Beaucerons und Briards auf der Hunderennbahn Rifferswil
Erstmals fand eine gemeinsame Ausstellung der beiden französischen Schäferhunde statt
Schon auf dem Parkplatz erklingt das Gebell. Zahlreiche Hunde beäugen und beschnuppern sich an diesem leicht bewölkten Vormittag, manchmal zeigen sie sich die Zähne, ab und zu springen sie in die Leine. Auf dem Gelände der Hunderennbahn Rifferswil, auf der normalerweise Windhunde ihre Runden drehen, sind für einmal bunte Zelte, zwei Richter-Zelte sowie zwei Richter-Ringe aufgebaut. Und mittendrin wuseln 80 bis 100 Hunde der Rassen Briard und Beauceron (Berger de Beauce).
Sie und ihre Besitzer kamen am Wochenende aus der Schweiz und dem nahen Ausland für zwei CAC-Ausstellungen (Certificat d’Aptitude au Championnat) in Rifferswil zusammen. Denn am Samstag fand mit der Double-CAC-Ausstellung erstmals eine gemeinsame Clubshow der beiden französischen Schäferhunde statt. Durchgeführt wurde sie vom Schweizerischen Klub der Beauceronfreunde (SKBF) und vom Schweizerischen Briardclub (SBBC).
Beaucerons sind bekannt für ihre Vielseitigkeit als Arbeits- und Schutzhunde. Briards zeichnen sich durch ihre Intelligenz und ihren ausgeprägten Schutzinstinkt aus. An der Hundeausstellung wurden 63 Hunde den Richtern präsentiert (18 Briards und 43 Beaucerons). Auf dem Programm standen nebst der Zuchtschau, bei der alle Hunde in verschiedenen Kategorien bewertet werden, die Preisverleihungen, bei denen die besten Vertreter beider Rassen ausgezeichnet werden. Ausserdem geht es jeweils um Austausch und Vernetzung.
Die Tiere werden nach den offiziellen FCI-Rassenstandards (Federation Cynologique International) beurteilt. Es wird beispielsweise nach Junghund, Weibchen, Rüden und Veteranen unterschieden. Am Schluss wird der «Best of Breed» (BOB), der oder die Beste seiner Rasse, gekürt.
Stefan Eberle: «Ich wollte einen lustigen Hund»
Vor allem im vorderen Bereich, wo grosse bunte Zelte aufgebaut sind, flankiert von Campingstühlen und Decken, geht es entspannt zu und her. Hier erholen sich Hunde im Schatten, solange sie nicht beurteilt werden. Ihre Menschen plaudern derweil. Denn auch wenn man in Konkurrenz steht, man kennt sich. Viele gehen seit Jahren oder gar Jahrzehnten an solche Hundeausstellungen. Wie Stefan Eberle aus Neschwil. Der Zürcher Oberländer begann damit vor zirka 35 Jahren. Der ursprüngliche Impuls für Hundeausstellungen kommt häufig von den Züchtern. So war es auch bei Eberle. Er findet es schade, wenn Besitzer nicht teilnehmen, weil sie vielleicht zu schüchtern sind. «Es gäbe viele Hunde, die schön und geeignet wären, um sie zu zeigen.»
Während des Gesprächs liegt sein neunjähriger Briard Dundee zu seinen Füssen. Dundee ist quasi pensioniert und «nur» noch als Veteran zugegen. Doch mit einer Tochter des Briards möchte Eberle züchten und sie nimmt am Wettbewerb teil. Ein Briard passe sehr gut zu ihm, so Eberle: «Ich wollte einen lustigen Hund, einen ‹Tscholi›.» Dundee sei ausserdem sehr ausgeglichen und souverän.
Die Richter-Beurteilung stresse Dundee nicht: «Er hat in diesem Moment meine volle Aufmerksamkeit, darum findet er es ‹lässig›.» Auch Eberle gefällts: «Wir sind hier, um Leute zu treffen. Es geht bei dieser Sache nicht darum, anderen den Rang abzulaufen. Denn alle Hunde hier sind schön.»
Beim Ring ist die Anspannung spürbar
Im Richter-Ring geht es deutlich weniger entspannt zu und her. In der Nähe der Ringe ist die Anspannung fast greifbar – sowohl bei den tierischen als auch den menschlichen Teilnehmenden. Hinzu kommt, dass viele unkastrierte Rüden teilnehmen, die wegen eben-falls nicht kastrierter Artgenossen ziemlich unter Adrenalin stehen. Doch bei diesen vielen Hunden auf relativ kleinem Raum geht es erstaunlich gesittet zu und her.
Es fällt jedoch auf, dass einige Züchter und Besitzerinnen im Ring penibel darauf achten, wie ihr Schützling den Kopf hält, oder sie positionieren eine nicht perfekt platzierte Vorderpfote neu. Wird eine Teilnehmernummer aufgerufen, tritt das Mensch-Hund-Team in den Ring. Zunächst schaut sich eine internationale Richterin oder ein Richter die Hündin oder den Rüden aus der Nähe an. Dabei wird beispielsweise geschaut, ob der Hund eine harmonische Gesamterscheinung abgibt und welche rassetypischen Merkmale bezüglich Formwert oder Wesen vorhanden sind. Auch die Zähne werden inspiziert.
Ein wichtiger Punkt ist, dass die Richter hierbei den Hund anfassen können müssen. Bei einem Augenschein knurrte ein Beauceron die Richterin an. Obwohl diese sehr ruhig darauf reagierte und ihm einen Moment Zeit liess, kam es erneut vor. Nach einem kurzen Gespräch mit der Besitzerin zog diese die Teilnahme zurück. Bei aggressivem Verhalten können Richter ein Tier auch disqualifizieren. Doch alle anderen beobachteten Hunde wirkten routiniert bis entspannt, manche gar verspielt. Hat eine Richterin das Tier aus der Nähe begutachtet, müssen die Hundehaltenden mit ihrem tierischen Freund durch den Ring joggen, damit die Bewegungsabläufe beurteilt werden können.
Am Samstagvormittag wurden zudem nacheinander – pro Rasse – die Junghunde, die Weibchen, die Rüden und die Veteranen aufgerufen. Die Mensch-Hunde-Teams stellen sich auf, die Hunde werden im Vergleich beurteilt. Dann joggen alle gleichzeitig mit den Hunden durch den Ring.
Anschliessend rufen die Richter einen Sieger pro Klasse auf. Am Ende des Tages wird ein Gesamt-Ausstellungssieger gekürt (Best in Show). Die Resultate der Preisverleihungen sind unter onlinedogshows.eu einsehbar.
Auch wenn ein paar die Sache sehr ernst zu nehmen scheinen, es gibt auch einige, die im Ring sehr entspannt wirken und man sieht, dass es sowohl Besitzer als auch Hund Spass macht. Wer nicht gewinnt, nimmt es sportlich. Abends sitzen die Aussteller und Hundebesitzer jeweils gemütlich zum Apéro und Znacht zusammen.
Weitere Informationen: www.bergerdebeauce.ch und www.swissbriard.ch