«Der Wald ist ein faszinierendes Ökosystem»
Kreisforstmeister Theo Hegetschweiler geht in Pension

Während fast 15 Jahren betreute Forstmeister Theo Hegetschweiler die Wälder im Knonauer Amt. Ende April geht er in Pension. Im Gespräch mit dem «Anzeiger» berichtet er von seinen Aufgaben, Herausforderungen sowie seiner Liebe zum Wald und den Bäumen.
«Anzeiger»: Theo Hegetschweiler, was bedeutet Ihnen der Wald persönlich?
Theo Hegetschweiler: Er bedeutet mir sehr viel, in verschiedener Hinsicht. Der Wald ist ein faszinierendes Ökosystem, ein vielfältiges Naturelement. Er ist ein wichtiger Holzlieferant und Erholungsraum.
Seit wann sind Sie Forstmeister?
Bereits seit 1991 arbeitete ich beim Forstdienst des Kantons, am 1. September 2001 wurde mir dann die Leitung des Forstkreises übertragen. Das war kurz nach dem Sturm Lothar und somit eine spezielle Ausgangslage. Der Forstkreis 1 umfasst die Bezirke Horgen und Affoltern, gesamthaft etwa 5600 Hektaren Wald in 26 Gemeinden.
Was sind die Aufgaben eines Forstmeisters?
Man darf den Förster und den Forstmeister nicht verwechseln. Der Förster – in meinem Gebiet sind es neun – ist meistens von der Gemeinde angestellt. Er arbeitet direkt mit den Waldbesitzern zusammen, plant und leitet die Waldbewirtschaftung. Zudem ist er fast immer auch für den Holzverkauf zuständig. Als Forstmeister arbeite ich bei der Kantonalen Verwaltung. Zu meinen Aufgaben gehören die Planung der Waldnutzung und -pflege. Zusammen mit den Eigentümern und Förstern erstelle ich eine Zehnjahresplanung, bin verantwortlich für Beiträge an Jungwaldpflege und Naturschutzmassnahmen, für Entscheidungen bei Waldschäden. Ein Forstmeister ist auch zuständig für die Beratung und Aufsicht, Erteilung von Bewilligungen, für Öffentlichkeitsarbeit und Ausbildung. Gegenüber den Förstern hat der Forstmeister eine fachliche Führungsfunktion. Mit den Förstern und Waldeigentümern habe ich immer eine enge und gute Zusammenarbeit gepflegt. Die Hälfte meiner Arbeitszeit habe ich im Wald verbracht, das war sehr abwechslungsreich.
Was taten Sie am liebsten?
Das ist schwierig zu sagen. Ich hatte meinen Beruf allgemein sehr gerne und habe ihn mit Energie ausgeübt. Besondere Freude bereitete mir die Planung konkreter Massnahmen, um den Wald zu verbessern, zum Beispiel das Anpflanzen von wertvollen Baumarten oder eine gezielte Durchforstung, um spezielle Bäume zu fördern. Wenn ich also etwas Nachhaltiges, Konkretes und auch Sichtbares durchführen konnte, war das für mich immer besonders befriedigend.
Was waren spezielle Herausforderungen?
Als die Autobahn gebaut wurde, ging es um Rodungen und Ersatzaufforstungen. Das war anspruchsvoll. Ebenso die Frage, wie wir die Wälder nach dem Sturm Lothar stabilisieren konnten. Dann waren es manchmal unangenehme rechtliche Probleme, mit denen ich mich beschäftigen musste. Eine Herausforderung, aber eine schöne, war für mich die Zusammenarbeit mit den Eigentümern und Förstern. Diese sind sehr interessiert und engagiert. Mir war es stets ein Anliegen, mit ihnen gut im Gespräch zu sein.
Ende April treten Sie nun offiziell in den Ruhestand. Was werden Sie wohl am meisten vermissen?
In den Wald kann ich auch nach der Pensionierung noch gehen. Vermissen werde ich sicher die Begegnungen und die Kontakte. Aber es ist gut so, es ist ein Wechsel, eine Veränderung, die richtig ist.
Was werden Sie an schönen Erinnerungen mitnehmen?
Nebst den Erinnerungen an die Tage im Wald, an Hosenboden-Rutsch-Aktionen im steilen Gelände, an interessante Gespräche und Diskussionen nehme ich viele Waldbilder mit.
In den Wäldern hier gibt es eindrückliche Baumbestände und Einzelbäume wie Lärchen, Nussbäume oder Eiben. Und da ist natürlich noch die «Miss Mettmenstetten», vermutlich die grösste und älteste Eiche im Säuliamt. Sie steht oberhalb des Dorfes nahe der Waldhütte, hat einen Stamm-Durchmesser von rund eineinhalb Metern und ist gegen 250 Jahre alt. Sie hat schon die Zeit Napoleons erlebt.
Sie wohnen in Birmensdorf. Werden Sie auch nach der Pensionierung ab und zu in den Wäldern im Bezirk Affoltern anzutreffen sein?
Ja sicher. Dieser schönen Landschaft mit ihren Wäldern werde ich treu bleiben. Man wird mich als Spaziergänger antreffen, als einen mit offenen Augen. Ich werde natürlich die «Miss» ab und zu besuchen und ich freue mich, wenn ich auch Bekannte wiedersehe.
Worauf freuen Sie sich nach der Pensionierung?
Auf mehr zeitliche Freiheit, wo auch persönliche Interessen mehr Platz haben, die ich zum Teil zurückstellen musste. Ich denke dabei an die Pflege von Beziehungen, ans Lesen, an meinen Garten oder auch daran, noch eine Sprache zu lernen.