Herausfordernde Zeiten für den Gnadenhof Hodel

Wegen gesetzlicher Vorgaben benötigt Ivo Zürcher dringend mehrere Hektaren Land

Ivo Zürcher mit den Hunden Aruna (vorne), Elsa und Fawn und dem Minipig Piggeldy. (Bild Livia Häberling)

Die Gans Martin wurde in jungen Jahren in der Stadt Zürich aufgegriffen. Mitarbeitende der Voliere Zürich haben ihn von Hand aufgezogen. Seit fünf Jahren lebt Martin auf dem Gnadenhof Hodel.

Dem Labrador Nero fehlt ein Bein. Seine Ex-Besitzer haben ihn nach mehreren Ferienwochen in Ivo Zürchers Tierpension nicht wieder abgeholt, da in ihrer neuen Wohnung keine Tiere erlaubt waren.

Die Araberstute Amaya hatte als Fohlen eine schwere Lungenentzündung. Als sie zu Ivo Zürcher kam, sah es nicht gut aus für sie. Heute ist sie 18-jährig.

Auf Ivo Zürchers Gnadenhof Hodel in Aeugst leben zirka 100 Tiere, viele von ihnen haben ähnliche Geschichten wie Martin, Nero und Amaya: Sie wurden eines Tages abgegeben, weil ihre Besitzerinnen und Besitzer sich nicht mehr um sie kümmern konnten oder wollten.

Nur vier Pferde wären erlaubt

Ob sie alle weiterhin auf dem Gnadenhof leben können, ist allerdings ungewiss: Die Behörde ist vor einigen Monaten auf den Betrieb aufmerksam geworden, genauer: Das kantonale Amt für Raumplanung. «Seither hatte ich manche schlaflose Nacht», sagt Ivo Zürcher.

Eigentlich hatte er im Frühjahr beim Pferdeauslauf bloss ein Mäuerchen ersetzen wollen und hatte hierfür ein Baugesuch eingereicht. Bei der Prüfung stellte die Behörde fest, dass sein Betrieb nicht zonenkonform bewirtschaftet werde: Der Hof befindet sich zwar in der Landwirtschaftszone, und Ivo Zürcher ist gelernter Landwirt, da er das Futter für die Grosstiere jedoch einkauft und nicht selbst produziert, gilt er nicht als Landwirtschafts-, sondern als Hobbytierhaltungsbetrieb. «Mit meinem Baugesuch habe ich offenbar schlafende Hunde geweckt», sagt er. In den zwölf Jahren seit seinem Umzug von Neuheim nach Aeugst war dieser Umstand nie jemandem aufgefallen. Auch ihm selbst nicht: «Ich habe zwar nie Direktzahlungen bezogen, doch ich bin bisher davon ausgegangen, dass ich als Landwirtschaftsbetrieb gelte. Schliesslich besitze ich für meinen Hof eine Betriebsnummer und eine Nummer in der Tierverkehrsdatenbank. Als mich die Behörde informierte, hat es mir den Boden unter den Füssen weggezogen.»

Das Problem: Als Hobbytierhaltungsbetrieb dürfte Ivo Zürcher nur noch maximal vier Pferde, Ponys oder Esel und ein paar Geissen und Schafe halten. Zu seinem Bestand gehören allerdings neun Pferde und drei Esel – also zwölf Tiere. Einen Teil der Tiere wegzugeben, ist für Ivo Zürcher undenkbar: «Das sind Familienmitglieder», erklärt er, «und es handelt sich ja nicht um gesunde Tiere, im Gegenteil, die meisten haben Mankos. Ich kann diese Tiere nicht einfach verkaufen.»

Deshalb hat sich Ivo Zürcher für die andere Lösung entschieden: Er will in Zukunft einen Teil seines Futters (Heu) selbst produzieren, um als Landwirtschaftsbetrieb eine Betriebsbewilligung zu erhalten. Dazu benötigt er zirka fünf Hektaren Land zur Pacht, das er dann von einem Lohnunternehmen bewirtschaften lassen will.

Doch die Zeit drängt: Bis Ende August muss er das Pachtland vorweisen. Eine Fristerstreckung hat er bereits erhalten. «Die Situation ist sehr belastend», sagt Zürcher. Zumal Pachtland unter Landwirten begehrt ist. In den vergangenen Wochen hat er seinen Freundeskreis aktiviert, hat herumgefragt, gehofft: Doch eine definitive Lösung liegt momentan noch nicht auf dem Tisch. «Ich bin froh um jeden Tipp und prüfe jeden Vorschlag. Ich habe ­immer noch Hoffnung, dass sich ­jemand meldet.»

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