Die markante Feldsteinmauer als Sinnbild

Die Aussenwohngruppe des «Brotchorb» ermöglicht bis zu fünf jungen Menschen das Erproben von Selbstständigkeit. Für die temporären Wohnplätze konnte nun unweit des Haupt­betriebs ein Neubau bezogen werden.

Die alte Feldsteinmauer ist prägendes Element des Neubaus für die Aussenwohngruppe der «Puureheimet Brotchorb». Von links: Irene Simoni, Leitung Betreuung, Stiftungsratspräsidentin Beatrice Gfeller und Moritz Arbenz, Leitung Betrieb. (Bild Thoma
Die alte Feldsteinmauer ist prägendes Element des Neubaus für die Aussenwohngruppe der «Puureheimet Brotchorb». Von links: Irene Simoni, Leitung Betreuung, Stiftungsratspräsidentin Beatrice Gfeller und Moritz Arbenz, Leitung Betrieb. (Bild Thomas Stöckli)

Sie ist das Prunkstück des neuen Wohnhauses an der Hinterbuchenegg, die talseitige massive Feldsteinmauer, gezeichnet vom Leben und letztes Erinnerungsstück an ein älteres Haus. «Sie hat uns aber auch viel Zeit gekostet», verrät Moritz Arbenz, Geschäftsleiter des «Brotchorb».

Der Entwicklungsprozess des ­3,3-Millionen-Franken-Projekts startete vor über zehn Jahren, sieben Jahre ist es her, seit die Stiftung das Grundstück mit dem damaligen alten Bauernhaus und Stall nach intensiven Verhandlungen erwerben konnte. Ein Rekurs um die schützenswerte Mauer bremste das Projekt weiter aus, dann erwies sich auch die Fundierung und Stabilisierung der genannten Mauer als aufwendig und anspruchsvoll und schliesslich verzögerte der noch fehlende ­Zugang den Bezug um ein weiteres ­halbes Jahr. So spricht Arbenz von ­einem «sehr langsamen Projekt», einem, das über die Jahre gereift sei, sich entwickelt habe – nicht zuletzt auch dank Reibungen mit Nachbarn und der Gemeinde.

«Boden unter den Füssen»

Das neue Haus ist Teil der «Puureheimet Brotchorb». Die Stiftung will Menschen mit einer psychischen Erkrankung, Suchtmittelabhängigkeit oder Kombination aus beiden Faktoren wieder «Boden unter den Füssen» geben, sie ertüchtigen, ihren Lebensalltag wieder zunehmend in Eigenregie zu meistern und lebenspraktische Fähigkeiten auszubauen. Im Zentrum steht dabei ein biologisch-dynamisch geführter Bauernhof mit Tagesstruktur und Arbeitsangeboten in Landwirtschaft, Garten, Unterhalt und Hauswirtschaft. Der Aussenwohngruppe kommt als eine Art «Sprungbrett nach aussen» die Rolle zu, das Erproben von Selbstständigkeit zu ermöglichen. Das Angebot war zuletzt auf die Buchen­egg ausgelagert, nun konnten die fünf Wohnplätze in die unmittelbare Nähe des Haupthauses zurückgeholt werden.

Die markante Mauer war also einerseits Hemmnis, andererseits ist sie es, die dem Neubau nun Charakter gibt, ja, symbolhaft für die «Puureheimet Brotchorb» steht, wie Beatrice Gfeller, seit Mai neue Stiftungsratspräsidentin, ausführte: «Wenn die Bewohner kommen, sind sie ‹bröckelig›, wie die alte Mauer.» Der «Brotchorb» verhelfe ihnen dann zu einem Fundament, auf dem sie selbstständig weiter aufbauen können. Ursprünglich waren im Neubau ergänzend zur Aussenwohngruppe zwei Mitarbeiterwohnungen vorgesehen. Mangels Nachfrage wurden diese nun allerdings extern vermietet. «So kommt neues ­Leben auf die Hinterbuchenegg», meinte der Geschäftsleiter.

Die Umgebungsgestaltung ist noch in Arbeit

Mit dem traditionellen «Glöggli» hat ­Arbenz den Festakt zur Eröffnung der Aussenwohngruppe lanciert. Ein Ritual, das Wirkung zeigte und ihm die Aufmerksamkeit der Anwesenden bescherte. Er könne es selber kaum glauben, dass nun alles fertig sei, wobei sich das «alles» auf das Gebäude selber ­beschränkt. Für die Vorstellung der ­Umgebung mit dem Velounterstand braucht es noch etwas Fantasie. Darüber schaute die Festgemeinde aber grosszügig hinweg und richtete den Fokus stattdessen auf den Neubau mit seinen dicken Mauern, die sich angenehm aufs Raumklima auswirken. Im ansonsten eher nüchternen Innern sind es Holz-Elemente, die Akzente setzen. Und auch die Nachhaltigkeit wurde berücksichtigt: Eine Solaranlage auf der Dach-Südseite liefert mehr Strom, als verbraucht wird und das Regenwasser vom Dach findet für die WC-Spülung und Vor­wäsche Verwendung.

Angerissen und zusammen mit ­Architekt Max Müller aufgegleist hat das Neubauprojekt Sepp Thalmann, langjähriger, inzwischen pensionierter ­Gesamtleiter. Er liess es sich nicht nehmen, einige Erinnerungen zur Ent­stehungsgeschichte des Neubaus zu teilen, etwa die Verhandlungen mit Kari Leuthold, dem Vorbesitzer des Grundstücks. Danach bot sich den geladenen Gästen Gelegenheit, die neuen Räumlichkeiten zu begehen oder sich beim Apéro im Gemeinschaftsraum unter dem Dach auszutauschen. Dazu gab es meditative Klänge vom «Hang», einem Blechschalen-Instrument mit verschiedenen Klangfeldern.

Dem Haus nun einen Geist geben

Nun müsse man dem Haus einen Geist geben und Geschichten schreiben, die in Erinnerung bleiben, hatte Stiftungsratspräsidentin Beatrice Gfeller in ihrer Ansprache gefordert. Ein erster Schritt scheint mit dem Eröffnungsanlass bereits geschafft. Die Wohnungen sind vermietet, in die Aussenwohngruppe sind vorerst zwei Personen eingezogen. «Sie sollen erst ankommen», so Moritz Arbenz, dann werden weitere Leute ­dazukommen – Interessenten gebe es bereits.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern05.05.2025

Lehrermangel: Entspannung in den Schulen

Mehr Bewerbungen – weniger offene Stellen
Bezirk Affoltern05.05.2025

Die neue Sirene kam mit dem Helikopter nach Hedingen

Das alte Gerät stammt aus dem Jahr 1987 – die letzte Anlage in Aeugst folgt im Sommer
Die Primarschule Aeugst. (Bild Florian Hofer)
Bezirk Affoltern05.05.2025

Das Lohngefälle spielt eine Rolle

Die Schulen im Amt erreichen zahlreiche Bewerbungen aus dem Aargau, Luzern und Zug