«Das SP-Duo ist eindeutig zu links»

Nationalrat Martin Haab ist derzeit in Bern am Politisieren – welchen SP-Bundesrat wählt er?

Derzeit läuft in Bern noch bis am 22. Dezember die Wintersession. Der Höhepunkt für die Parlamentarier: die Bundesratswahlen vom nächsten Mittwoch, 13. Dezember. Seine Stimme abgeben kann dann auch der aktuell einzige Säuliämtler Nationalrat Martin Haab (SVP). «Keiner der beiden offiziellen SP-Bundesratskandidaten hat mich überzeugt», erklärt Haab, der seit 2019 im Nationalrat sitzt, beim Anruf des «Anzeigers» am Dienstagvormittag. ­Gemeint sind Beat Jans (59) aus dem Kanton Basel-Stadt und Jon Pult (39) aus Graubünden. Das Duo hat es bekanntlich auf das offizielle SP-Ticket für die Nachfolge für den nun zurücktretenden SP-Bundesrat Alain Berset (51) geschafft.

Zu links

Die beiden seien zunächst am Montag von der Gruppe Landwirte, die im Parlament politisieren, zur Anhörung eingeladen gewesen. Auch Martin Haab als Landwirt aus Mettmenstetten war dabei. Jans habe in seiner Zeit als Parlamentarier – heute ist er Regierungsrat im Kanton Basel-Stadt – die bäuerlichen Anliegen der SVP nicht geteilt. Der ausgebildete Landwirt Jans habe beispielsweise in Bezug zum Freihandel oder Biodiversität eine ganz andere Meinung gehabt. Pult sei nicht sehr stark in der Materie der Landwirtschaft bewandert, was sich im Gespräch gezeigt hat. Pult engagierte sich 2021 stark für die Trinkwasser-Initiative, gegen welche die Bauern kämpften. Am Dienstag folgten für Pult und Jans Hearings in den Fraktionen.

Für Martin Haab ist das SP-Duo eindeutig zu links und bietet keine wirkliche Auswahl. «Das wäre so, als ob wir ganz theoretisch gesprochen Thomas Aeschi und Magdalena Martullo-Blocher nominieren würden – die Linken würden ausrufen», erklärt Martin Haab.

Wäre für Haab der aktuelle Zürcher Ständerat Daniel Jositsch, der von der SP aber nicht als Bundesratskandidat nominiert wurde, eher zumutbar? ­«Daniel Jositsch ist mir näher, nur schon weil er wie ich aus dem Kanton Zürich kommt», sagt der Mettmenstetter Landwirt. Wen er schlussendlich wählt – das will Haab nicht verraten. «Bis zur Bundesratswahl am Mittwoch vergeht noch viel Zeit.»Für ihn sei aber klar, dass im ersten Wahlgang nicht nur die beiden offiziellen SP-Kandidaten Stimmen erhalten. «Das kann plötzlich eine eigene Dynamik annehmen», so Martin Haab. Im Parlament politisierten 40 Landwirte. «Wenn wir gemeinsam den Daumen runter oder hochstrecken für einen der zwei Kandidaten, kann das entscheidend sein», betont Martin Haab. Die Bauern im Parlament seien die Königsmacher, habe er schon munkeln gehört.

Legendär ist jeweils die Nacht vor den Bundesratswahlen – auch die lange Nacht der Messer genannt – in der angeblich um jede einzelne Stimme der Parlamentarierinnen und Parlamentarier geworben wird. Dabei triff man sich jeweils im luxuriösen Hotel Bellevue unweit des Bundeshauses. «Ich war 2022 erstmals dabei. Es war langweilig und ich ging bereits nach fünf Minuten. Es drängelten sich viele Politiker als Selbstdarsteller vor die TV-Kameras. Das ist nichts für mich», betont Martin Haab.

Andri Silberschmidt nun Säuliämtler

Beim Auftakt der Wintersession trafen viele neue Gesichter, die an den Nationalratswahlen vom 22. Oktober gewählt wurden, zum ersten Mal in Bern ein. Auch Martin Haab hat einen neuen Sitznachbarn erhalten: Parteikollege Thomas Stettler aus dem Kanton Jura. Neben Haab sitzt zudem der bisherige St. Galler SVP-Nationalrat Mike Egger.Jeder alteingesessene SVP-Nationalrat betreut sozusagen als Götti einen der Neulinge. Martin Haab kümmert sich um den Berner Hans Jörg Rüegsegger (SVP).

Im Parlament traf Martin Haab auch auf Nationalrat Andri Silberschmidt (FDP), der diese Woche von Zürich hierher nach Affoltern umgezogen ist und somit neben Haab der zweite Nationalrat aus dem Säuliamt ist.

«Keiner der beiden offiziellen SP-Bundesratskandidaten hat mich überzeugt.»

Martin Haab,SVP-Nationalrat

Derzeit an der Wintersession in Bern: Martin Haab (rechts). (Bild Instagram)

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