und die beiden Sigristinnen haben diese Heimat auch andern vermittelt», sagt Elisabeth Armingeon in ihrer Würdigung. Sie erinnert an die vielen Arbeiten im Pflichtenheft, hinzu kommen noch jene, die vor der Automatisierung der Kirchenuhr anfielen. Ausserdem habe Paula Gut jeweils den Gesang beim «Fiire mit dä Chliine» auf dem Piano begleitet, hier sei sie eine wichtige und sehr willkommene Stütze gewesen.
Käthi Kurtz und Paula Gut konnten für diesen Gesprächsgottesdienst mit schöner, aber etwas gar trauriger Musik, die Lieder und die Interviewpartner für die Pfarrerin auswählen. Ihre Wahl fiel auf Maja und Hans Peter Stutz. Das Ehepaar engagiert sich seit Jahren in der reformierten Kirche, ausserdem haben beide als langjährige Kirchenpfleger im Bezirk und in Ottenbach ein Amt innegehabt. Über die Stiftung Ulmenhof, für die sie in jungen Jahren gearbeitet haben, kamen sie nach Ottenbach und sind geblieben.
«Würklich en schöne Ort»
Maja Stutz erzählt von ihrem ersten Ankommen im Dorf: «Mit dem Postauto bin ich nach Ottenbach gekommen, an wunderbar blühenden Obstbäumen vorbei mit Blick ‹ufs Rüsstal›, alles war so friedlich und ‹ich han dänkt, das isch würklich en schöne Ort›.» Die beiden erzählen im Gottesdienst über ihren Glauben, wie er sich verändert habe, welche Werte ihnen wichtig seien. Für Maja Stutz wurde der barmherzige Samariter ein Leitmotiv: «Sie sei so froh gewesen, dass er angehalten habe, um dem Mann in Not beizustehen», erzählt sie und man spürt ihr Bangen und ihre Erleichterung noch heute, auch auf den hinteren Kirchenbänken. Für Hans Peter Stutz ist die Bergpredigt wichtig, mit ihrem Bezug zu unserer heutigen Realität.
Paula Gut und Käthi Kurtz sind für Maja Stutz «Perlen, liebenswert und wichtig». Sie und ihre leider verstorbene Freundin Lisebeth Burtscher hätten als junge Frauen damals das Amt der Sigristinnen übernommen, seien dann beide schwanger geworden und fanden schliesslich in Paula Gut und Käthi Kurtz Aushilfen für sechs Monate. Nach dieser Zeit seien sie aber beide froh gewesen, dass Käthi und Paula das Amt so gerne ausführten, dass sie es ihnen übergeben konnten. Seit damals seien sie einander verbunden und für Paula Gut und Käthi Kurtz wurden aus sechs Monaten vierzig Jahre.