Bald keine «Geissli» mehr am Breitenweg, Affoltern
Die Stadt Affoltern wird um einen Anziehungspunkt für Familien mit Kindern ärmer. Die Kleintiere am Breitenweg werden in den kommenden Tagen abgeholt.

Als «Kleintier-Zoo» wurde sie schon bezeichnet, als «grünes Kleinod im Zentrum von Affoltern», die Landparzelle am Breitenweg in Affoltern. Sicher schon seit 40 Jahren tummeln sich hier Ziegen und Hühner, früher auch Gänse. Den Weg, der die Anlage teilt, können die Tiere durch eine Tunnelröhre unterqueren.
Der «Kleintier-Zoo» erfreut sich grosser Beliebtheit. Er ist Treffpunkt und wird insbesondere von Familien mit kleinen Kindern gut frequentiert. Aber auch so manche Senioren gehören zu den regelmässigen Besuchern.
Seit 1958 befindet sich die Parzelle im Besitz der Gemeinde, beziehungsweise der Stadt Affoltern. Als der damalige Gemeinderat die Grünzone vor genau zwölf Jahren verkaufen wollte, legte die Gemeindeversammlung mit 186 zu 51 Stimmen ihr Veto ein. Etliche Votanten sprachen sich damals dafür aus, die Grünzone im Dorfzentrum zu erhalten, auch wenn das Bauland-Grundstück so natürlich nur eine bescheidene Rendite abwarf.
Im Pferdetransporter auf den Gnadenhof in Aeugst
Hinter dem Idyll stand Hans Baumgartner, der die Tiere mit viel Herzblut pflegte. Im Dezember letzten Jahres ist er allerdings verstorben. Der Versuch, für den «Kleintier-Zoo» einen Trägerverein zu gründen, dessen Mitglieder sich im Wechsel um die Tiere kümmern sollten, scheiterte am mangelnden Interesse und an der schwierigen Erschliessung. Zudem habe sie sich auch von der Stadt Affoltern mehr Unterstützung erhofft, findet eine enttäuschte Anwohnerin und spricht von einer verpassten Chance. Schliesslich sei das kleine Idyll im immer urbaner werdenden Bezirkshauptort ein wertvoller Kontrast – und viel mehr Treffpunkt als die Begegnungszone an der Oberen Bahnhofstrasse.
Mitte Monat werden die verbliebenen sechs Geissen und vier Hühner nun abgeholt. Die Fahrt im Pferdetransporter von Ivo Zürcher ist nicht weit. Im Jonental – zwischen Affoltern und Rifferswil, aber auf Aeugster Boden – liegt sein Gnadenhof Hodel. Im Sommerhalbjahr weiden die Geissen und Schafe im nahen Kanton Zug. Das «Gnadenbrot» für die abgeschobenen Tiere finanziere er über sein Tier-Ferienheim, erklärt Zürcher. Ergänzend zur täglichen Pflege müssen zwei- bis dreimal im Jahr die Klauen geschnitten werden, und weil vorwiegend alte und angeschlagene Tiere auf dem Gnadenhof landen, gehen auch mehr Zahn- und andere Spezialbehandlungen ins Geld. Weiter fallen vor allem in den Wintermonaten auch Futterkosten an. «Für Spenden sind wir natürlich dankbar», sagt Ivo Zürcher. Zumal seit einem Jahr die regulären Einnahmen fehlen: Wenn kaum jemand verreisen kann, fällt auch die Ferienbetreuung für Tiere weg.
Nutzung des Areals noch ungewiss
Die Stadt Affoltern bedaure es sehr, dass die «Ära» der «Geissli» am Breitenweg zu Ende gehe, teilt Fabrizio Meo, Abteilungsleiter Immobilien bei der Stadtverwaltung Affoltern, auf Anfrage mit. Und was passiert mit dem Grundstück am Breitenweg? Für die zukünftige Nutzung seien alle vier Varianten noch offen, führt Meo aus, also Vermietung, Eigennutzung, Überbauung oder Verkauf. Den Scheunenteil, den die Stadt bisher für die Betreuung der Kleintiere zur Verfügung gestellt hat, will sie nun als Lager für den Werkhof wieder übernehmen.