Blick hinter die Kulissen des Bundeshauses

Kurze Voten, aufmerksame Zuhörer und tiefer Geräuschpegel im Nationalratssaal – das sind Anzeichen dafür, dass nicht das Parlament, sondern die Jugend tagt. Beim Projekt «Schulen nach Bern» mischte diesmal die Sek. A3c aus Affoltern mit.

Bereit für den Verhandlungs-Marathon im Nationalratssaal: Die Schülerinnen und Schüler der Sek. A3c. (Bilder Thomas Stöckli)Dafür oder dagegen? Die Jugendlichen mussten in knapp fünf Stunden 19 Vorlagen behandeln.Sämi Schmid schlüpfte nochmals in die Rolle des Bundesrats.Keine Hemmung, ans Rednerpult zu treten.

Bereit für den Verhandlungs-Marathon im Nationalratssaal: Die Schülerinnen und Schüler der Sek. A3c. (Bilder Thomas Stöckli)Dafür oder dagegen? Die Jugendlichen mussten in knapp fünf Stunden 19 Vorlagen behandeln.Sämi Schmid schlüpfte nochmals in die Rolle des Bundesrats.Keine Hemmung, ans Rednerpult zu treten.

«Wie in alten Zeiten – nur mit einem vernünftigeren Publikum», scherzte Samuel Schmid, als er den Bundesrats-Platz im Nationalratssaal einnahm. Der alt Bundesrat sollte in der Folge seinen Teil dazu beitragen, dass das jugendliche Parlament äusserst realitätsnah tagen konnte. Die Ehre, die Versammlung zu eröffnen, fiel allerdings einer Affoltemerin zu. Die Schüler der sechs beteiligten Klassen hatten Sina Brändli zu ihrer Nationalratspräsidentin gewählt. Alt Nationalratspräsident Hanspeter Seiler half ihr bei der Versammlungsführung. Gegen Halbzeit ehrte dann auch die aktuelle Nationalratspräsidentin Maya Graf die Schüler mit ihrer Anwesenheit – und fand im Vergleich mit den echten Parlamentariern nur lobende Worte für die Jugendlichen: «Der Geräuschpegel ist tiefer, die Konzentration höher, die Abstimmungen sind effizienter: Ich bin beeindruckt!» Gefallen fand sie insbesondere auch an den kurzen, pointierten Voten und der Art, wie man sich gegenseitig zuhörte. «Ich hoffe, dass Politik Ihnen so viel Spass macht, dass Sie auch einsteigen», gab sie den Schülern mit auf den Weg und betonte: «Vieles, das hier entschieden wird, hat einen Einfluss auf Ihr Leben.»

Initiative «Abstimmen mit 16»

Das Staatskunde-Projekt hatte für die Schüler schon lange vor der Nationalratsdebatte begonnen: Jede Klasse musste bereits im Vorfeld eine Volksinitiative mit mindestens 100 Unterschriften einreichen und eine eigene politische Partei bilden. «Abstimmen mit 16», lautete die politische Forderung der Affoltemer «Partei Jugend wählt» (PJW). Während der Lagerwoche in Bern wurden die Initiativen in Fraktionen und Kommissionen behandelt. Weiter standen für die Ennetgraben-Schüler eine Führung durchs Bundeshaus, ein Treffen mit Nationalrätin Jacqueline Fehr, ein eigens für diesen Zweck konzipierten Stadtrundgang und ein Besuch der griechischen Botschaft auf dem Programm.

«Frau Nationalratspräsidentin, Herr Bundesrat, geschätzte Kolleginnen und Kollegen,...» – die Schüler bewiesen bei der finalen Debatte am Donnerstagnachmittag im Nationalratssaal von Beginn an, dass sie die Spielregeln beherrschen. Angeregt diskutierten sie um Rechte und Pflichten als Staatsbürger, Sozialleistungen, falsche Anreize und Finanzierungslücken. Insgesamt wurden 19 Vorlagen behandelt. Die Initiativen wurden zwar allesamt deutlich abgeschmettert, immerhin fanden fünf Kommissions-Vorlagen und ein Gegenentwurf eine Mehrheit.

«Politik gibt es nicht nur in Bern»

Einen Teilerfolg durfte schliesslich auch die Affoltemer PJW verbuchen. «Den Jugendlichen gehört die Zukunft, sie sollten sich früh mit Politik befassen, damit später der Gang zur Urne zur Selbstverständlichkeit wird». Mit dieser Parole hatten sich Larisa Zubaku, Jonas Gribi und Jonas Fischer für «Abstimmen mit 16» stark gemacht.

Jede Altersgrenze habe etwas Willkürliches, musste auch Samuel Schmid eingestehen: «Ich wurde mit 20 als volljährig erklärt, Sie werden es mit 18 und vielleicht ist es in Zukunft einmal ab 16.» Weiter rief er den Entscheid der Glarner Landsgemeinde in Erinnerung, welche 2007 bereits das Stimmrechtsalter 16 beschlossen hatte: «Der Entscheid zeigt, dass die Bevölkerung oft viel progressiver ist, als die Politiker hier drin», so der alt Bundesrat.

Das Rollenspiel endete am Donnerstagabend, das Interesse an der Politik dürfte allerdings beim einen oder bei der anderen bleiben. Philippe Schwab, Generalsekretär der Bundesversammlung, appellierte jedenfalls an die Jugend, dranzubleiben: «Politik gibt es nicht nur in Bern, sondern auch in eurer Gemeinde, in eurem Kanton.» Und was war für die Ennetgraben-Schüler das Highlight der Woche? Natürlich nannten die meisten die Debatte im Nationalratssaal. So auch Donart Atashi, auch wenn er gestand: «Am Anfang war ich ziemlich nervös.» Lea Kindlimann schwärmte derweil vom Besuch der griechischen Botschaft, «Das Bundeshaus ist mega schön», befand Schüler Shkumbin Beqiri und Victoria Vollenweider fand die Stadtführung spannend...

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