Kunstrasenplatz und Pumptrack werden zum Stolperstein

Der Bezirksrat hat das Urnenergebnis zum Sportplatzkredit aufgehoben – die Stadt kontert

Das Areal «Im Moos» in Affoltern in seinem heutigen Zustand. Aktuell liegt das Projekt aufgrund des Bezirksratsbeschlusses auf Eis. (Bild zvg/Stadt Affoltern)

Das Areal «Im Moos» in Affoltern in seinem heutigen Zustand. Aktuell liegt das Projekt aufgrund des Bezirksratsbeschlusses auf Eis. (Bild zvg/Stadt Affoltern)

Sieben Wochen ist es her, seit das Projekt zur Modernisierung und Erweiterung der Sportanlage «im Moos» in Affoltern die entscheidende Hürde nahm: Die Stimmberechtigten sagten an der Urne Ja zum Vorhaben und damit auch zu einem 18,6-Millionen-Kredit. Mit 58 Prozent Ja-Stimmen war die Zustimmung zwar nicht glänzend, aber deutlich.

Nun nimmt das Projekt vorerst ein jähes Ende: Der Stimmrechtsrekurs, der im Vorfeld zur Abstimmung eingegangen war, wurde vergangene Woche vom Bezirksrat gutgeheissen. Er stützt damit die Sicht des Einwohners, der moniert hatte, das Projekt sei in jener Form, in der es den Stimmberechtigten vorgelegt wurde, wegen der Grundwasserschutzzonen auf dem Areal, gar nicht bewilligungsfähig.

Awel verneint Bewilligungsfähigkeit

Gegenüber dem Bezirksrat argumentierte die Stadt Affoltern, das Projekt befinde sich erst im Vorprojekt-Stadium. In dieser Etappe bestünden noch keine Detailpläne, vielmehr gehe es um das Abschätzen von Realisierungsmöglichkeiten. Verhandlungen mit den Behörden, etwa mit dem Awel, seien erst im Bauprojekt vorgesehen. Das beauftragte Planungsbüro habe bestätigt, dass aus seiner Sicht der Umbau eines Rasenplatzes zu einem Kunstrasenplatz in der Schutzzone machbar sei.

Wie aus dem Beschluss hervorgeht, erkundigte sich der Bezirksrat dann mit einer «niederschwelligen Abklärung» selber beim Awel, ob in der betreffenden Schutzzone 2 Kunstrasen und Rollsportanlagen zulässig seien. «Die Antwort lautete, dass sowohl Kunstrasenplätze als auch Pumptrack-Anlagen (Hartanlagen) in der Schutzzone S2 nicht zulässig seien.» Die Frage, ob das Awel von der Stadt Affoltern in Bezug auf das erwähnte Bauprojekt jemals kontaktiert worden sei, sei verneint worden.

Eine Abklärung, ob ein Bauprojekt in der Grundwasserschutzzone bewilligungsfähig ist oder nicht, sei wesentlich, um alle Varianten aufzeigen zu können. Stattdessen habe sich die Stadt auf die Einschätzungen ihres Planungsbüros verlassen, dass eine Lösung mit dem Awel erarbeitet werden könne. «Es darf erwartet werden, dass im Zeitpunkt über die Abstimmung eines Objektkredits abgeklärt worden ist, ob das Bauprojekt in der präsentierten Form überhaupt realisierbar ist», schreibt der Bezirksrat dazu.

Für den Bezirksrat stand nach seinen Abklärungen fest, dass die Sportanlage nicht auf zwei Kunstrasenplätze erweitert werden kann. Wo die Pumptrack-Anlage stattdessen gebaut werden soll, falls sie nicht bewilligt würde, habe die Stadt ebenfalls nicht ausgeführt. Damit liege im Objektkredit ein Berechnungsfehler im Millionenbereich vor, da die Summe ohne die Erweiterung auf zwei Kunstrasenplätze und ohne die Pumptrack-Anlage eindeutig tiefer ausgefallen wäre. «Der Stimmbevölkerung wurde ein offensichtlich zu hoher Objektkredit zur Abstimmung gebracht», schlussfolgert der Bezirksrat.

Genug Platz, um Pumptrack zu bauen

Für die Stadt Affoltern ist die Lage derweil nicht so eindeutig. Mit Blick auf die Abklärungen, die der Bezirksrat beim Awel gemacht hat, schreibt Stadtschreiber Stefan Trottmann auf Anfrage, der Stadt Affoltern liege dieser Schriftverkehr vor. Das Awel habe die Anfrage des Bezirksrates beantwortet, «ohne die Abstimmungsunterlagen im Detail gelesen zu haben», wie aus den betreffenden Unterlagen hervorgehe. «Wir fragen uns deshalb, wie man ohne Kenntnisse der Sachlage oder von detaillierten Plänen eine verbindliche Antwort erteilen kann.» Genau darauf stütze sich aber der Bezirksrat ab.

Ebenfalls nicht nachvollziehbar sei, weshalb der Bezirksrat in seinem Entscheid davon ausgehe, dass zwei neue Kunstrasenplätze gebaut werden sollen. «Ein Kunstrasenplatz besteht schon seit Jahren und wurde kürzlich saniert. Mit dem vorliegenden Projekt sollte ein zusätzlicher Kunstrasenplatz anstelle eines bestehenden Rasenfeldes erstellt werden», schreibt Trottmann.

Falls der Pumptrack nicht in der Schutzzone S2 gebaut werden dürfe, verblieben noch über 2200 m2 in der Schutzzone S3. «Es ist also ohne Weiteres möglich, den Pumptrack zu realisieren», ist Stefan Trottmann überzeugt. Vielmehr sei es gang und gäbe, dass an einem Projekt noch Anpassungen vorgenommen würden. «Die Stimmberechtigten bewilligen nicht ein Bauprojekt, sondern einen Objektkredit.»

Rasen ist von «marginaler Bedeutung»

Der Entscheid des Bezirksrats sei aus Sicht der Stadt Affoltern in verschiedenen Teilen nicht nachvollziehbar: In seiner Schlussfolgerung gehe der Bezirksrat offenbar davon aus, dass die Nichtrealisierung der Kunstrasenfelder sowie der Wegfall der Pumptrack-Anlage ein anderes Projekt darstellen würden und der Kredit zu hoch ausgefallen sei. Tatsächlich aber komme dem Kunstrasenplatz – sollte er tatsächlich nicht gebaut werden können – im Kontext der gesamten Vorlage eine marginale Bedeutung zu, so Trottmann: «Er war für die Willensbildung der Stimmberechtigten nicht ausschlaggebend, weshalb eine Aufhebung des Urnengangs – auch in Anbetracht des klaren Abstimmungsergebnisses – unverständlich ist.» Ein Weiterzug ans Verwaltungsgericht werde nun geprüft.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern17.11.2025

Sportplatz Moos: Projekt der Stadt zurückgepfiffen

Affoltern: Bezirksrat annulliert Urnenergebnis
Wohnsitzabklärungen sind für die Steuerbehörden und Steuerpflichtigen aufwendig und reichen bisweilen bis in die persönliche Sphäre der Steuerpflichtigen: Regierungsrat Ernst Stocker an der Medienkonferenz. (Bild Daniel Vaia)
Bezirk Affoltern17.11.2025

Finanzdirektor wehrt sich vehement gegen «Steuer-Stasi»-Vorwurf

Regierungsrat Stocker verteidigt Vorgehen der Steuerbehörden bei Wohnsitz-Abklärungen
Sie erklärten den Anwesenden ausgewählte Traktanden der künftigen Gemeindeversammlungen (von links): Benno Hüsler vom Ingenieurbüro Hüsler & Heiniger sowie die Gemeinderäte Nathanaël Wenger und Marcel Bosshart. (Bild mwe)
Bezirk Affoltern17.11.2025

Zwei Stunden Informationen und Rückfragen in Knonau

Die Infoveranstaltung der Gemeinde wurde von der Bevölkerung rege genutzt