Der «Newcomer» ist angekommen

Interview mit dem Geschäftsführer des Sozialdienstes Bezirk Affoltern

Alexander Schibli ist seit fast seit vier Monaten Geschäftsführer des Sozialdienstes Bezirk Affoltern. (Florian Hofer)

Alexander Schibli, Sie sind jetzt seit fast vier Monaten in Ihrem neuen Amt als ­Geschäftsführer des Sozialdienstes Bezirk Affoltern. Wie haben Sie den Start in Affoltern erlebt?

Der Start ist für mich sehr erfreulich gewesen. Ich bin von den Mitarbeitenden, den Geschäftsleitungsmitgliedern und dem Verwaltungsrat sehr gut aufgenommen worden. Der Verwaltungsrat ist bei allen Entscheiden mein Sparringpartner. In den ersten drei Monaten durfte ich die Organisation kennenlernen. Dabei habe ich auch eine Kennenlerntour durch die Trägergemeinden gemacht. Im Rahmen dieser Tour und an einem Unternehmerfrühstück habe ich auch viele wichtige Ansprechpersonen kennengelernt. Dazu kamen Geschäftsleitungssitzungen, VR-Sitzungen sowie strategische Sitzungen der Sozialvorsteher der Gemeinden.

Kommen Ihnen Ihre Erfahrungen aus den früheren Aufgabenbereichen zugute?

Ich kenne viele Aspekte der sozialen Sicherheit aus meinen Tätigkeiten in den Kantonen Aargau und Solothurn. Nun lerne ich auch, wie das im Kanton Zürich funktioniert.

Der Verwaltungsrat ist Ihr Sparring­partner, haben Sie gesagt. Was haben Sie diskutiert?

Der Verwaltungsrat hat mich bereits zu Beginn meiner Tätigkeit beauftragt, die Organisation und Prozesse mit der «Aussenbrille» kritisch zu analysieren. Anfang Dezember habe ich meine ­Einschätzung und Empfehlungen, im Rahmen einer Retraite mit dem Verwaltungsrat, abgegeben.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Ziel muss sein, die Administration der Fachbereiche auf das Wesentliche zu beschränken, damit die Ressourcen für die Arbeit mit Klienten und Klientinnen wirksamer eingesetzt werden können.

Haben Sie den Betrieb hier schon auf den Kopf gestellt?

Sicher nicht. Hier arbeitet ein cooles Team, die Grundlagen stimmen, Veränderungen werden behutsam und zusammen mit den Mitarbeitenden angegangen.

Wie steht es bei Ihnen mit dem Fachkräftemangel?

Wir haben ein sehr gut aufgestelltes Team mit gut ausgebildeten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Als Arbeitgeberin müssen wir uns aber auch Gedanken machen, wie wir einem drohenden Mangel entgegenwirken können.

Mit einer 38-Stunden-Woche wie sie jetzt für die Stadtverwaltung von Affoltern diskutiert wird?

Wir sind der Meinung, dass wir beim Sozialdienst Bezirk Affoltern einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen wollen. Es geht um Stichworte wie Friendly Workspace, das Arbeitsklima, Home­office-Möglichkeiten, Verpflegung, ­einen gemeinsamen Kinoabend oder einen Skitag. Wir machen uns Gedanken, wie wir am besten mit den Mitarbeitenden umgehen. Wir machen uns Gedanken, was wir unseren Mitarbeitenden anbieten können Am Ende gibt das wohl ein ganzes Paket, einen Blumenstrauss an Möglichkeiten. Allerdings müssen die Massnahmen auch finanzierbar sein. Wir sind eine interkommunale Anstalt, wir lehnen uns an den Kanton an, was Personalrecht und Entlöhnung angeht.

Sie studieren ja wieder. Was ist das Thema Ihrer Masterarbeit?

Ich beleuchte die Herausforderungen an den Sozialdienst der Zukunft und versuche, Lösungsansätze zu skizzieren.

Was sind die grössten Herausforderungen?

Die Megatrends sind die Künstliche Intelligenz, dazu alles, was digital ist, aber auch die Veränderungen durch den demografischen Wandel. Das wird Veränderungen auch für unsere Mitarbeitenden bringen was Qualifikationen und Kompetenzen anbelangt. Unsere Aufgabe wird es sein, geeignete Instrumente und Rahmenbedingungen zu finden.

Der Sozialdienst hat mehrere Fachbereiche. Welche sind das?

Das ist das Asyl- und Migrationswesen mit rund 530 betreuten Personen. Dann gibt es den Bereich Berufsbeistandschaft. Wir unterstützen und vertreten Erwachsene, die ihre Interessen nur eingeschränkt wahrnehmen können. Bei ihren persönlichen, rechtlichen, administrativen und finanziellen Angelegenheiten stehen wir ihnen im Rahmen der massgeschneiderten Beistandschaft zur Seite. Dort betreuen wir derzeit etwa 180 Personen. Bei der Suchtberatung sind es etwa 40 Personen und im Bereich Persönliche Hilfe 40. Die Angebote der Persönlichen Hilfe richten sich an alle Personen, die sich in einer persönlichen Notlage befinden oder ohne weiterführende Hilfestellung voraussichtlich in eine ­persönliche oder finanzielle Notlage geraten. Das ist eine Art vorgelagertes Hilfsangebot. Im Bereich der wirtschaftlichen Sozialhilfe werden von uns derzeit 370 Personen betreut. Weiter führen wir ein sozialtherapeutisches Wohnheim hier in Affoltern. Für die Fachbereiche leisten die Abteilungen Finanz- und Rechnungs­wesen, Human Resources und Shared Services/Support wichtige Unterstützungsarbeit. Wir beschäftigen rund 60 Mitarbeitende.

Was macht der Sozialdienst Bezirk Affoltern?

Der Sozialdienst Bezirk Affoltern führt im Auftrag der acht Trägergemeinden eine breite Palette an Dienstleistungen im Sozialbereich aus. Standarddienstleistungen werden erbracht für: Asyl- und Migrationswesen, Berufsbeistandschaft, Persönliche Hilfe, Suchtberatung und Wirtschaftliche Sozialhilfe.

Der Sozialdienst Bezirk Affoltern ist zudem Träger eines sozialtherapeutischen Wohnheims für 15 Frauen und Männer mit psychiatrischen Beeinträchtigungen (Ivse-Anerkennung). Das Wohnheim ist vom kantonalen Sozialamt Zürich zertifiziert. Die acht Trägergemeinden mit ihren rund 25000 Einwohnern beziehen alle Dienstleistungen vom Sozialdienst ­Bezirk Affoltern.

Die Anschlussgemeinden Bonstetten, Wettswil und Stallikon mit ihren rund 15 000 Einwohnern beziehen die Dienstleistungen des Asyl- und Migrationswesens. (red)

www.sdaffoltern.ch

Zur Person

Alexander Schibli ist 50 Jahre alt und seit 1. September 2023 Geschäfts­führer des Sozialdienstes Bezirk ­Affoltern. Zuvor hatte er unterschiedliche Führungsfunktionen auf Geschäftsleitungsebene in der Medizinal-, Möbel- und Detailhandelsbranche inne. Seit 2010 ist Alexander Schibli als parteiloser Gemeinderat von Bellikon (Kanton Aargau) zuständig für die Ressorts Bildung, Finanzen und Steuern. Zuvor war er Direktor/Vorsitzender der Geschäftsleitung der Sozialregion Unteres ­Niederamt (Kanton Solothurn). Schibli ist diplomierter Betriebsökonom und besitzt einen Hochschulabschluss als Executive Master of Quality Management an der Zürcher Hochschule in Winterthur. Aktuell ist er in der Ausbildung zum Master im Sozialmanagement an der Fhnw in Olten mit geplantem Abschluss 2024. (red)

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