Chloster: Abgabe im Baurecht

Gemeindeversammlung Aeugst genehmigte das Projekt einstimmig

Anja Schelling von der Volta Architekturwerkstatt und Benjamin Schubiger, Präsident der Genossenschaft Dorfkern, mit dem Modell ihres Projekts für das Chloster. (Bild Marianne Voss)
Anja Schelling von der Volta Architekturwerkstatt und Benjamin Schubiger, Präsident der Genossenschaft Dorfkern, mit dem Modell ihres Projekts für das Chloster. (Bild Marianne Voss)

Die rund 500 Jahre alte Liegenschaft Chloster im Aeugstertal liegt vielen Einwohnerinnen und Einwohnern von Aeugst am Herzen. 79 Stimmberechtigte kamen am Dienstagabend zur Gemeindeversammlung, um über die Zukunft des altehrwürdigen Baus abzustimmen.

Zur Erinnerung: Im Juni 2024 hatte die Gemeindeversammlung einem Verpflichtungskredit für einen Investorenwettbewerb zugestimmt. Nun liegt ein Projekt vor, das die Anforderungen der Gemeinde erfüllt und den Gemeinderat wie auch die Jury sehr überzeugt. An einer Informationsveranstaltung am 10. September wurde es bereits vorgestellt (der «Anzeiger» berichtete darüber). Jetzt ging es darum zu entscheiden, ob das Chloster im Baurecht an die Genossenschaft Dorfkern abgegeben wird oder ob die Gemeinde selber die zwingend umfassende Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes an die Hand nehmen muss. Gemeindepräsidentin Nadia Hausheer zeigte auf, was eine Sanierung – die wegen des Energiegesetzes bis 2030 erfolgen muss – alles beinhaltet. Sie würde die Gemeinde rund 5,3 Millionen Franken kosten.

Gemeinschaftsgedanke ist wichtig

Bevor es zur Abstimmung kam, erhielten die Anwesenden eine ausführliche und fundierte Vorstellung des Projekts. Am Investorenwettbewerb reichten zwei Gemeinschaften ein verbindliches Angebot ein. Die Jury bewertete diese im vergangenen Mai und entschied sich einstimmig für das Projekt der Genossenschaft Dorfkern. Der Vorstand der Genossenschaft war an der Gemeindeversammlung anwesend und stellte seine Ziele vor: «Wir hatten schon lange die Vision einer Wohngenossenschaft auf dem Land und suchten ein passendes Gebäude. Das Chloster entspricht genau unseren Vorstellungen», erklärte Sabrina Luderer. Die Genossenschaft möchte zusammen mit der Volta Architekturwerkstatt eine sanfte und nachhaltige Sanierung des bestehenden Chlosters umsetzen und zudem anstelle der alten Garagen ein neues Gebäude erstellen. Dort sollen fünf weitere Wohnungen sowie Gemeinschaftsräume entstehen. Der Gemeinschaftsgedanke und die Vernetzung im Dorf sind wichtige Inhalte des Projekts. Das Credo der Architektinnen und der Genossenschaft lautet: «ein kleinstmöglicher Eingriff mit grösstmöglicher Wirkung». Die Kosten für die Sanierung und den Neubau der gesamthaft 16 Wohnungen betragen knapp 9 Millionen Franken.

Die Gemeindepräsidentin ging auf die wichtigsten Punkte des Baurechtsvertrags ein, dessen Vorteil darin liegt, dass die Gemeinde die Grundeigentümerin bleibt. «Durch den Vertrag stellen wir den bezahlbaren Wohnraum, den Fortbestand des Chlosters und das Vorliegen einer Baubewilligung bis in zwei Jahren sicher.» Auch das Risiko bei vorzeitigem Heimfall sei im Vertrag geregelt. Der Baurechtszins wurde auf 10 Prozent festgesetzt, was bei Vollbesetzung einen Betrag von knapp 40 000 Franken pro Jahr ergibt. Bis im März 2027 soll die Baubewilligung vorliegen. Nach einer Bauzeit von 25 Monaten ist die Fertigstellung auf Anfang 2030 geplant.

Einstimmigkeit und Freudentränen

Auch Fragen hatten Platz an diesem Abend, zum Beispiel zur finanziellen Absicherung, zu unerwarteten Herausforderungen oder zur Zukunft der jetzigen Mieterschaft, um die sich die Gemeinde mit sozialverträglichen Lösungen kümmern möchte.

Nach zwei Stunden ging es dann plötzlich sehr schnell. Es wurde abgestimmt, und die Gemeindeversammlung sagte einstimmig Ja zur Abgabe der Liegenschaft Chloster im Baurecht an die Genossenschaft Dorfkern. Zudem ist der Gemeinderat ermächtigt, im Baurechtsvertrag geringfügige Anpassungen vorzunehmen. Die Einstimmigkeit im Saal kam unerwartet.

Einen Moment herrschte Stille, dann folgte ein kräftiger Applaus. Das grosse Vertrauen in das Projekt und in die Genossenschaft löste bei verschiedenen Projektverantwortlichen Tränen der Freude und der Rührung aus.

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