Die Seniorin und der Senior
Die 68-jährige Silvia Hirzel und ihr um ein Jahr älterer Mann Hanspeter haben kürzlich einen Fahrfähigkeits-Kurs absolviert und sind froh um das dabei erhaltene Feedback.

«Anzeiger»: Was bedeutet Ihnen das Auto?
Sie: Es gibt mir etwas Flexibilität. Ich kann spontan etwas machen, einen Coupe essen oder bräteln gehen, ohne Verbindungen heraussuchen zu müssen. In der Stadt Zürich sind wir selbstverständlich mit dem öV unterwegs, aber auf dem Land ist das Auto schon praktisch.
Er: Gerade, wenn man schwere Sachen transportieren muss oder einkaufen geht. Wir nutzen das Auto auch für die Ferien, wenn wir in die Berge gehen oder um jemanden ins Spital oder in die Therapie zu bringen.
Wie erleben Sie die Entwicklung im Verkehr?
Er: Zunehmend.
Sie: Das Auto ist für viele kein Luxusobjekt mehr, sondern gehört zum Leben. Entsprechend gibt es immer mehr davon. Aber wir sind ja auch Teil davon. Es sind vorwiegend junge Leute, die hier ein Umdenken bringen und aus Umweltbewusstsein verzichten.
Wie schätzen Sie Ihre eigene Fahrtauglichkeit ein?
Sie: Ich bin nicht eine schlechte, aber eine vorsichtige Fahrerin. Mein Mann ist dynamischer unterwegs.
Er: Ich finde auch, dass ich es einigermassen recht mache.
Hat sich Ihr Fahrverhalten mit dem Älterwerden geändert?
Er: Ich bin mir bewusst, dass die Reaktionszeit im Alter länger wird. Ich versuche, mich korrekt zu verhalten und die Vorsicht hat sicher zugenommen. Ich finde es aber auch wichtig, sich in die Dynamik des Verkehrs zu integrieren.
Sie: Ich bin nicht mehr so unbeschwert wie in jungen Jahren. Es ist mir bewusst, wie schnell im dichten Verkehr etwas passieren kann. Daran habe ich früher nicht gedacht. Das Fahren empfinde ich heute als anstrengender, man muss viel mehr aufpassen.
Was tun Sie, um fit zu bleiben für den Strassenverkehr?
Sie: Wir haben die Ausschreibung für einen TCS-Fahrtauglichkeits-Kurs gesehen und beide gedacht: Da machen wir mit. Es hat gut getan, die Regeln wieder mal aufzufrischen – und dann mit einem Experten eine Stunde lang Auto zu fahren. Davor war ich schon etwas unsicher. Ich stellte mir vor, wie er sagen würde, ich solle besser aufhören. Dann hätte ich das auch gemacht. Das Feedback des Experten war dann allerdings, dass wir beide gut unterwegs sind. Das hat mich natürlich gefreut.
Er: Ich fand das Angebot super und bin der Meinung, dass man das obligatorisch einführen sollte. Ich kann es nur jedem empfehlen.
Sie: Bewusst für den Strassenverkehr mache ich sonst nichts. Für die allgemeine Fitness treibe ich dreimal die Woche Sport. Wenn man sich körperlich und geistig fit hält, ist das gut für sämtliche Belange des Lebens.
Er: Früher habe ich gelegentlich Fahrtechnik-Kurse besucht. Ein Anti-Schleuder-Kurs zur Auffrischung wäre sicher wieder mal wieder förderlich.
Was wäre für Sie ein Grund, das «Billett» abzugeben?
Sie: Sicher aus gesundheitlichen Gründen, falls ich nicht mehr ausreichend gut sehen würde. Oder auch, wenn ich einen Unfall verursachen würde und wüsste, dass ich zu spät oder falsch reagiert hätte.
Er: Ich finde, Testfahrten müssten obligatorisch werden. Mit dem Auto muss man auch alle paar Jahre aufs Strassenverkehrsamt. Die Fahrerinnen und Fahrer werden hingegen erst mit 75 Jahren geprüft, und das erst noch beim eigenen Hausarzt und nicht von einer unabhängigen Stelle.
Sie: Als ich noch jung war, dachte ich: Mit 70 Jahren höre ich sicher auf, Auto zu fahren. Jetzt ist das nicht mehr so weit weg. Im Moment ist abgeben noch kein Thema, das Feedback vom Experten war ja auch gut. Das kann aber schon nächstes Jahr ganz anders aussehen.
Er: Ich würde es begrüssen, wenn die Fahrtauglichkeit früher und regelmässiger überprüft würde.
Sie: ... und strenger.