Chalchofen und Kalchtaren erinnern an die Kalkbrennerei

Serie Ortsnamen: Kalkbrennereien gab es in jedem Dorf

Kalk brennen und verarbeiten mit historischen Werkzeugen und Materialien.

Kalk brennen und verarbeiten mit historischen Werkzeugen und Materialien.

Kalchtarenstrasse in Unterlunnern, Obfelden. (Bilder Regula Zellweger)

Kalchtarenstrasse in Unterlunnern, Obfelden. (Bilder Regula Zellweger)

Chalchofen oder Kalkofen benannte ­ursprünglich einen Ort, an dem Kalk gebrannt wurde. «Chalchofe» geht zurück auf das althochdeutsche kalkovan und hiess im Mittelhochdeutschen kalcoven. Den Namen findet man in einigen Ämtler Gemeinden. Beispielsweise den Chalchofen auf dem Müliberg in der Gemeinde Aeugst und Chalofen in Mettmenstetten und Kappel.

Affoltern verfügt über ein Chalch­ofen und ein Chalofen. Chalchofen war ehemals ein alleinstehender Bauernhof, heute ein Quartierteil im Industriequartier im südwestlichen Teil von Affoltern. 1841 stand im Ortslexikon: Kalchofn, Hof bestehend ais einem Wohnhaus in der Gemeinde Affoltern. Um 1850 ist der Ort auf der Wildkarte mit Kalkofen bezeichnet. 1873 wurde es im Handlexikon von Weber wieder zu Kalchofen und benannte ein doppeltes Wohnhaus. 1882 erschien die Bezeichnung auf der Siegfried Karte. 1955 erschien in Swissnames25 Chalofen, 2013 Chalchofen, im Übersichtsplan 2019 Chalofen, im dem heutigen Ortsplan liest man wieder die Variante Chalchofen.

Chalofen dokumentiert einen Schwund des «ch», der besonders in Chal(ch)ofen-Toponymen des südlichen Kantons ZH verbreitet ist, eine für den Raum Aargau-Zürich-Luzern überregionale Entwicklung. Chalofen und Chalofenholz sind auf dem aktuellen Ortsplan teils Wiese, teils Wald, an der Ortsgrenze zu Hedingen auf der ­Anhöhe zwischen Eggmoos, Dürrenbach und Sennweid angesiedelt. Ortsnamen, die auf die Kalkbrennerei hindeuten, gibt es auch in der Westschweiz. ­Rafford, Raffort, Raffour, Rafour bedeutet stets Kalkofen, von französisch rafour.

Chalchtaren

Gleichen Ursprungs, einen Ort bezeichnend, wo Kalk gebrannt wurde, ist der Name Kalchtaren. «Kalchtharen», heute mundartlich «Chalchtaren» geschrieben, existierte schon im 15. Jahrhundert. Chalchtaren gibt es in Hausen und ein Obfelder Ortsteil des ehemaligen Dorfes ­Unterlunnern nennt sich auch so. Der Wortteil -taren kommt vom schweizerdeutschen Begriff «Darre», das wiederum vom Verb «darre», dörren, kommt. Eine Vorrichtung zum Dörren von Obst, Getreide, Hanf, oder Kalk geht auf das althochdeutsche darra, derre für eine Vorrichtung zum Dörren zurück. Dieses kann an der Sonne, am Feuer oder im Ofen erfolgen. Es ist ein häufiger Ortsname, weil das vielseitig verwendbare Produkt Kalk jeweils in der Nähe produziert und gebraucht wurde.

Kalk brennen

Das Kalkbrennen ist ein Jahrtausende altes Handwerk. Die ältesten Zeugnisse der Kalkherstellung sind über 11000 Jahre alt. Bereits im Altertum war dieses Handwerk im mediterranen Raum weit verbreitet. Seit der Antike über das ­Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert wurde fast in jeder Region Kalk gebrannt. Zum Brennen wurden ursprünglich Holz, Torf oder Kohle eingesetzt. Die ersten Einrichtungen dazu waren sogenannte Meiler, während später einfache Feldöfen ohne Ummauerung eingesetzt wurden. Branntkalk wird auch als ungelöschter Kalk bezeichnet. Löschkalk entsteht, indem man zu Branntkalk Wasser hinzufügt.

Damit Kalkstein formbar wird, muss er gebrannt, in Wasser aufgelöst und mit Sand vermischt werden. Der Prozess dauert mehrere Tage. Die Kalksteine werden zuerst sorgfältig in den Kalkbrennofen geschichtet. Nach einer Aufheizphase deckt man den Ofen oben mit Lehm ab, um die Wärme zu halten. Die Brenntemperatur wird bis zur Weissglut auf ungefähr 1000°C ­erhöht. Nach dem Brennen wird der Kalk aus dem Ofen genommen und ­«gelöscht», indem man ihn mit Wasser übergiesst und damit einen chemischen Prozess auslöst. Der gebrannte Stein erhitzt das Wasser über den Siedepunkt hinaus und wird in wenigen Minuten zu einer leuchtend weissen, joghurtartigen Masse. Jetzt wird der Kalk eingesumpft, das heisst, die Masse wird in eine Kalkgrube gefüllt und lagert dort überdeckt von einer Wasserschicht. Je länger der Sumpfkalk gelagert wird, desto besser wird er.

Das Naturprodukt Kalk hat hervorragende haptische und optische Eigenschaften, ist ökologisch und umweltverträglich, reparatur- und ausbesserungsfähig, diffusionsoffen und feuchteregulierend, luftreinigend und damit ideal für Allergiker, algen- und schimmelhemmend sowie langlebig.

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