Das Waldsofa muss aufgemöbelt werden
In fast jeder Gemeinde im Knonauer Amt existieren eine oder mehrere Waldspielgruppen für drei- bis fünfjährige Kinder. Die Mädchen und Knaben spielen auch bei Regen und Wind mit viel Spass im Wald.

Nach einem langen Fussmarsch erreichen die 13 Mädchen und Knaben weit oberhalb des Hedinger Weihers ihren Waldspielplatz. Begleitet werden sie an diesem Dienstagnachmittag ausnahmsweise von drei erwachsenen Personen. Hanni Stutz und Anita Steiger, die beiden Leiterinnen der Waldspielgruppe Hedingen, haben heute ausnahmsweise Verstärkung erhalten. Die beiden Zwillinge Juraj und Daneo feiern nämlich Geburtstag, deshalb ist auch ihre Mutter Jana Spring mit dabei. Hanni Stutz ist Präsidentin der Fach- und Kontaktstelle für Spielgruppenleitende Knonaueramt (FKS), sie unterrichtet bereits seit 12 Jahren Kinder im Wald. Beim Besuch des «Anzeigers» zeigt sich die Witterung freundlich. Die Sonne wärmt, und der Waldboden ist trocken. Wind, Regen oder gar Schnee sind jedoch keine zwingenden Gründe, den Spielnachmittag in einen geheizten Raum zu verlegen. Die Mädchen und Knaben, alle zwischen drei und fünf Jahre alt, sind mit Begeisterung im Wald. Auf einer aus Baumstämmen und Ästen gebastelten Sitzbank nehmen erst einmal alle Platz und singen zur Begrüssung des Waldes ein Lied.
Bäume als Klettergerüste
Das «Waldsofa» hat jedoch nach den langen Wintermonaten arg gelitten und ist ziemlich aus den Fugen geraten. Nächsten Samstag werden einige Väter der Kinder den hölzernen Diwan wieder etwas herrichten.
Nach dem Begrüssungslied und einigen sehr fantasievollen Antworten auf die Fragen des Journalisten sind die Kinder aber nicht mehr zu halten. Die nähere Umgebung wird erforscht, kleinere Bäumchen dienen als Klettergerüste und unter Anleitung der Erwachsenen wird ein zünftiges Feuer entfacht. Es ist auch auffällig, wie trittsicher sich sogar die allerkleinsten Knirpse auf dem unebenen Waldboden bewegen. Auch der gesundheitliche Aspekt des Aufenthaltes im Wald ist zu erwähnen. Das Spielen in der Natur bei Wind und Wetter härtet ab und bildet zum Beispiel gegen Erkältungen eine gewisse Immunität. Natürlich, so die Spielgruppenleiterin Hanni Stutz, sind auch im Wald ganz bestimmte Regeln zu beachten. Ein Dutzend Dreikäsehochs stets im Auge zu behalten stellt auch für zwei Erwachsene eine Herausforderung dar.
Vielseitiger Spielplatz in der Natur
Sie rühmt jedoch die Disziplin der Kinder und weiss, dass in den vergangenen Jahren noch nie ein ernsthafter Unfall passiert sei. Der Wald und die Natur bieten einen vielseitigen Spielplatz und fordern und fördern vor allem die Fantasie der Kinder. Äste, Stecken und Büsche dienen als einfaches Spielzeug und an Stelle von Turngerüsten kann überall auf kleinere Bäume geklettert werden. Einhellig wird jedoch das Sammeln von Brennholz und das anschliessende Braten von Würsten am offenen Feuer als liebste Tätigkeit im Wald bezeichnet. Der Fussmarsch zum Wald und die Stunden zwischen den Bäumen lässt die Kinder nicht nur die Jahreszeiten sehr bewusst erleben, der Aufenthalt in der freien Natur schafft auch ein soziales Übungsfeld. Am Abend nach der Heimkehr vom Waldspieltag gehört es dann zur Pflicht der Eltern ihre Kinder auf allfälligen Zeckenbefall zu untersuchen. Die Spielgruppenleiterin weiss aber, dass es auch Eltern gibt, die zu grossen Respekt oder gar Angst vor dieser Art der Kinderbetreuung haben. Waldspielgruppen für Vorkindergartenschüler werden in fast jeder Gemeinde des Säuliamtes angeboten. Die Kosten der Kinderbetreuung bewegen sich um die zehn Franken pro Stunde.