Beim Berlinerbacken über die Zukunft des Dorfes reden
Beim Projekt «Maschwanden 2030» ist auch die Bevölkerung gefordert

Vor dem Volg duftet es nach frisch gebackenen Berlinern, und auf der Festbank wird über nichts Geringeres als über die Zukunft des Dorfes diskutiert – über das Projekt «Maschwanden 2030». Einwohnerinnen und Einwohner tauschten sich am vergangenen Wochenende unter anderen mit Gemeindepräsident Ernst Humbel und Gemeindeschreiberin Chantal Nitschké aus. «Sie sind sehr interessiert und bereit, sich in diesem Prozess einzubringen», stellt Ernst Humbel fest. Die kapitale Frage lautet: Kann die kleinste Ämtler Gemeinde eigenständig bleiben, ja, überleben?
Wie soll sie aussehen, die Zukunft der kleinsten Ämtler Gemeinde, nachdem Fusionsverhandlungen mit der Nachbargemeinde Mettmenstetten Ende 2024 gescheitert sind? Dazu stellt der Gemeinderat in einem Projekt «Maschwanden 2030» drei Themen in den Fokus: Lebensqualität und Teilhabe, Optimierung von Infrastruktur und gemeindeeigenen Aufgaben, Perspektiven und damit verbundene Veränderungen. Über all dem schwebt natürlich die Finanzlage der knapp 700-Seelen-Gemeinde. Ein Fernsehbeitrag (SRF News) vom 18. März 2025 trug den Titel «Maschwanden – das Armenhaus von Zürich». Tatsächlich erhält Maschwanden als einzige Zürcher Gemeinde Individuellen Sonderlastenausgleich (Isola). Den beantragten Beitrag für 2026 (908 000 Franken) kürzt der Kanton um knapp 308 000 Franken. Dickster Posten ist dabei das Naturbad, wo die Übernahme der Sonderlast von 178 000 Franken verweigert wird (vgl. auch separaten Beitrag des Gemeinderates auf Seite 8). Entgegen der Mehrheitsmeinung im Dorf ist der Gemeinderat für einen Rückbau des Bades. «Im Vordergrund stehen Dinge, die wir machen müssen – nicht Wunschbedarf», hält der Gemeindepräsident fest.
Hohe Investitionskosten bis 2029
Das vom Gemeinderat formulierte Ziel, künftig nicht mehr auf Isola angewiesen zu sein, ist aus heutiger Sicht kaum erreichbar. Für Ernst Humbel eine grosse Herausforderung. «Isola blockiert unsere Entwicklung», fügt er bei. Und das ist nicht der einige «Klumpfuss», der die Gemeinde belastet: Für notwendige Investitionen in die Infrastruktur – unter anderem Anschluss an die ARA Reuss-Schachen, Reservoir und Gemeindestrassen – werden bis 2029 Kosten von bis zu 8 Millionen Franken fällig. Dazu wird die Gemeinde in diesem Zeitraum auf 900000 Franken bis 1,2 Millionen Franken Isola benötigen, um den Gemeindehaushalt einigermassen im Lot halten zu können.
Ernst Humbel und Chantal Nitschké setzen nun auf eine grosse Beteiligung der Bevölkerung am angestossenen Prozess, auf zündende Ideen, die realistisch und umsetzbar sind – die Zeichen dazu sind ermutigend, wie eine von 120 Personen besuchte Veranstaltung im April 2024 gezeigt und eine engagierte Diskussion ausgelöst hat.
Einwohnerinnen und Einwohner wollen sich offenkundig am Prozess über die Zukunft der Gemeinde beteiligen. In einer Umfrage 2022 bezeichnen zwei Drittel das Dorf als «attraktiv», auch mit Blick auf den ländlichen Dorfcharakter, die Naturnähe und die persönliche Atmosphäre, den kurzen Schulweg und auch die familiäre Atmosphäre in der Schule.
Ein Masterplan
Im Januar und im Februar 2026 lädt der Gemeinderat die Bevölkerung zu Workshops ein, wo die genannten Fokusthemen erörtert werden. Im März 2026 ist sodann eine Grossgruppenkonferenz fällig – verbunden mit der Hoffnung auf konkrete Massnahmen, die in einem Masterplan aufgelistet werden sollen. «Bis im Mai 2026 wollen wir Klarheit, in welche Richtung es gehen soll», fügt Ernst Humbel bei.

