CEO-Auswahl für Spital bereits im Endspurt
Mehr als 100 Bewerbungen in zwei Wochen: Verwaltungsratspräsident Stefan Gyseler informierte am SVP-Podium in Bonstetten

Wie heisst es so schön: Jedes Ende ist auch ein Anfang, und so gesehen war es nur folgerichtig, dass Claude Wuillemin, Präsident der SVP Sektion Bonstetten, am Donnerstagabend nach dem Ende des Podiums bereits die Werbemassnahmen für die nächsten Anlässe im Herbst einleitete: «Da tschäderets denn richtig!», versprach er den Gästen. Dabei war das, was sich im Gemeindesaal in den vorangehenden zwei Stunden zugetragen hatte, auch nicht nur für schwache Nerven gewesen.
Das lag weniger am Hauptthema des Abends (Kantonale Vorlage zur Änderung des Steuergesetzes), sondern erwartungsgemäss vielmehr am zweiten Programmpunkt: einem Update aus dem Spital von Verwaltungsratspräsident und Co-CEO Stefan Gyseler. Und wo Gyseler ist, sind seit einigen Monaten auch vereinzelte Kritiker mit Fragen und Vorwürfen nicht weit. Ob das nun geschehe, um in der Spitalsache endlich «die Wahrheit ans Licht zu holen», wahrheitswidrig ein Haar nach dem anderen in die Suppe hineinzuflunkern oder doch bloss, um sich von Zeit zu Zeit in den Strahlen der öffentlichen Aufmerksamkeit aufzuwärmen, sei dahingestellt – da fangen die Wahrnehmungsdifferenzen bereits an.
Stefan Gyseler jedenfalls nutzte die Einladung, um die Herausforderungen des Spitals der letzten drei Jahre noch einmal zu rekapitulieren, den neusten Stand zur CEO-Suche durchzugeben und notabene auch, um aus seiner Sicht ein paar Dinge über das Spital und seine Arbeit zurechtzurücken.
Die News zuerst: Die Nachbesetzung des CEO-Postens im Spital Affoltern ist weit fortgeschritten: «Wir haben ausgeschrieben und mussten die Inserate nach zwei Wochen wieder entfernen, weil bereits über 100 Bewerbungen eingetroffen waren», sagte Stefan Gyseler. Das sei deutlich mehr als noch vor vier Jahren, was er als positives Zeichen wertet. Eine erste Runde mit zehn Bewerberinnen und Bewerbern hat bereits stattgefunden, mit sechs davon geht der Auswahlprozess nun weiter. Bis Ende Juni soll die Nachbesetzung unter Dach und Fach sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Spital Affoltern eine weibliche CEO erhält, ist laut Gyseler gross: Fünf der sechs verbleibenden Personen um den CEO-Posten sind Frauen.
Kein Eigenkapital vernichtet
Den zweiten Teil seines Gastauftritts nutzte Stefan Gyseler, um die jüngsten Anschuldigungen von Hans Roggwiler geradezurücken, die dieser Tags zuvor auf seinem Internetblog als sogenannte «Sündenliste» veröffentlicht hatte. «Gewisse Vorwürfe sind an den Haaren herbeigezogen», sagte Gyseler, «aber sie stehen im Raum.» Er zählte danach etwa ein Dutzend Punkte auf. Darunter beispielsweise, dass er als «erfolgloser VR-Präsident» das Eigenkapital des Spitals und damit das Geld der Gemeinden «vernichte». «Das ist eindeutig nicht der Fall», entgegnete Stefan Gyseler. Auch zu den Gehältern würden «unglaubliche Zahlen herumgereicht», sagte er, verwies auf das Entschädigungsreglement und erklärte, Erwin Höfliger und er würden zusammen weniger verdienen als der CEO davor alleine. «Wir ersetzen aber auch noch den CFO.» Zur Behauptung, im Spital Affoltern würden nie und nimmer 550 Personen arbeiten, vielleicht ein Bruchteil, verwies Gyseler auf die 105 Betten, die man mit so wenig Personal gar nicht betreiben könnte. 550 Angestellte stünden auf der Gehaltsliste des Spitals, was 337 Vollzeitstellen entspreche.