Das Lohngefälle spielt eine Rolle
Die Schulen im Amt erreichen zahlreiche Bewerbungen aus dem Aargau, Luzern und Zug

Die Beobachtung aus Affoltern, Wettswil und Obfelden, dass in diesem Jahr kaum Engpässe beim Lehrpersonal drohen dürften, wird auch von Helen Enzler aus Aeugst bestätigt: «Bis jetzt konnten wir unsere offenen Stellen gut besetzen», berichtet die Schulleiterin. In Aeugst gibt es ein Schulhaus mit acht Klassen, davon sind zwei Kindergartenklassen. In diesem Schuljahr werden sie von 141 Buben und Mädchen besucht, im nächsten werden es etwa 127 sein. Sie werden derzeit von 21 Lehrpersonen betreut.
Für die Primarschule in Kappel meldet Schulpflegepräsident Edouard Theiler: «Der Lehrpersonenmangel ist kein neues Phänomen. In der Vergangenheit waren wir plus/minus mit der ‹normalen› Fluktuation konfrontiert. So ist es auch dieses Jahr. Bisher konnten wir die Vakanzen stets füllen.» Aber bei den unterstützenden Fachfunktionen wie Sonderpädagogik oder integrative Förderung sei die Situation zum Teil angespannter.
Weitgehende Stabilität also allenthalben, zumindest bei den angefragten Schulen. Und was sind die Gründe für diese geringe Fluktuation beziehungsweise die geringen Probleme beim Besetzen frei werdender Stellen? «Wir erleben immer wieder, dass ehemalige Studenten und Studentinnen zurückkommen», berichtet Schulleiterin Sonja Voser für Wettswil. Zudem sei der Ort gut angeschlossen sowohl an den öffentlichen Verkehr als auch an die Autobahn.
Nähe zu den Nachbarkantonen ist für das Säuliamt ein Vorteil
Und wenn man dann doch suchen muss, wie geht man da am besten vor: «Stelle ausschreiben, Netzwerk ankurbeln, kreative interne Lösungen suchen», so Helen Enzlers Rezept gegen Lehrpersonenmangel in Aeugst. In Affoltern beobachtet man, dass die Nähe zu den Kantonen Aargau, Luzern und Zug eine gewisse Rolle spielt. Denn dort seien die Löhne teilweise deutlich tiefer. So wird das Lohngefälle also ein Umstand, «der den Schulen im Bezirk zugutekommt», schätzt Schulleiter Thomas Walker. Er erwähnt im Gespräch noch einen anderen Punkt: Wir sind Kooperationspartner der Pädagogischen Hochschule Zug, Wir haben deshalb regelmässig Studenten und Studentinnen hier im Haus.» Einige von ihnen kämen dann auch später nach Affoltern zum Arbeiten.
Um dem Lehrpersonenmangel, der zwar im Bezirk kaum feststellbar ist, aber offenbar in der Stadt Zürich eklatant ist, vorzubeugen, hat die Bildungsdirektion befristet auf das Schuljahr 2025/26 erneut erlaubt, Lehrpersonen ohne Zulassung anzustellen. Das ist zum Beispiel in Affoltern aber gar nicht nötig: «Das hatten wir in den letzten drei Jahren. Aber jetzt ist es das erste Jahr, in dem wir alle offene Stellen mit ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern besetzen konnten», berichtet Primarschulpräsidentin Claudia Spörri. Wobei auch grundsätzlich nichts gegen Lehrpersonen ohne formelle Ausbildung spricht. «Mit der richtigen Unterstützung ist es okay», findet Helen Enzler, Schulleiterin in Aeugst. Das bestätigt auch Markus Gysel aus Obfelden: «Es handelt sich um eine mögliche Alternative, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken – auch wenn wir verständlicherweise diplomierte Lehrpersonen bevorzugen.»
Besonders engagierte Lehrkräfte in Affoltern
Eine gewisse Fluktuation muss allerdings auch nicht schaden. Und: «Auch von der Altersdurchmischung sollte es an einer Schule ja stimmen», erklärt Markus Lüdin. Er ist in Affoltern Leiter Bildung ad interim und kennt sich aus mit den Schulen im Kanton Zürich: «Es braucht junge und es braucht ältere Lehrerinnen und Lehrer, die mit Erfahrung. Ein stabiler Mix ist am besten.» Thomas Walker macht dabei auf einen weiteren Aspekt aufmerksam: «Bei uns bewerben sich auch Lehrkräfte aus Zürich.» Dies weil in den Schulen in Affoltern viele Kinder mit multikulturellem Hintergrund unterrichtet würden. Eine Herausforderung im positiven Sinn. «Wir haben hier einige besonders engagierte Lehrkräfte», so Walker. Und Markus Lüdin sagt dazu: «Für die soziale Integration ist es wichtig, Kindern mit Migrationshintergrund Zugang zur Bildung zu verschaffen.»
In Affoltern verweist man sich bei den Legislaturzielen zudem auf einen Passus, der bei der Primarschule das Ziel formuliert, dass man langjährig tätige, zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben möchte. «Wir haben eine sehr tiefe Fluktuation, also machen wir wohl vieles richtig», sagt Claudia Spörri. Das sieht auch Sonja Voser aus Wettswil so: «Die geringe Fluktuation spricht ja auch für einen guten Arbeitsplatz.»