Mit Video: «Ein fast unmöglicher Job»

Die Interessengemeinschaft Sicherer Schulweg war mass­geblich am politischen Prozess für den Bau des Autobahnzubringers beteiligt. Nun wird sie aufgelöst.

Der politische Prozess für den Bau des Autobahnzubringers A4 Obfelden/Ottenbach dauerte lange – sehr lange. Als es 2012 zusätzlich noch auf eine Volksabstimmung im Kanton Zürich hinauslief,

war klar, dass das Anliegen der Gemeinden Obfelden und Ottenbach bekannt gemacht werden musste. So entschlossen sich im Februar 2012 die bis zu diesem Zeitpunkt losen Gruppierungen in Ottenbach und Obfelden eine Interessengemeinschaft zu gründen. Co-Präsident Philipp Schweiger und Kampagnenleiter Philipp Metzler blicken im ­Gespräch mit dem «Anzeiger» zurück.

Parteiübergreifende Gruppe

Die neue Gruppe bestand aus Politikern von rechts bis links und Freiwilligen aus den beiden Gemeinden. Um mit den sehr beschränkten Mitteln eine Volksabstimmung zu beeinflussen, entschied man sich, professionelle Unterstützung zu holen. Es wurden zwei Firmen für einen Kampagnen-Vorschlag angefragt. Dabei punktete die Zürcher Kommunikationsagentur C-Factor mit viel Herzblut. Daran beteiligt war Mit-Inhaber Philipp Metzler, welcher so den Weg in die IG fand. Metzler lebt seit 18 Jahren in Obfelden und war in dieser Zeit durch zwei eigene Kinder im Primarschulalter auch vom Thema betroffen.

Professionelle Kampagne notwendig

So sollte mit den ersten Spenden und Gemeindebeiträgen über 200000 Franken eine Kampagne kreiert werden. «Eine erste Analyse zeigte auf, dass dies ein fast unmöglicher Job war. Im Kanton Zürich war seit vielen Jahren kein reines Strassenbauprojekt mehr bewilligt worden», sagt Philipp Metzler dazu. Das erste halbe Jahr war die Kampagne ein professioneller Auftrag an seine Firma, die restlichen zehneinhalb Jahre arbeitete er ehrenamtlich in der IG mit.

Mit viel Überzeugungsarbeit konnte man sich im Gremium auf einen gemeinsamen Schwerpunkt, die Sicherung des Schulweges, einigen. Und so war die IG Sicherer Schulweg geboren. Die Zahl der Supporter der IG stieg innert Kürze auf gut 1000 Personen. Die IG-Vorstandsmitglieder alt Nationalrat Rolf Hegetschwiler und Franz Leutert kümmerten sich zum Beispiel um die weitere Finanzierung. Denn die Gemeindebeiträge waren schnell aufgebraucht und man brauchte neue Mittel. «Die IG-Mitglieder gingen von Tür zu Tür, um zu informieren und zu sammeln», erklärt Metzler dazu.

Demonstrationen und Mahnfeier

Angesprochen auf die wichtigsten Aktionen, berichtet Schweiger: «Die grösste Aktion war sicher, als wir im August 2012 mit drei Cars in die Stadt Zürich fuhren und mit den Obfelder Schulkindern vor dem Kantonsrat demonstrierten», berichtet er und fährt weiter: «Wir mussten das Thema nach Zürich bringen, um dort präsent zu sein, wo auch die Medien waren».

Weitere Aktionen der IG umfassten eine Strassensperrung in Obfelden. So wurde 2012 die Dorfstrasse mit Demonstrierenden und einem langsam fahrenden Traktor blockiert. Dazu kamen Aktivitäten auf Facebook sowie Plakate im Kanton Zürich. Im September 2012 durfte die IG ihren grössten Erfolg feiern. Über 62 Prozent der Stimmberechtigten im Kanton befürworteten den Zubringer. Doch niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass es noch mehrere Hürden bis zur Eröffnung geben würde. Als es auch fünf Jahre nach der Abstimmung nicht vorwärts ging, lud man im September 2017 zu einer Mahnfeier und Podiumsdiskussion ein. Motto: «1000 Mal diskutiert – 1000 Mal nichts passiert?». Dabei wurde dem Projektleiter der Baudirektion, Christian Kull als Symbol ein Spaten übergeben. Dieser wurde an den damaligen Regierungsrat Markus Kägi weitergereicht, mit der Bitte, doch bald mit den Bauarbeiten zu starten.

Alles in Frage gestellt

Einen letzten Kampf musste die IG von 2019 bis 2020 führen. Der Kantonsrat bewilligte damals nach vielen Diskussionen im Vorfeld und an der Sitzung selbst einen Nachtragskredit für den Bau des Zubringers. Danach war die IG auch am Spatenstich im August 2020 mit dabei und durfte die Früchte ihrer Arbeit ernten. Auch der an die Baudirektion übergebene Spaten blieb nicht verschwunden, sondern tauchte an der offiziellen Eröffnungsfeier des Autobahnzubringers am vergangenen Samstag wieder auf (der «Anzeiger» berichtete). Er wurde nun vom aktuellen Baudirektor, Martin Neukom an die Gemeindepräsidentin Ottenbachs, Gabriela Noser Fanger weitergegeben. Auf die Eröffnung des Zubringers angesprochen, meint Philipp Schweiger, dass dies eine grosse Chance für die Gemeinden sei. Er hofft, dass man nun gemeinsam die Dörfer weiterentwickeln kann. Der andere Philipp ergänzt, dass man bereits 2012 die Vision hatte, dass der Langsamverkehr seinen Platz im Dorf erhält. Zur Neugestaltung der Dorfstrasse in Obfelden wurde die IG auch ein letztes Mal aktiv. Im Dezember 2021 bekräftigten sie in einer Stellungnahme, dass Tempo 30 zwingend in den Kernzonen der Schulwege einzuführen sei. Auch für ein Lkw-Durchfahrtsverbot sprach man sich aus. Bei einer Online-Umfrage der IG unter seinen parteiübergreifenden Mitgliedern sprachen sich über 80% für mehr Tempo 30 auf der Dorfstrasse aus.

«Eine lange Zeit für eine IG»

Bei der nun geplanten Neugestaltung wurde Tempo 30 auf einem längeren Abschnitt eingeplant. Somit ein weiterer Erfolg für die IG. Noch ist das Vorhaben in Obfelden nicht umgesetzt, trotzdem hat man sich entschieden die IG Sicherer Schulweg aufzulösen. Philipp Schweiger sagt dazu: Wir haben den Power nicht mehr. Es braucht jetzt neue Kräfte.» Philipp Metzler erklärt: «Die elf Jahre waren eine sehr lange Zeit für eine IG. Mit der Eröffnung der Zubringers ist zumindest unser Hauptanliegen umgesetzt.»

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