Die Zukunft von Spital und Pflege sichern

Persönlichkeiten aus der Wirtschaft, der Politik und der Medizin setzen sich gemeinsam ein, um das Spital in der Region zu erhalten – dafür wurde vor 20 Monaten der Verein «Ja zum Spital Bezirk Affoltern» gegründet. Die Abstimmungen vom Mai 2019 sind dabei nur ein Zwischenziel.

David Koller, Kardiologe aus Hedingen mit eigener Praxis in Affoltern, präsidiert als Parteiloser den Verein «Ja zum Spital Bezirk Affoltern». <em>(Bild zvg.)</em>
David Koller, Kardiologe aus Hedingen mit eigener Praxis in Affoltern, präsidiert als Parteiloser den Verein «Ja zum Spital Bezirk Affoltern». <em>(Bild zvg.)</em>

Am 19. Mai 2019 entscheidet sich, ob das Spital Affoltern als öffentliche Institution eine Zukunft hat. Den Stimmbürgern im Bezirk wird dann die Auflösung des Zweckverbands vorgelegt. Im Gegensatz zur letzten AG-Abstimmung geht es diesmal allerdings nicht nur um die Rechtsform, sondern um die Existenz des Spitals. Auf Kommunalebene können sich die Urnengänger zu den allfälligen Nachfolgeorganisationen, eine gemeinnützige Aktiengesellschaft (gAG) Akutspital und eine Interkommunale Anstalt (IKA) Langzeitpflege, bekennen – oder auch nicht.

In den letzten Jahren war das Spital Affoltern Dauerthema. Um die medizinische Kernaufgabe sei es dabei allerdings nie gegangen, relativiert David Koller, Kardiologe aus Hedingen mit eigener Praxis in Affoltern. Er muss es wissen, ist er doch schon seit zwölf Jahren im Vorstand der Ämtler Ärztegesellschaft, wo das Spital immer wieder rege diskutiert wurde. Als von der SVP die Idee kam, die Zukunft des Spitals durch einen Verein zu unterstützen, war er nicht nur dabei, sondern übernahm als Gründungspräsident Verantwortung. Mittlerweile ist der Verein auf 200 Mitglieder angewachsen, darunter 37 Ärztinnen und Ärzte, Politiker von SP bis SVP, dazu diverse Unternehmer und Privatpersonen. Kürzlich traf man sich zu einem ersten Austausch im «LaMarotte» in Affoltern. Durch Info-Veranstaltungen und Stand-Aktionen will der Verein weitere Sympathisanten gewinnen. «Wenn wir uns wehren im Säuliamt, dann macht das auch in Zürich Eindruck», sagt Koller, «da sind auch Politiker, die wiedergewählt werden wollen.»

Immer weniger Hausärzte

Brauchts das Spital Affoltern? Das ist die zentrale Frage vor den wegweisenden Abstimmungen. David Koller beantwortet sie mit einem klaren Ja. Seine Meinung gründet sowohl auf medizinischen wie auch auf sozialen und volkswirtschaftlichen Faktoren. «Die Hausärzte sind die Grundpfeiler der medizinischen Versorgung», spricht Koller Klartext. «Wir haben jetzt schon zu wenige», sagt er, «und es werden immer weniger.» Tatsächlich erreichen in den nächsten fünf Jahren mehr als ein Viertel der aktuell praktizierenden Hausärzte das Pensionsalter. In zehn Jahren sind es gar die Hälfte. Viele finden schon jetzt keinen Nachfolger. Schliesslich müssen Hausärzte im Bezirk Affoltern im Vergleich mit den Stadtzürcher Berufskollegen schon jetzt zehnmal mehr Notfalldienst leisten. «Das ist nicht attraktiv», so Koller. Entsprechend brauche es eine Entlastung.

Vor 23 Jahren hat David Koller seine erste Assistenzarzt-Stelle am Spital Affoltern angetreten. Schon damals sei ihm das gute Klima aufgefallen. Zudem funktioniere die Zusammenarbeit im Knonauer Amt besser als andernorts. «Davon profitieren auch die Patienten», ist er überzeugt. Überhaupt sei der Trend zum «je grösser, desto besser» vorbei, man besinne sich wieder auf die Werte des Regionalen. «Insbesondere die Schwerkranken wissen es enorm zu schätzen, in der Nähe und persönlicher behandelt zu werden.» Wobei das nicht mit einer Einbusse an Qualität verbunden sein muss: In der Onkologie beispielsweise zählt das Spital Affoltern schon heute auf die Fachleute des Triemlispitals.

Die Grundversorgung abdecken

Hinter seinem Engagement fürs Spital Affoltern stecken keine beruflichen Motive, betont Koller. «Ich bin kein Angestellter oder Belegarzt», stellt er klar. Und: «Wenn es das Spital nicht gäbe, hätte ich noch mehr zu tun.» Als nicht zu vernachlässigenden Faktor sieht er die Rolle des Spitals als grösster Arbeitgeber im Bezirk. Der Grossteil der rund 700 Mitarbeitenden wohnt auch in der Region und zahlt hier Steuern. Als Auftragnehmer und Lieferanten profitieren auch Gewerbetreibende der Region.

Der Verein «Ja zum Spital Bezirk Affoltern» will die Spital-Betriebskommission auf dem eingeschlagenen Weg unterstützen und macht sich entsprechend dafür stark, dass die Stimmberechtigten am 19. Mai dreimal Ja sagen. Damit ist die Mission allerdings noch nicht erfüllt: «Der Verein besteht, bis die Zukunft des Spitals gesichert ist», so Koller. Das schliesse auch den Neubau mit ein, der später vors Volk kommen soll. Dem Investitionsstau der letzten Jahre – der Sanierungsbedarf wird auf über 50 Mio. Franken beziffert – kann er durchaus auch Gutes abgewinnen: «Wir können der heutigen Zeit angepasst neu bauen, mit einem starken Ambulatorium, das auch die Grundversorgung abdecken kann.» Eine sinnvolle Strukturierung mit kurzen Wegen soll ein effizienteres Arbeiten ermöglichen. «Das Spital muss selbsttragend sein. Und das ist auch möglich», so der Kardiologe. Der aktuellen Überkapazität im Kanton von rund 20% könne man zudem mit einem kleineren Bettentrakt entgegenwirken.

Nach aktuellem Stand soll der Neubau mit 110 Mio. Franken realisiert werden können. Dafür müssen die beteiligten Gemeinden dann geradestehen. Effektiv fliessen werden allerdings nur rund 10% dieser Summe. Im Fall seiner Wohngemeinde Hedingen seien dies 680000 Franken, sagt Koller und vergleicht: «Wir haben fürs Dreifache eine Bibliothek gebaut.»

Infos: www.ja-zum-Spital-Bezirk-Affoltern.ch.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern26.06.2025

Aeugst erhält einen Aussichtsturm

Fünf Wochen lang soll der Eichhörnli-Turm stehen
«Wir sind überzeugt, dass Sie das Geld gestohlen haben»
Bezirk Affoltern26.06.2025

«Wir sind überzeugt, dass Sie das Geld gestohlen haben»

Obergericht: Geldstrafe wegen Diebstahls – Verfahren wegen Veruntreuung eingestellt
Bezirk Affoltern26.06.2025

Affoltern steht vor dem grössten Bauprojekt der Geschichte

Info-Abend zum 70,5-Millionen-Ersatzneubau der Kläranlage Zwillikon