Der Start für die Ämtler «Betriebskantinen» verlief harzig
Seit vergangenem Donnerstag dürfen Restaurants ihre Türen über Mittag für Bauarbeiter und Handwerker öffnen. Im Bezirk sind sieben sogenannte «Büezerbeizen» registriert, noch sind die Rückmeldungen der Wirte durchzogen.
Freitag, kurz nach halb eins, wird im «Löwen» in Affoltern gerade das Dessert serviert. Vier Kugeln Vanilleglace mit Rahm bringt die Serviceangestellte an einen Tisch. Seit vergangenem Donnerstag ist es auch Restaurants im Kanton Zürich erlaubt, ihre Lokale über Mittag als sogenannte Betriebskantinen für «Büezer» zu öffnen. Nötig ist dazu einzig die Bewilligung des Amts für Wirtschaft und Arbeit (AWA).
Auch der Wirt des «Löwen», den sie dort seit acht Jahren als «Memet» kennen, hat einen Antrag gestellt. Als dieser ein paar Stunden später gutgeheissen worden sei, habe er seine Stammgäste per Whatsapp informiert. Tags darauf, am Freitag, sitzen zur Mittagszeit ein Duzend Arbeiter im Lokal. Ihretwegen habe er die Betriebskantinen-Bewilligung beantragt, erklärt Memet. Damit sie ihre Mittagspause bei diesem garstigen Wetter nicht draussen verbringen müssen. Und ihn natürlich in Erinnerung behalten für den Tag der Wiedereröffnung. Aus finanzieller Sicht rechnet sich die «Betriebskantinen»-Lösung für Memet nicht.
Neben dem Kurier, der das Take-Away-Angebot ausliefert, und Memet waren an jenem Freitag eine Service-Angestellte und zwei Köche im Einsatz. Eine der Anforderungen für die Bewilligung des Kantons war, dass die Preise für die Zielgruppe «erschwinglich» sind. Deshalb bietet Memet seine Menüs mit Vor-, Haupt- und Nachspeise für 16 bis 20 Franken an. «Da bleibt nichts übrig», sagt er. Auch hätten seine Stammgäste, die nun im Lokal gegessen hätten, in den vergangenen Wochen bereits das Take-Away-Angebot genutzt. Unter dem Strich sind am Freitag also noch keine neuen Kunden dazugekommen.
Als Betriebskantine darf Memet sein Restaurant werktags von 11 bis 14 Uhr öffnen. Um 13 Uhr ist das Lokal bereits wieder leer. Er bittet seine Mitarbeiterin, im hinteren Teil des Restaurants das Licht zu löschen. Dann steht er auf, läuft zum Tresen und holt aus einer Schublade einen Stapel Papier. Alles Rechnungen. Der Strom, das Blick-Abo, die Sozialversicherungsabgaben für seine Angestellten. Memets Stimme wird lauter, wenn er über Geld redet. Wie viele andere hat auch er im Januar Härtefallgelder beantragt. Erhalten hat er noch nichts.
Nur die Stammgäste kehren ein
Brigitte Gubler hat am Donnerstag zwei alte Leintücher aufgehängt. «Büezerbeiz offen, 11 bis 14 Uhr» hat sie auf die weissen Laken geschrieben. Auch die langjährige Wirtin des «Hirschen» in Wettswil hatte am Mittwoch die Bewilligung beantragt, diese ein paar Stunden später erhalten – und dann in einer Nacht- und Nebelaktion bis spät abends das Restaurant geputzt. Für den Fall, dass am Donnerstagmittag die ersten Arbeiter einkehren. Gekommen ist niemand.
Am Freitag kann sie fünf Mittag-essen verrechnen. Auch bei ihr sind es Stammgäste, die vorbeikommen. Schon in den vergangenen Wochen hatte sie auf einer nahegelegenen Baustelle regelmässig ihr Take-Away-Menü angepriesen. Dennoch sei nie jemand vorbeigekommen. Auch sie hat bisher noch keine Härtefallgelder erhalten.
Folgende Restaurants sind im Bezirk derzeit als Betriebskantinen registriert: Restaurant Eichhörnli, Aeugst; Restaurant Pizzeria Löwen, Affoltern; Restaurant Central, Affoltern; Golfplatz & Bistro, Affoltern; Restaurant Schönegg, Hausen; Gasthof Hirschen, Wettswil.