Die A4-Zubringerkreisel: Neu und von der ersten Minute an stark befahren
Serie «Verkehrskreisel im Säuliamt» – Teil 5: Zwei Beispiele aus Ottenbach
Sie sind die beiden Newcomer im Kreis der Säuliämter Verkehrskreisel: der Kreisel «Affolternstrasse» und der Kreisel «Rickenbacherstrasse» in Ottenbach. Die beiden sind Teil des im Juni 2023 eingeweihten A4-Autobahnzubringers Obfelden/Ottenbach. Ziel des vom Kanton Zürich realisierten, grossen Strassenprojekts: die Entlastung der beiden Dörfer vom Durchgangsverkehr.
Herzstück ist die Überdeckung Bickwil
Projektkosten: 80,25 Millionen Franken. Neben den Kreiseln sind im Projekt verschiedene andere Strassenprojekte in Obfelden und Ottenbach enthalten. Dazu zählt etwa die 255 Meter lange Überdeckung Bickwil (Obfelden); sie gilt als Herzstück des Projekts.
Welche Voraussetzungen im Kanton Zürich erfüllt werden müssen, damit ein Verkehrskreisel gebaut werden kann, regelt die «Kreiselrichtlinie Kanton Zürich». Es ist ein 30-seitiges Papier des kantonalen Tiefbauamts, in dem unter anderem die Nutzungsanforderungen, die Projektierung und Sonderformen der Kreisel geregelt werden.
Während ab Mitte der 80er-Jahre Verkehrskreisel vielerorts als Patentlösung für alle möglichen Verkehrsprobleme gesehen wurden, geht man heute differenzierter mit dem Thema um. «Kreisel sind kein Allerweltsheilmittel», sagt dazu Thomas Maag, Mediensprecher der kantonalen Baudirektion. Es komme immer auf die Verhältnisse vor Ort an. So müsse zum Beispiel sichergestellt sein, dass insbesondere bei stark befahrenen Kreuzungen, wenn immer möglich, der öffentliche Verkehr (vor allem die Busse) bevorzugt werden kann. Unter diesem Gesichtspunkt sei manchmal eine Lichtsignalanlage die bessere Lösung als ein Kreisel.
Während für den Laien ein Verkehrskreisel eine mehr oder weniger runde Fläche ist, in die Strassen einmünden beziehungsweise aus der Strassen wegführen, unterscheidet die Zürcher «Verkehrsrichtlinie» zwischen Minikreiseln (Aussendurchmesser kleiner als 26 Meter), Kleinkreisel (26–34 Meter innerorts, 30–40 Meter ausserorts) und Grosskreisel (grösser als 40 Meter). Zu den Kreisel-Sonderformen zählen Minikreisel, ovale und elliptische Kreisel, Nüsslikreisel (längliche Form), Grosskreisel, mehrstreifige Kreisel (Turbokreisel) und Bypass MIV (grosse Rechtsabbiegeströme werden ausserhalb des Kreisels auf einer separaten Fahrspur geführt). Unabhängig von der Grösse und der Art sollen Verkehrskreisel nicht nur Verkehrsprobleme lösen, sondern auch die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer garantieren. Dabei muss neben dem Individualverkehr und dem öffentlichen Verkehr auch der Fussgänger- und Veloverkehr berücksichtigt werden. In die Planung miteinbezogen werden müssen auch der Winterdienst und Ausnahmetransporte.
Kein Durchblick durch Kreisel
Mittlere und grössere Kreisel werden heute bewusst so gestaltet, dass man nicht direkt durch sie hindurchsehen kann. Gleichzeitig wird dafür gesorgt, dass man die Verkehrsteilnehmer rechts und links im Kreisel gut erkennen kann. Das auf diese Weise limitierte Sichtfeld führt zum langsameren Befahren des Kreisels.
Aus diesem Grund sind Minikreisel mit einer durchgehend überfahr- und überblickbaren Mittelinsel bei Verkehrsplanern nicht sonderlich hoch im Kurs: Die Durchfahrtgeschwindigkeit ist oft höher als in anderen Kreiseln (nur kleine Richtungsänderungen), wodurch sich automatisch die Zeitlücken für das Einfahren in den Kreisel verkürzen. Insbesondere für den Veloverkehr gilt diese Kreiselform, laut der erwähnten Richtlinie, als «kritisch». Sie biete nur bei geringer Verkehrsbelastung genügend Sicherheit.
Rund 3500 Verkehrskreisel gibt es in der Schweiz. Alle sind auf ihre Weise einzigartig. Das gilt vor allem für die Kreiselzentren, die Kreiselmitte. Fast alle sind mit kleinerem oder grösserem Aufwand gestaltet worden. Manchmal sind es nur Büsche und Steine, manchmal zieren teure Kunstwerke die Kreisel.
Nicht wenige Kreisel sind zu regionalen Wahrzeichen geworden, auf die man vielerorts stolz ist. Wie sinnvoll Kreiselgestaltungen sind und ob das nun immer Kunst ist, was in den Kreiseln steht, darüber wird immer wieder gerne mal gestritten.
Im Kanton Zürich existieren aktuell 216 Kreisel. 16 davon stehen im Bezirk Affoltern, acht von ihnen in Affoltern selber. In einer losen Serie stellt der «Anzeiger» diese Kreisel näher vor. (red)