«Bei diesem Projekt geht es um Existenzen»
Die Flurgenossenschaft Hausen kämpft beim Meliorationsprojekt für die Erhaltung von Kulturland

Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges erstreckte sich zwischen Hausen, Rifferswil, Kappel und der Schonau eine ausgedehnte Moorlandschaft. Da jedoch Ende des Krieges die Braunkohleeinfuhren eingebrochen waren, wurden alternative Energieträger benötigt. Daher wurde entschieden, das Moor trockenzulegen und Torf abzubauen. Eine rund acht Meter tiefe Torfschicht wurde abgebaut und zur Gasproduktion verwendet. Der schützenswerte Moorboden, der über Jahrtausende entstanden war, wurde dadurch zerstört.
Die Geschichte der Hausemer Allmend ist zudem eng mit der Internierung von ausländischen Militärangehörigen verbunden. 1923 bauten internierte Deutsche den bis heute bestehenden Entwässerungskanal durch die Allmend. 1948 erfolgte die systematische Trockenlegung der Hausemer Allmend mittels eines Drainagesystems, das Wasser in den besagten Kanal führt. Diese Arbeit wurde zu einem grossen Teil von polnischen Internierten vollbracht.
Versumpfung der Allmend
Seither bietet die Hausemer Allmend 27 Hektaren hervorragendes Kulturland, das aktiv bewirtschaftet wird. Durch die Drainage, die den Boden mit Sauerstoff versetzt und dadurch zu dessen Abbau beiträgt, hat sich der Boden in der Hausemer Allmend seit 1948 zwischen zwei und vier Meter abgesenkt. «Die Schächte, in denen das Wasser der Drainageröhren gesammelt wird, ragen jedes Jahr tiefer aus dem Boden und wir nehmen regelmässig Elemente ab. Zudem zerfallen die Drainagerohre langsam und führen das Wasser immer schlechter ab. Die Bodenabsenkungen, kombiniert mit der mangelhaften Entwässerung, führen zu einer kontinuierlichen Versumpfung des Bodens, der bereits jetzt nur noch bedingt landwirtschaftlich nutzbar ist. Eine Bodenaufwertung ist deshalb für mich und andere Landwirte existenziell», erklärt der Hausemer Landwirt Markus Staub.
Zusammenarbeit für eine speditive Umsetzung
Bereits vor acht Jahren hat die Flurgenossenschaft Hausen deshalb entschieden, ein Bodenverbesserungsprojekt für die Hausemer Allmend zu erarbeiten. Seit 2014 wird nun im Auftrag des Amtes für Landschaft und Natur (ALN) des Kantons Zürich, in enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Wasser, Energie und Luft (Awel), dem Amt für Raumentwicklung und der Hausemer Flurgenossenschaft an einem Vorprojekt zur Bodenverbesserung gearbeitet.
Marco Pezzatti, heute stellvertretender und ab Anfang 2017 Chef des kantonalen Amts für Landschaft und Natur erklärt: «Ein Bodenverbesserungsprojekt von der Grössenordnung wie die Huser Allmend ist planungspflichtig. Ein Meliorationsverfahren ist ein in der Landwirtschaft bewährtes Planungsinstrument, das als solches keinen Eintrag im regionalen Richtplan benötigt. Ein privater Gestaltungsplan indessen ist nur möglich, wenn für das Gebiet ein entsprechender Eintrag im regionalen Richtplan vorhanden ist. Mit dem erfolgten Eintrag der Huser Allmend kann damit zwischen zwei möglichen Planungsverfahren ausgewählt werden.» Die Zürcher Planungsgruppe Knonauer Amt hat den Regionalen Richtplan – mit Aufwertungsprojekt der Hausemer Allmend – in der vergangenen Woche zur Festsetzung an den Regierungsrat überwiesen.
Melioration der Allmend im Interesse des Kantons
Marco Pezzatti spricht sich dezidiert für das Meliorationsprojekt Huser Allmend aus: «Das Vorprojekt zum Meliorationsprojekt wurde fundiert erarbeitet und zeigt auf, dass man den Boden der Huser Allmend nachhaltig aufwerten kann. Im Frühling 2017, wenn der Regionale Richtplan Knonaueramt festgesetzt wird, kann mit der Ausschreibung der Dienstleistungen begonnen werden und die Melioration läuft. Was sicher auch noch erzielt werden muss, ist eine Einigung mit Umweltverbänden, die einspracheberechtigt sind.» Er sehe für das Projekt jedoch gute Chancen, da er schlicht und einfach keine andere Möglichkeit sehe, wie die Hausemer Allmend sonst weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden könnte. Das ALN habe grosses Interesse am Gelingen des Projekts, da so wertvolles Ackerland zurückgewonnen werden könne.
Das weitere Vorgehen
«Entscheiden, welcher Weg eingeschlagen werden soll, werden aber die Grundeigentümer. Sie werden sich überlegen, ob sie ein bewährtes Verfahren wählen, für das auch Subventionen von Bund und Kanton zur Bodenverbesserung in Aussicht gestellt werden können, oder ob sie auf eigenes Risiko gemeinsam einen privaten Gestaltungsplan erarbeiten und damit ein Weg ohne staatliche Subventionsmöglichkeiten gehen wollen. Für Anfang Januar 2017 ist eine Informationsveranstaltung geplant, wo der Schlussbericht des Vorprojektes vorgestellt und die beiden möglichen Wege nochmals gemeinsam diskutiert werden können», erläutert Marco Pezzatti das weitere Vorgehen.
Das Zünglein an der Waage
Der Umweltverband Pro Natura könnte das Bodenverbesserungsprojekt mit einer Einsprache entscheidend verzögern. Andreas Hasler von Pro Natura Zürich weiss jedoch noch nicht, ob Pro Natura überhaupt Einsprache erheben will: «Natürlich sind wir mit einer Aufwertung der Hausemer Allmend grundsätzlich einverstanden. Die Frage wird sein, wie viel der ökologische Anteil an der Fläche sein wird. Wir denken an 20 Prozent und diese müssen qualitativ hochwertig renaturiert werden.»
Karl Burkard, der Präsident der Hausemer Flurgenossenschaft, hofft auf eine speditive Lösung: «Wir sind vor sechs Jahren erstmals beim Kanton vorstellig geworden. Seit zwei Jahren läuft das Vorprojekt. Wir sind zu 20 Prozent Renaturierung bereit, damit wir endlich mit der Melioration beginnen und diese hochwertige Landwirtschaftsfläche für kommende Generationen sichern können.»