Die Entstehungsgeschichte des Zubringers

Die gut 50-jährige Geschichte von der Planung der N4 bis zu deren Eröffnung im November 2009 führte zu grundlegenden ­Veränderungen des Projekts: Die Reduzierung auf den Anschluss Affoltern führte in Obfelden und Ottenbach zu Mehrverkehr.

Die Konzentration auf einen einzigen Autobahnanschluss zwischen Wettswil und Steinhausen verursacht Mehrverkehr im Raum Obfelden-Ottenbach. Dieser soll nun vom Autobahnzubringer bewältigt werden. (Bild Bernhard Schneider)
Die Konzentration auf einen einzigen Autobahnanschluss zwischen Wettswil und Steinhausen verursacht Mehrverkehr im Raum Obfelden-Ottenbach. Dieser soll nun vom Autobahnzubringer bewältigt werden. (Bild Bernhard Schneider)

Bereits während der Planungs- und ­Realisierungsphase der damals noch N4 genannten Autobahn A4 ergaben die Prognosen, dass nach deren Eröffnung die Hauptstrasse von Birmensdorf bis in den Raum Steinhausen entlastet wird. Der Verzicht auf die ursprünglich geplanten Anschlüsse bei nahezu jeder Gemeinde diene dem Verkehrsfluss und der Sicherheit auf der Autobahn, werde aber Obfelden und Ottenbach infolge des kanalisierten Zubringerverkehrs aus dem Aargau deutlich stärker belasten. Im Rahmen des Projekts «läbigs Ottenbach», 2001 unter Miteinbezug der Bevölkerung durchgeführt, wurde der Wunsch formuliert, den Dorfkern durch eine Umfahrungsstrasse zu entlasten.

Ottenbach macht vorwärts

Unter der Führung des damaligen Gemeindepräsidenten, Ruedi Luginbühl, wurde diesem Anliegen entsprechend am 24. November 2002 konsultativ über eine Umfahrung abgestimmt. Wie der «Anzeiger» berichtete, erschienen «überraschend viele Stimmberechtigte aus Ottenbach und einige Gäste aus umliegenden Gemeinden» an einem «offenen Gespräch» vor der Abstimmung, obwohl der Anlass nicht öffentlich ausgeschrieben worden war. Das anschliessende Abstimmungsresultat war klar: Bei ­einer Stimmbeteiligung von 63 Prozent wurden 741 Ja- und 256 Nein-Stimmen eingelegt. Doch so deutlich das Resultat auch war: Es war erstens kommunal, zweitens unverbindlich und drittens lagen noch nicht einmal Planskizzen, geschweige denn eine Kostenschätzung vor.

Obwohl der Kanton kein Gehör schenkte, liess sich Ottenbach nicht beeindrucken. Im Dezember 2005 entschied die Gemeindeversammlung, Land im Dorfzentrum zu erwerben, um dereinst einen neuen Dorfkern realisieren zu können. Der damalige Gemeindepräsident, Kurt Weber, begründete: «Mit diesem Liegenschaftserwerb schaffen wir uns den Spielraum, um die Gestaltung des Dorfzentrums im Sinn des Prozesses ‹Läbigs Ottebach› selbst an die Hand zu nehmen.»

Der Regierungsrat entschied am 7. Mai 2007, sowohl die Umfahrung ­Bickwil als auch die Umfahrung Ottenbach aus Kosten- und Naturschutz­gründen abzulehnen. Der Gemeinderat ­Ottenbach setzte nun eine «Task force» ein, der unter anderen Planer ­Hugo ­Wandeler und Nationalrat Rolf ­Hegetschweiler angehörten. Gemeinsam mit Obfelden und unterstützt von der Zürcher Planungsgruppe Knonaueramt (ZPK) wurde ein Wiedererwägungsgesuch mit 4500 Unterschriften aus der Region beim Regierungsrat eingereicht. Im Juni folgte eine Orientierungsversammlung, die den Gemeindesaal Ottenbach aus allen Nähten platzen liess.

Eine 25-köpfige Delegation aus ­Obfelden und Ottenbach, unterstützt von der ZPK und Aargauer Nachbar­gemeinden, machte sich auf, um am 17. September vor der Kantonsratssitzung zu demonstrieren. Nationalrat Hegetschweiler kritisierte, der Regierungsrat habe sich in keiner Art und Weise mit den Anliegen der Bevölkerung befasst und die Kosten eines Ausbaus der Dorfdurchfahrten nicht in Rechnung gezogen. Obfeldens Gemeindepräsident Peter Sandhofer meinte, in der Bevölkerung herrsche «Entsetzen, Unverständnis und Wut.»

Doch nicht alle Einwohnerinnen und Einwohner von Obfelden und Ottenbach befürworteten die Idee eines Autobahnzubringers. Das Moorgebiet in ­Ottenbach und die Strassenführung durch den Wald ob Bickwil waren die wichtigsten Argumente dagegen.

Verschiedene Varianten diskutiert

Der Regierungsrat kam auf seinen Entscheid zurück und der Kanton nahm die Planung auf. Während die nun realisierte Linienführung im Raum Ottenbach ziemlich rasch klar war, obwohl sie ein Moorgebiet streift, wurde in Bickwil länger geplant. Im Gespräch war neben der Umfahrung am Dorfrand, durch den Wald, die gleichzeitig viel Kulturland gekostet hätte, eine bergmännische Untertunnelung von Bickwil, die mit relativ wenig Emissionen während der Bauzeit und exorbitanten Kosten hätte realisiert werden können. Schliesslich entstand die nun realisierte Variante als Kompromisslösung.

Im September 2012 stimmten ­sowohl die beiden Gemeinden als auch die Kantonsbevölkerung dem Bau des Autobahnzubringers mit klarer Mehrheit zu. Nun mussten die Rechtsverfahren abgewickelt und die Strasse im ­Detail geplant werden. Seit dem Spatenstich im August 2020 wird gebaut. ­Inzwischen hat Ottenbach intensiv am neuen Dorfzentrumsprojekt gearbeitet, das nun dafür sorgen soll, dass der ­Verkehr auch tatsächlich nicht mehr durchs Dorf führt. In Obfelden sind die politischen Diskussionen zur Verkehrsberuhigung im Dorf in vollem Gang.

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