Besuchsdienste im Knonauer Amt

Mit Freiwilligenarbeit eine Win-win-Situation schaffen

Es wird im ganzen Bezirk zusammengearbeitet: (von links) Aroha Flury, Leiterin Besuchsdienst Mettmenstetten; Susanne Zwyssig, Besuchende, Besuchsdienst Bonstetten; Lucia Sidler, Leiterin Besuchsdienst Affoltern. (Bild Regula Zellweger)
Es wird im ganzen Bezirk zusammengearbeitet: (von links) Aroha Flury, Leiterin Besuchsdienst Mettmenstetten; Susanne Zwyssig, Besuchende, Besuchsdienst Bonstetten; Lucia Sidler, Leiterin Besuchsdienst Affoltern. (Bild Regula Zellweger)

Ein Buch, ein Gespräch, eine Stunde Zeit: Für Susanne Zwyssig ist das seit über zwölf Jahren gelebte Freiwilligenarbeit. Die pensionierte Kindergärtnerin engagiert sich im Besuchsdienst Bonstetten und besucht wöchentlich eine Person. Aktuell liest sie einer sehbehinderten Dame aus deren Wunschbuch vor. Beide schätzen diese gemeinsamen Stunden – die Literatur ebenso wie die Gespräche. Die Termine vereinbaren sie flexibel von Woche zu Woche.

Zuvor besuchte Susanne Zwyssig regelmässig einen älteren Mann, der allein in einem alten Bauernhaus lebte. «Er teilte mit mir seine Erinnerungen und genoss es, einfach mit jemandem reden zu können», erzählt sie. Einsamkeit ist ein Phänomen unserer Zeit – besonders während der Festtage oder rund um den Jahreswechsel wird sie für viele Menschen schmerzhaft spürbar. Nicht alle verfügen über ein tragendes familiäres Umfeld, und funktionierende Nachbarschaftshilfe ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr.

Genau hier setzen die Besuchsdienste im Knonauer Amt an: unkompliziert, direkt und niederschwellig. Sie richten sich an Menschen jeden Alters und jeder Konfession – mit Empathie, Professionalität und dem Ziel, echte Begegnungen zu ermöglichen.

Gut vernetzt im Bezirk

Lucia Sidler leitet den Besuchsdienst der Stadt Affoltern, Aroha Flury jenen in Mettmenstetten. Die Besuchsdienste im Knonauer Amt sind unterschiedlich organisiert und von verschiedenen Trägerschaften getragen – gemeinsam ist ihnen der Fokus auf qualitätsvolle Freiwilligenarbeit. «Im Besuchsdienst finden Begegnungen von Mensch zu Mensch statt, die beide Seiten bereichern. Als Besuchende kann man Fähigkeiten einbringen und den Horizont erweitern. Man ist fachlich professionell begleitet und Teil eines Teams, das von attraktiven Weiterbildungen und regelmässigem Erfahrungsaustausch profitieren darf», formulieren die beiden Sozialdiakoninnen gemeinsam. Sie begleiten Besuchende mit ihrem Fachwissen und stellen sicher, dass Besuchende und Besuchte positive Erfahrungen machen.

Bezirksweit arbeiten die Leiterinnen eng mit anderen Besuchsdiensten und Organisationen mit ähnlichen Zielsetzungen zusammen. So profitieren Freiwillige von gemeinde- und organisationsübergreifenden Aus- und Weiterbildungsangeboten. Ziel ist es, für jede interessierte Person die passende Organisation und eine Tätigkeit zu finden, die den individuellen Kompetenzen und Interessen entspricht.

Sorgfältig begleitetes Engagement

Wer sich für ein Engagement im Besuchsdienst interessiert, meldet sich bei der zuständigen Kontaktperson in der eigenen Gemeinde. In einem persönlichen Gespräch wird geklärt, ob dieses Angebot den Erwartungen entspricht oder ob allenfalls eine andere Institution – etwa Tixi, KISS (Nachbarschaftshilfe mit Zeitnachweis), Wabe (Begleitung von kranken und sterbenden Menschen) oder der Verein «gemeinsam statt einsam» – besser passt.

Nach der Entscheidung folgt ein strukturierter Aufnahmeprozess. Dabei steht nicht Misstrauen, sondern Sicherheit im Vordergrund: Besuchte öffnen ihre Wohnung für eine fremde Person, weshalb eine verlässliche Vertrauensbasis unerlässlich ist. Entsprechend werden ein Strafregister- und ein Sonderprivatregisterauszug der potenziellen Besuchenden eingeholt. Nun wählen die Leiterinnen ein zueinander passendes Paar aus. Sie begleiten die Besuchende beim ersten Besuch. Es muss zwischenmenschlich stimmen. Beide Seiten können jederzeit Einwände bei den Leiterinnen anbringen und die regelmässigen Besuche beenden, beispielsweise wenn sich die Befindlichkeit oder die Lebenssituation verändern oder wenn sich jemand ausgenützt fühlt.

Neue Freiwillige absolvieren einen Einführungskurs von einem Tag und zwei Abenden gemeinsam mit anderen Engagierten aus dem Bezirk. Sie unterstehen der Schweigepflicht. Pflegerische Tätigkeiten, Mithilfe im Haushalt oder finanzielle Aufgaben gehören ausdrücklich nicht zu ihrem Auftrag. Nach einem Monat schliessen Besuchte und Besuchende eine schriftliche Vereinbarung ab. In den Genuss der Angebote des Besuchsdienstes kommen betagte, kranke und beeinträchtigte Menschen.

Ein Gewinn – nicht in Franken

Susanne Zwyssig schätzt seit über zwölf Jahren die Arbeit für den Besuchsdienst. «Ich komme mit Menschen in Kontakt, lerne dazu – beispielsweise in der aktuellen Konstellation über Literatur – und vor allem freue ich mich, wenn ich etwas Sinnvolles zum Wohlbefinden anderer beitragen kann.» Lucia Sidler betont den Mehrwert der Aus- und Weiterbildungen: «Das erworbene Wissen ist oft auch im privaten Alltag hilfreich.» Finanziell ist Freiwilligenarbeit kein Gewinn. Spesen werden vergütet, je nach Gemeinde gibt es kleine Zeichen der Wertschätzung wie ein Weihnachtsgeschenk, einen Ausflug oder ein gemeinsames Essen. Für viele Freiwillige sind auch das Dazugehören zu einer Gruppe mit ähnlichen Werten sowie der regelmässige Erfahrungsaustausch motivierend. In den Besuchsdiensten engagieren sich mehrheitlich pensionierte Personen, signifikant mehr Frauen als Männer. «Es braucht Offenheit, Toleranz, Flexibilität und Freude am Kennenlernen von Neuem», sagt Susanne Zwyssig. «Im Unterschied zu familiären Beziehungen sind wir Freiwilligen neutral und unbelastet von der gemeinsamen Vorgeschichte.»

Aroha Flury ist begeistert von ihrer Arbeit für den Besuchsdienst Mettmenstetten. Sie freut sich, wenn aus einzelnen Begegnungen Freundschaften wachsen und betont, wie wirkungsvoll professionelle Organisation und gute Begleitung sein können.

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