Die «Bestvariante» ist noch in weiter Ferne

Nebst der Nutzung des Gebiets «Rüssspitz» als Rückhalteraum bei Hochwasser hat der Kanton Aargau beidseits der Reuss weitere Varianten evaluiert. Wann eine «Bestvariante» präsentiert wird, ist noch offen.

Die Maschwander Allmend, auch ein Naherholungsgebiet, als Hochwasser-Rückhalteraum? Dazu gibt es kritische Stimmen aus den Kantonen Zug und Zürich. Hinter dem Allmendweg (Bild) beginnt das sogenannte «Smaragdgebiet», das zum europäischen Netzwer
Die Maschwander Allmend, auch ein Naherholungsgebiet, als Hochwasser-Rückhalteraum? Dazu gibt es kritische Stimmen aus den Kantonen Zug und Zürich. Hinter dem Allmendweg (Bild) beginnt das sogenannte «Smaragdgebiet», das zum europäischen Netzwerk der wertvollsten Lebensräume zählt. (Bild Werner Schneiter)

«Umstrittener Hochwasser-Rückhalteraum in der Maschwander Allmend»: Unter diesem Titel wurde im «Anzeiger» vom 12. März eine Variante präsentiert, die eine 650-Meter-Verlängerung des Reussdamms bis zum «Rüssspitz» vorsieht. Dort, wo Lorze und Reuss zusammenfliessen, würde dazu ein Regulierbauwerk in der Lorze sowie ein Ausleitbauwerk in der Reuss benötigt.

Gegen eine solche Variante wehrt sich die Korporation Maschwanden, Hauptbesitzerin der auf Zuger Kantonsgebiet liegenden Maschwander Allmend. Dieses Schutzgebiet von nationaler ­Bedeutung würde bei seltenen Hochwassern (300-jährlich) geflutet. Das ist aber nur eine von zahlreichen Varianten.

Weitere vertiefte Abklärungen nötig

Zum Thema Hochwasserschutz zwischen Dietwil und Bremgarten hat der Kanton Aargau in einem partizipativen Prozess nämlich ein breites Variantenstudium initiiert, um geeignete Hochwasser-Rückhalteräume zu evaluieren. Das ist offenbar nicht einfach, wie die Vernehmlassung gezeigt hat. Weitere vertiefte Abklärungen sind notwendig. «Der Prozess wird weiterhin unter ­Beizug der Begleitgremien fortgesetzt», sagt Silvio Moser, Projektleiter Wasserbau des Kantons Aargau. Das nächste Etappenziel sei die Festlegung einer «Bestvariante». Wann diese vorliegt, ist noch offen.

Der Handlungsbedarf ist unbestritten. Ein Hochwasser im Jahr 2005 verursachte im Reusstal Schäden in der Höhe von rund 30 Mio. Franken. Mit Massnahmen soll bei grossen Hochwassern ein Teil der Wassermenge kontrolliert in Rückhalteräume ausgeleitet werden. Im Rahmen der Untersuchung hat sich gezeigt, dass potenzielle Rückhalteräume nördlich von Mühlau besser ­geeignet sind für die Reduktion der ­extremen Abflussspitzen. Mit der Aufteilung des Projektperimeters «oberes Reusstal» in Abschnitte Süd (Dietwil bis Oberrüti) und Nord (Sins bis Bremgarten) soll das Variantenstudium vereinfacht werden.

Im Abschnitt Süd soll der gegen 100 Jahre alte und sanierungsbedürftige Damm durch einen höheren ersetzt werden. Dies ist einer Variante mit Aufweitung der Reuss durch Dammrückverlegung gegenübergestellt worden. Wie die Vernehmlassung ergeben hat, werden beide Varianten infrage gestellt. «Es braucht daher eine vertiefte Studie mit weiteren Variantenkombinationen. Das wird noch 2021 an die Hand genommen und dauert bis 2022», sagt Silvio Moser.

Dammerhöhungen und -verstärkungen werden im Abschnitt Nord ins Auge gefasst. Dimensional unterschieden sich diese Varianten kaum. «Der Unterschied liegt in der Nutzung unterschiedlicher Rückhalteräume und Ausleitstellen. Auch das wird noch vertieft abgeklärt», hält Moser fest.

Massnahmen in beiden Abschnitten

Um den Hochwasserschutz im Reusstal sicherzustellen, braucht es im Abschnitt Süd und im Abschnitt Nord Massnahmen. «Daraus soll schliesslich eine Kombination einer Variante Süd und einer Variante Nord resultieren», so Moser. Er betont, dass der Kanton Aargau im Rahmen seines Projekts Hochwasserschutz auf seinem Hoheitsgebiet untersucht. Von Dietwil bis Jonen ist dies linksseitig der Reuss, von Jonen bis Bremgarten beidseitig. Ausnahme bildet hier der geprüfte Rückhalteraum «Rüssspitz», der auf Zuger und Zürcher Gebiet liegt.

Klar ist, dass die Erarbeitung einer «Bestvariante» noch viel Zeit benötigt. Nach Festlegung des Hochwasserschutzkonzepts können die Bauprojekte etappenweise gestartet werden. Erst später erfolgt das Genehmigungsverfahren, ebenfalls in Etappen.

 

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