Ein Geburtstagsfest der Superlative

Die Bevölkerung feierte einen ganzen Tag das 200-Jahre-Jubiläum der Firma Weisbrod

Marktbesucherinnen bewundern die duftenden handgefertigten Seifen der Manufaktur MHplus.

Marktbesucherinnen bewundern die duftenden handgefertigten Seifen der Manufaktur MHplus.

Die Modeschau wusste unter anderem mit modernen Tanzeinlagen zu gefallen. (Bilder Marianne Voss)

Die Modeschau wusste unter anderem mit modernen Tanzeinlagen zu gefallen. (Bilder Marianne Voss)

Sabine und Oliver Weisbrod mit Sohn Philipp (Mitte), im Weisbrod-Helfer-Look, freuen sich am Markttreiben.

Sabine und Oliver Weisbrod mit Sohn Philipp (Mitte), im Weisbrod-Helfer-Look, freuen sich am Markttreiben.

Steinmetz Viktor Häberling führt Kinder ins Steinhauen ein.

Steinmetz Viktor Häberling führt Kinder ins Steinhauen ein.

Wer am Samstag nicht ans Schwingfest nach Mollis reiste, kam nach Hausen, um das 200-Jahre-Jubiläum der Firma Weisbrod zu feiern. So schien es jedenfalls zu sein, denn die Menschen strömten in Scharen von allen Seiten aufs Weisbrod-Areal. Am Nachmittag gab es manchmal fast kein Durchkommen zwischen den Ständen oder in den ­Innenräumen. Die Stimmung war fröhlich, man begrüsste sich, blieb für einen Schwatz stehen oder schlenderte gemütlich von Stand zu Stand. Die Familie Weisbrod hatte sich ein Fest für die ganze Bevölkerung gewünscht – und das war es von morgens bis tief in die Nacht.

Der Tag begann mit einem Konzert der Orchestergesellschaft Affoltern. Danach konnten die Gäste bis zum Abend auf dem ganzen Areal unzählige Angebote geniessen: den Handwerksmarkt, den Einblick in die Innenräume, den Besuch von Workshops und Vorführungen, die Kinoecke, die Ausstellung sowie die Livemusik. Im Stoffladen drängten sich die Besuchenden um das Regal mit den limitierten Jubiläumsschals, und an den Festtischen genossen sie das Zusammensein bei Speis und Trank. Auch die Gemeinnützige Gesellschaft des Bezirks Affoltern (GGA) war an einem Stand vertreten, denn sie ist präzise gleich alt wie die Firma Weisbrod. Im gleichen Jahr, 1825, gründeten Jakob Zürrer sein Seidengeschäft in Hausen und Conrad Melchior Hirzel, Oberamtmann im Schloss Knonau, zusammen mit einigen Dutzend aufgeschlossenen Männern die Gemeinnützige Gesellschaft des Bezirkes Affoltern.

Faszinierendes Handwerk

An 42 Ständen präsentieren ausgesuchte Handwerkerinnen und Handwerker aus der ganzen Schweiz ihr traditionelles Können. An vielen Ständen bildeten sich Trauben von interessierten Menschen, die den Fachleuten fasziniert bei der Arbeit zuschauten, zum Beispiel beim Besenbinder, der Knopfmacherin, dem Stuckateur, dem Steinmetz, den Glaskünstlern, dem Bürstenmacher oder den Frauen der Vereinigung Schweizerischer Spitzenmacherinnen. Es war ein ganz besonderer Markt, es war ein Markt zum Hingucken.

Abends versammelten sich viele hundert Menschen bei der Rampe zum offiziellen Teil des Festes. Gemeindepräsident Stefan Gyseler betonte in seinen Grussworten die Verbundenheit der Firma Weisbrod mit dem Dorf Hausen. Er sprach auch von der anspruchsvollen Transformation der Firma. «Ich finde, sie ist mit dem Leben im Areal und dem Wohnraum in der Törlenmatt sehr gut gelungen.» Stellvertretend für ganz Hausen gratulierte er der Familie Weisbrod und dankte für ihr grosses Engagement. «Hausen darf stolz sein, so eine Firma im Dorf zu haben.»

Mit Zuversicht in die Zukunft

Die Jubiläumsansprache von Sabine und Oliver Weisbrod berührte das Publikum, und es war spürbar, wie stark die Familie Weisbrod über Generationen in der Bevölkerung verankert ist. Sie sprachen von all den Menschen, welche die Firmengeschichte mitgeschrieben haben, aber nicht in Chroniken erwähnt sind. Sie blickten auch zurück in die Gründerzeit, in die Biografie des Waisenkindes Jakob Zürrer sowie auf die wirtschaftlichen und politischen Krisen. Die letzte Krise mit der Folge der Schliessung der Produktion mussten sie selber durchstehen. Dazu äusserte Oliver Weisbrod: «Es war ein einschneidender Moment. Der Abschied schmerzt uns heute ­immer noch.» Aber Sabine Weisbrod ­ergänzte optimistisch: «Die Weisbrod-Zürrer ist noch da, sie steht stark verwurzelt in Hausen. Wir blicken heute also mit Stolz auf die Vergangenheit zurück und mit grosser Zuversicht in die Zukunft.»

Die anschliessende Modeschau war ein Genuss für Auge und Ohr. Sie wurde von Jugendlichen der TDC Dance Company aus Baar präsentiert und war eine Zeitreise durch die Epochen vom Rokoko bis in die Moderne. Die Historikerin Fabienne Dubs moderierte die Auftritte und erklärte humorvoll die zahlreichen «Unterbauten», die für die Frauengewänder im 18. und 19. Jahrhundert verwendet wurden. Im zweiten Teil der Modeschau tanzten sich die jungen Frauen in verschiedenen Kleidungen bis in die Moderne. Als am Schluss alle Models zusammen mit der Familie Weisbrod auf der Bühne standen, erhielten sie von den Gästen einen tosenden Applaus. Das Fest war aber noch nicht zu Ende, denn danach spielte die Band 7tcover auf und motivierte viele dazu, zu den rockigen Rhythmen in Bewegung zu kommen.

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