Der grüne Schmid wird offizielle Sammelstelle der Stadt
Affoltern erteilt Zuschlag neu und spart so in den kommenden fünf Jahren insgesamt eine halbe Million Franken
In der Recycling-Landschaft von Affoltern kommt es zum Jahreswechsel zu einem Erdrutsch: Per 1. Januar 2026 wird die Peter Schmid Baudienstleistungen AG, in der Bevölkerung als der «grüne» Schmid bekannt, offizielle Sammelstelle der Stadt Affoltern. Dies bestätigte die Stadt am Mittwochmorgen in einer Medienmitteilung. Sie hat damit auf Gerüchte reagiert, die in den Tagen davor in den sozialen Medien die Runde gemacht hatten, wonach der «grüne» den «blauen» Schmid, also die Schmid AG Entsorgung und Recycling, per Ende Jahr als offizielle Sammelstelle ablöse. Beide Firmen haben ihren Sitz an der Lindenmoosstrasse in Affoltern – in Sichtdistanz. Die Inhaber sind verwandt.
Weil der Vertrag per Ende Dezember ausläuft, hat die Stadt den Auftrag neu ausgeschrieben. Ausschlaggebend dafür, dass die langjährige Zusammenarbeit nicht mehr verlängert wird, waren die Kosten: Der grüne Schmid hatte für fünf Jahre einen Gesamtpreis von 578 005 Franken offeriert und war damit halb so teuer wie sein direkter Konkurrent, der einen Preis von 1 099 812.75 Franken vorgeschlagen hatte. «Die Vergabe an die Peter Schmid Baudienstleistungen AG ergibt eine Einsparung über die gesamte Mindestvertragsdauer von fünf Jahren von rund einer halben Million Franken», schreibt die Stadt Affoltern in der Mitteilung.
Keine Entlassungen geplant
«Es ist natürlich schade, diesen Auftrag zu verlieren», sagte Adrian Schmid, stellvertretender Betriebsleiter, am Mittwochnachmittag bei einem Besuch vor Ort. «Wir haben unsere Arbeit stets mit Leidenschaft und Freude erledigt.» Der Verlust des Auftrags der Stadt bedeute jedoch nicht, dass die Sammelstelle nun schliesse, betont Schwester Leandra, die für das Marketing zuständig ist: «Wir machen weiter wie bisher. Der Öki-Hof bleibt offen.» Das bedeutet: Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Affoltern können ihre Recyclingmaterialien ab Januar nicht mehr gratis beim blauen Schmid abgeben, sondern müssen ab dann für die kostenlose Nutzung der Sammelstelle zum benachbarten grünen Schmid fahren. Für Einwohnerinnen und Einwohner der übrigen Gemeinden ändert sich jedoch nichts. Sie können mit der kostenpflichtigen Jahreskarte weiterhin beim Öki-Hof entsorgen.
Man investiere weiterhin, um die Kundenfreundlichkeit stetig zu optimieren, erklärt Leandra Schmid: «Bald gibt es von uns eine App, die beispielsweise anzeigt, wie gross der Andrang an der Sammelstelle gerade ist.» Auch ein neuer Kassenautomat, Zutrittsschranken und ein hindernisfreies WC würden demnächst in Betrieb genommen.
Doch: Dem blauen Schmid fehlen ab 2026 jährlich rund 220 000 Franken im Unternehmerportemonnaie. «Es wird sicherlich Veränderungen geben», sagt Leandra Schmid, Entlassungen wolle der Familienbetrieb jedoch vermeiden, und aktuell sei ein Personalabbau auch nicht vorgesehen. Ziel sei es, das Team anderweitig einzusetzen. Bereits heute würden viele der rund 25 Mitarbeitenden in mehreren Unternehmensbereichen mit anpacken. Adrian und Leandra Schmid versuchen es positiv zu sehen: «Wenn sich eine Türe schliesst, geht irgendwo eine andere auf.»
Grüner Schmid: Schluss mit Defizit
Grund zur Freude hat indes Peter Schmid: Der Vertrag mit der Stadt garantiert ihm in den nächsten fünf Jahren Einnahmen von 578005 Franken. Bereits bei der letzten Ausschreibung vor fünf Jahren hatte die Peter Schmid Baudienstleistungen AG den Zuschlag provisorisch erhalten. Aufgrund einer Einsprache und eines Verfahrensfehlers – bei der Einreichung der Submissionsunterlagen fehlte ein Parkplatzplan – hat der grüne Schmid den Auftrag jedoch wieder verloren. «Damals haben wir grosse Investitionen in den Umbau der bestehenden Halle getätigt, um sämtliche Auflagen der Stadt Affoltern zu erfüllen», sagt Peter Schmid. Um kein Personal entlassen zu müssen, wurde die Sammelstelle während der letzten fünf Jahre trotz defizitärem Ergebnis weiter betrieben.
Zur Preisdifferenz gegenüber dem blauen Schmid sagt Peter Schmid: «Dank der optimierten Abläufe und dem eingebauten Abwurfsystem kann die interne Logistik mit sehr wenig Aufwand betrieben werden. Die Wertstoffe fallen im Untergeschoss direkt in die Sammelbehälter. Der Weitertransport zu den Verwertern kann so ohne weiteren Lagerplatz und ohne Umlad kosten- und ressourcensparend erfolgen.»
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