Bauernhof-Brunch mit internationalem Flair

Drei Bauernfamilien aus dem Säuliamt öffneten am 1. August ihre Hoftüren und beluden die Tische mit feinen selbst-gemachten Produkten. Die grosse Besucherschar von nah und fern wusste das zu schätzen.

Erika und Heini Nägeli (ganz rechts) mit ihrer Helferschar. (Bilder Marianne Voss)

Erika und Heini Nägeli (ganz rechts) mit ihrer Helferschar. (Bilder Marianne Voss)

«Wir kommen aus Amerika und Indien.»

«Wir kommen aus Amerika und Indien.»

Es war herrlich – wie selten diesen Sommer. Nicht zu heiss und kein Regen. Ideal, um auf einem Bauernhof zu sitzen, Spiegeleier mit Rösti oder frisches Birchermüesli zu geniessen und so den 1. August einklingen zu lassen. Leider waren es dieses Jahr nur drei Bauernfamilien im Säuliamt, die an diesem Nationalfeiertag zum Brunch einluden: Maya und Jean-Jacques Duperrex (Uttenberg), Erika und Heini Nägeli (Dachlissen) und Claudia und Andreas Frutiger (Zwillikon). Und bei allen waren die Tische voll besetzt – und die Gastgeber hatten alle Hände voll zu tun.

Viel Arbeit bedeutet die Organisation von einem Brunch für 200 oder sogar 500 Personen. Erika und Heini Nägeli führten den Anlass zum zehnten Mal durch. Da habe man schon Übung und Erfahrungswerte, auch was die Mengen betreffe, erklärten sie. 300 Eier und 50 Kilogramm Rösti standen bei ihnen für die hungrigen Gäste bereit. Brot, Kuchen und Wähen kommen immer aus der eigenen Backstube, der Alpkäse und die Butter von den eigenen Kühen, und auch die Konfitüre ist selber hergestellt. «Wir sind gerne Gastgeber. Und wir freuen uns, an diesem Anlass unsere guten Produkte den Konsumenten direkt weiterzugeben.»

Englisch, Spanisch und Italienisch

Und genau diese guten, qualitativ hochstehenden Produkte wusste die grosse Gästeschar auch zu schätzen. «Das isch dänn fein! Häsch dä Chueche scho probiert?», war zu vernehmen. Aber auch: «Muy bien!», «Buonissimo!» oder «Wonderful, delicious!». Die Gästeschar bei Nägelis war international geprägt. Man traf Bekannte aus Mettmenstetten oder den umliegenden Dörfern. Man kam aber auch ins Gespräch mit Menschen von weiter her. Am Nebentisch wurde beispielsweise Spanisch gesprochen. «Wir sind Schweizer, kommen aber aus Peru», erklärte eine der fröhlichen Frauen. «In unserm Herz sind wir auch noch Peruaner, aber den 1. August feiern wir immer.» An einem anderen Tisch sass eine grosse Familie und palaverte eifrig auf Italienisch, und weiter vorne hatte sich eine Gruppe von Gästen aus Amerika und Indien niedergelassen, alle patriotisch mit roten T-Shirts bekleidet. «Wir leben in Zürich und Luzern», berichteten sie auf Englisch. Sie seien zum ersten Mal auf einem Bauernhof zum Brunch und absolut begeistert. «Wir sind nun zwölf Jahre in der Schweiz und möchten demnächst Schweizer Bürger werden.»

Etwas Aufklärungsarbeit und Nachhilfestunden braucht es an so einem Anlass für die Städter natürlich auch immer wieder einmal. So lernte zum Beispiel der ältere Mann, der nach dem Orangensaft fragte, dass auf diesem Hof keine Orangen wachsen.

Gute Art von Heimatgefühl

Auch Hochdeutsch wurde gesprochen an diesem gemütlichen 1.-August-Brunch. Ein Herr aus der ehemaligen DDR betonte zum Thema Qualität: «Wer die Schweizer Qualität einmal kennen gelernt hat, will sie nicht mehr missen.» Er meine damit die Lebensmittel, aber auch die Tierhaltung oder die Pflege der wunderschönen Landschaft. Wie er den ersten August hier in der Schweiz erlebe? «Ich mag diese Art von Patriotismus. Ich meine damit diese gute Art von Heimatgefühl und Traditionsbewusstsein.» Das gebe es in Deutschland kaum. «Ein gutes Nationalbewusstsein oder ein gesunder Stolz übers Vaterland hat sich bei uns wenig entwickelt.» Und solche Anlässe wie dieser Brunch oder auch die 1.-August-Feiern mit Reden und Gesang, wo man zusammen an Festbänken sitze, das kenne er aus seiner Heimat nicht. «Ungewohnt sind für uns auch die Fahnen. Bei mir zuhause würde man auch an einem Nationalfeiertag keine Fahne im Garten aufziehen. Ich finde das hier aber wunderschön.»

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