Ein Biber staut den Türlersee

Der Nager liess den Wasserpegel um 1 Meter ansteigen – und brachte die Behörde in Zugzwang

Der regelmässige Türlersee-Gast Bruno Heinzer vor dem überschwemmten Riedland. (Bild Livia Häberling)

Vor zwei Wochen wurde Bruno Heinzer erstmals stutzig. Der Hausemer ist von Frühling bis Herbst fast täglich am Türlersee unterwegs und stellte eines Novembermorgens fest, dass der Wasserpegel stetig stieg. «Ich weiss, dass es sehr viel Regen braucht, damit sich der Pegel minim erhöht», sagte er. Die Niederschläge der letzten Tage konnten also nicht ausschlaggebend sein.

Heinzer hatte Recht: Es war nicht der Regen. Es war der Biber. Der kleine Nager möchte – wie vermutlich jedes Lebewesen – seinen Wohnbereich möglichst geschützt wissen. Und am ehesten von Erfolg gekrönt ist dieses Bedürfnis, wenn der Eingang seines Baus unter Wasser liegt. So kam es, dass das Tier am Abfluss des Türlersees Richtung Reppischtal einen Damm errichtete und mal eben den gesamten Türlersee staute. Für den Biber hat der erhöhte Wasserpegel einen weiteren Vorteil: So kann er sich im Uferbereich komfortabler fortbewegen.

Nicht ganz so vorteilhaft ist die Staudammaktion für die Sportfischer, die am Türlersee ihren Bootssteg haben. Weil das Wasser zeitweise um einen Meter anstieg, lag der Steg plötzlich komplett unter Wasser. Mittlerweile ist der Pegel zwar wieder etwas gesunken. Doch mindestens einen halben Meter höher sei er noch immer, schätzte Bruno Heinzer am Donnerstagnachmittag bei einem Augenschein. Der Baumstamm, der im Strandbad im Uferbereich liegt, war nicht mehr zu sehen. Und auf dem trockengelegten Riedland beim Einfluss des Türlersees, wo normalerweise Schilf wächst, schwammen jetzt Enten.

Zwei Begehungen vor Ort

Heute gilt der Biber in der Schweiz nicht mehr als gefährdet. Er ist – genau wie seine Bauten – jedoch weiterhin durch das Jagdgesetz geschützt. «An sich ist die Rückkehr des einst ausgerotteten Bibers ins Natur- und Landschaftsschutzgebiet Türlersee eine erfreuliche Sache, für den Biber selbst, aber auch für die Natur, die in der Regel direkt von ihm profitiert», sagt Christof Elmiger von der Biberfachstelle Kanton Zürich. Gleichzeitig habe ein konkretes Risiko bestanden, dass bei Eisbildung im Winter die Bootsstege des Fischervereins grossen Schaden erleiden könnten. So kam es in der zweiten Oktoberhälfte zu einer ersten Begehung mit Vertretern des Sportfischervereins, der Fachstelle Naturschutz, der Biberfachstelle sowie der Fischerei- und Jagdverwaltung.

Aus Sicht der Biberfachstelle habe man damals zunächst keinen Handlungsbedarf erkannt, sagt Elmiger. Aufgrund der drohenden Eisproblematik bei den Bootsstegen fand dann am 8. November allerdings eine zweite, «eilends angesetzte» Begehung zum Thema Biber statt. Nach dem Augenschein wurde entschieden, diesen Winter ausnahmsweise in den Biberdamm einzugreifen, auch wenn die Massnahme keine langfristig wirksame Lösung darstelle, wie Elmiger zu bedenken gibt. Für die betroffenen Akteure gelte es, langfristige Lösungen zu suchen, um künftig mit einer natürlichen Biberdynamik und höheren Wasserständen umgehen zu können.

Die Baudirektion bestätigte am Freitagnachmittag, dass der Gewässerunterhalt des Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) den Biberdamm am Morgen entfernt habe. Nach einigen Tagen werde sich der Pegel des Sees wieder absenken.

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