Die Maschwander Allmend als Hochwasser-Rückhalteraum?

Der Kanton Aargau will im oberen Reusstal Defizite beim Hochwasserschutz beseitigen – unter anderem wird eine Variante geprüft mit einer Verlängerung des Reussdamms bis zum «Rüssspitz». Die Korporation Maschwanden lehnt diese Variante ab, weil ein Schutzgebiet von nationaler Bedeutung tangiert wird.

… und beim idyllischen «Rüssspitz» enden – da, wo die Lorze in die Reuss einmündet. (Bilder Werner Schneiter)

… und beim idyllischen «Rüssspitz» enden – da, wo die Lorze in die Reuss einmündet. (Bilder Werner Schneiter)

An dieser Stelle endet der Reussdamm. Er soll nun auf einer Länge von rund 650 Meter weitergezogen werden...

An dieser Stelle endet der Reussdamm. Er soll nun auf einer Länge von rund 650 Meter weitergezogen werden...

Im August 2005 führte Hochwasser im Reusstal an einigen Orten zu Ausuferungen und grossen Überflutungen. Der Kanton Aargau beziffert die damalige Schadensumme auf rund 30 Mio. Franken. An den wichtigsten neuralgischen Stellen sind inzwischen Massnahmen gegen Wasserfluten umgesetzt worden, unter anderem mit einer Verstärkung eines Dammabschnitts bei Mühlau. ­Sanierungsbedarf sieht der Kanton im oberen Reusstal, zwischen Dietwil und Bremgarten – mit dem Ziel, drohende Dammbrüche bei Hochwassern wie 2005 zu verhindern.

Die Abteilung Landschaft und Gewässer des Aargauer Departements Bau, Verkehr und Umwelt hat nun im Rahmen eines breit angelegten Variantenstudiums mögliche Lösungen evaluiert und diese unter anderen auch Vertretern der Kantone Zug und Zürich sowie der Holzkorporation Maschwanden unterbreitet. Im Vordergrund stehen dabei die Sicherstellung des Hochwasserschutzes, die Verbesserung der Dammstabilität, Reduktion von extremen Abflussspitzen durch Hochwasserrückhalt und eine ökologische Aufwertung der Flusslandschaft. Die Gesamtkosten werden auf 35 bis 60 Mio. Franken geschätzt – je nach Varianten­kombination. Eine dieser Varianten sieht die Nutzung des Gebiets «Rüssspitz» bei seltenen Ereignissen als Hochwasser-Rückhalteraum vor. Das würde eine Verlängerung des bestehenden Reussdamms um einen rund 650 Meter langen und 10 Meter breiten Damm erfordern. Dieser endet beim «Rüssspitz» und tangiert die Moorlandschaft der Maschwander Allmend am Rand. Auch müsste ein kleiner Teil des Auenwalds weichen, wie Silvio ­Moser, Projektleiter Wasserbau des Kantons Aargau, einräumt.

Regulier- und Ausleitbauwerke

Heute wird das Gebiet «Rüssspitz» schon bei 30-jährlichem Hochwasser durch Ausuferungen der Reuss und durch den Rückstau der Lorze geflutet. Dort, wo die Lorze in die Reuss fliesst, braucht es für die Nutzung als Rückhalteraum ein Regulierbauwerk für die Lorze. Es besteht aus zwei grossen Verschlüssen, die im Hochwasserfall geschlossen werden können. Mit diesem Bauwerk soll das Gebiet möglichst frei von Wasser gehalten werden. Damit könne die Ausleitung der Reuss bei seltenen Hochwasserereignissen unterhalb der Mühlauer Brücke erfolgen, sagt Silvio Moser.

Die Variante umfasst ebenfalls ein sogenanntes Ausleitbauwerk Reuss. Zwei steuerbare Stahlklappen ermöglichen bei starkem Hochwasser ein geordnetes Ausleiten in den vorgesehenen Raum. Insgesamt soll sich der Hochwasser-Rückhalteraum von der Mühlauerstrasse bis zur Mündung Reuss/Lorze erstrecken. «Bei Ausleitung in dieses Gebiet im seltenen Hochwasserfall (300-jährlich) würde das Aargauer Reusstal besser geschützt», betont Moser. Er beziffert die Baukosten für Ausleit- und Regulierbauwerk auf rund 5 Mio. Franken, jene für Dammneubau und -verstärkung auf zirka 2,5 Mio. Franken. Ob das letztlich realisiert werden kann, ist noch völlig offen. Es stehen weitere vertiefte Studien mit Variantenkombinationen und detailliertere Abklärungen an.

Heftiger Widerstand

Gegen Massnahmen am «Rüssspitz» regt sich bereits heftiger Widerstand. Für Markus Bühlmann von der Korporation Maschwanden, grösste Grundeigentümerin der auf Zuger Gebiet liegenden Allmend, bedeutet das einen zu grossen Eingriff in ein sensibles Schutzgebiet von nationaler Bedeutung. Ihm sei zugetragen worden, dass der Druck für diese Variante von landwirtschaftlichen Kreisen aus dem Kanton Aargau komme, die als Hochwasser-Rückhalteraum ein Naturschutzgebiet dem Kulturlandbereich vorziehen, hält Bühlmann fest.

Neben naturschützerischen führt er auch landwirtschaftliche Interessen auf. Mit einer geplanten Verbreiterung des bestehenden Damms bis drei Meter ­gehen nach seiner Rechnung rund 0,5 ha wertvolles Ackerland verloren. So gibt er sich kämpferisch: «Einer solchen Variante werden wir von der Korporation nie zustimmen und würden uns im schlechtesten Fall auf ein Enteignungsverfahren einstellen.» Auch der Ma­schwander Gemeindepräsident Christian Gabathuler glaubt nicht, dass sich eine solche Variante realisieren lässt. Weil es sich um ein Schutzgebiet von nationaler ­Bedeutung handle, müsse hier auch der Bund mitreden können, hält er gegenüber dem «Anzeiger» fest.

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